GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
berichten. Ihr werdet mich jetzt sofort freila s sen!«
»Du bist frei«, sagte ich.
Sie starrte mich verblüfft an und wich weiter zurück, wobei sie Nar besonders im Auge behielt. Ihr Blick war auf mein Schwert gerichtet, als erwartete sie von mir ni e dergeschlagen zu werden, wenn sie mir den Rücken keh r te.
»Es ist gut«, sagte sie schließlich, »daß du meinem B e fehl gehorchst. Vielleicht wird dir deswegen ein leichter Tod gewährt.«
»Wer könnte der Tochter des Ubar etwas abschl a gen?« fragte ich und fügte boshaft hinzu: »Viel Glück im Sumpf.«
Sie blieb stehen und erschauderte. Ich wandte mich ab, legte meine Hand auf ein Vorderbein Nars – sehr sanft, um seine empfindlichen Härchen nicht zu verletzen.
»Nun, mein Bruder«, sagte ich und dachte an die B e leidigung des Mädchens, »setzen wir unsere Reise fort?« Ich wollte Nar zu verstehen geben, daß nicht alle Me n schen so über das Spinnenvolk dachten wie die Bewo h ner Ars.
»Ja, mein Bruder«, erwiderte die mechanische Stimme. Und tatsächlich wäre ich lieber ein Bruder dieses sanften, intelligenten Monstrums gewesen als der Freund ma n cher Barbaren, die mir schon hier auf Gor begegnet w a ren. Vielleicht war es sogar e i ne Ehre, daß er mich als seinen Bruder bezeichnet hatte.
Ich stieg auf Nars Rücken, und wir setzten uns in B e wegung.
»Wartet!« rief die Tochter des Ubar. »Ihr könnt mich nicht hier allein lassen!« Sie stolperte von dem Grash ü gel und fiel ins Wasser. Sie kniete in der grünen Flüssi g keit und hob flehend die Hände, als würde sie sich plöt z lich ihrer entsetzlichen Lage bewußt. Es war kein sch ö nes Schicksal, im Sump f wald allein gelassen zu werden. »Nehmt mich mit«, sagte sie.
»Warte«, sagte ich zu Nar, und die Riesenspinne blieb stehen.
Das Mädchen versuchte aufzustehen, doch eines ihrer Beine schien plötzlich viel länger zu sein als das andere. Wieder stolperte sie und stürzte. Sie fluchte wie ein Tarnsmann. Ich lachte und glitt von Nars Rücken. Ich watete zu ihr und trug sie auf den kleinen Hügel zurück. Für ihre Größe war sie übe r raschend leicht.
Ich hatte sie kaum in die Arme genommen, als sie wild nach mir schlug. »Wie kannst du es wagen, die Tochter eines Ubars anzufassen!« rief sie. Ich zuckte die Achseln und ließ sie ins Wasser fallen. Wütend rappelte sie sich auf und humpelte zu dem Baum. Ich folgte ihr und unte r suchte das Bein. Ein gewaltiger Schuh hatte sich von i h rem kleinen Fuß gelöst und hing lose herab. Die Sohle war etwa zwanzig Zentimeter dick. Ich lachte. Endlich hatte ich eine Erklärung für die unglaubliche Größe des Mä d chens gefunden.
»Der Schuh ist kaputt«, sagte ich. »Tut mir leid.«
Sie versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht. Ich löste auch den anderen Schuh. »Kein Wunder, daß du kaum gehen kannst«, sagte ich. »Warum trägst du die dummen Dinger?«
»Die Tochter eines Ubar muß auf ihre Untertanen h e rabsehen«, war die Antwort.
Als sie sich jetzt aufrichtete, reichte sie mir kaum bis zum Kinn. Wütend hielt sie den Blick gesenkt. Die Toc h ter eines Ubar schaute zu niemandem auf.
»Ich befehle dir, mich zu beschützen«, sagte sie.
»Ich nehme von der Tochter des Ubar von Ar keine Befehle entgegen«, sagte ich.
»Du mußt mich mitnehmen«, sagte sie.
»Warum?« fragte ich. Nach den rauhen Sitten des La n des schuldete ich ihr nichts – eher war es anders herum. Nach ihrem Versuch, mich umzubringen, der nur durch Nars Netz fehlgeschlagen war, hatte ich eigentlich das Recht, sie zu töten und ihren Kö r per den Wasserechsen zu überlassen. Natürlich vermochte ich diese Dinge nicht vom goreanischen Standpunkt aus zu sehen, aber das wußte sie natü r lich nicht. Wie konnte sie auch ahnen, daß ich sie nicht so behandeln würde, wie sie es nach der ra u hen Justiz Gors verdient hatte?
»Du mußt mich beschützen«, sagte sie. Ein flehender Unterton lag in ihrer Stimme.
»Warum?« fragte ich wütend.
»Weil ich deine Hilfe brauche«, sagte sie. Dann schnappte sie aufgebracht: »Das hätte ich nicht sagen müssen!« Sie hatte den Kopf gehoben und schaute mir einen Augenblick lang in die Augen. Wutzitternd senkte sie den Kopf wieder.
» Bittest du mich um diesen Gefallen?« fragte ich.
Plötzlich wirkte sie seltsam unterwürfig.
»Ja«, sagte sie. »Fremder, ich, die Tochter des Ubar von Ar, bitte dich um deinen Schutz.«
»Du hast mich umbringen wollen«, antwortete ich. »Wie kann ich wissen, daß
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