GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
k te ihm und wurde sanft auf den Rücken gehoben. Die Spinne bewe g te sich nun schnell und geschickt durch den Sumpfwald.
Wir waren etwa eine Stunde unterwegs, als Nar plöt z lich verharrte und die beiden Vorderbeine wi t ternd in die Luft hob.
»Hier ist ein fleischfressender Tharlarion in der Nähe – ein wilder Tharlarion. Halt dich fest!«
Zum Glück gehorchte ich sofort, denn schon raste Nar zu einem nahestehenden Sumpfbaum und h a stete am Stamm empor. Einige Minuten später hörte ich das hun g rige Knurren eines wilden Tharlarion und gleich darauf den durchdringenden Entse t zensschrei eines Mädchens.
Von Nars Rücken aus konnte ich das Sumpfgebiet mit seinen Schilfinseln und Insektenschwärmen überblicken. In einer Schilfwand etwa fünfzig Schritt entfernt tauchte schreiend und stolpernd eine Menschengestalt auf. Mit ausgestreckten Armen floh sie blindlings in den Sumpf. Im gleichen A u genblick erkannte ich die bestickte Robe, die nun schlammbespritzt und zerfetzt war – es war die Tochter des Ubar!
Kaum hatte das Mädchen die Lichtung erreicht und h a stete durch das seichte grüne Wasser zu u n seren Füßen, als auch schon der furchterregende Kopf eines wilden Tharlarion im Schilf erschien. Die runden Augen schi m merten vor Erregung, das ries i ge Maul klaffte weit. Mit fast unvorstellbarer Geschwindigkeit zuckte eine lange braune Zunge aus diesem Maul und ringelte sich um die schlanke, hilflose Gestalt des Mädchens. Sie kreischte hysterisch.
Ohne nachzudenken, kletterte ich von Nars Rücken, ergriff eine der langen, lianenähnlichen Ranken, die wie Parasiten in den Sumpfbäumen leben. Eine Sekunde sp ä ter landete ich am Fuße des Baumes im Sumpfwasser und rannte mit erhobenem Schwert auf den Tharlarion zu. Ich stürzte mich zwischen das große Maul und das Mädchen und hieb mit schnellem Schwertschlag die braune Zu n ge durch.
Ein ohrenbetäubender Schmerzensschrei schrillte durch die schwüle Sumpfluft, und der Tharlarion erhob sich schmerzgepeinigt auf die Hinterpranken und zog mit häßlichem Geräusch den Stumpf seiner Zunge in das Maul. Gleich darauf richteten sich se i ne bösen Augen auf mich, das Maul, das nun mit farblosem Schleim gefüllt war, öffnete sich und en t blößte scharfe Zahnreihen.
Das Ungeheuer ging zum Angriff über. Ich kniete ni e der, und der gewaltige Kopf fuhr über mich d a hin; im gleichen Augenblick stieß ich das Schwert heftig nach oben und ließ die Klinge tief in den di c ken Hals sinken. Der Tharlarion wich einige Schritte zurück, langsam, u n sicher. Der Zungenstumpf zischelte mehrmals aus dem Mund, als verstünde das Wesen nicht, warum die Zunge nicht mehr vol l ständig war.
Der Tharlarion sank ein wenig tiefer in den Sumpf und schloß halb die Augen. Da wußte ich, daß der Kampf vorüber war. Das Wesen glitt langsam in den Schlamm, und ringsum rührte sich das Wasser, und ich ahnte, daß sich nun bereits die kleinen Wasserechsen des Sumpfes an ihre scheußliche A r beit machten. Ich bückte mich und wusch meine Schwertklinge ab. Vorsichtig kehrte ich dann zum Stamm des Sumpfbaums zurück und erklette r te die kleine trockene Insel, die sich darum gebildet hatte.
Ich sah mich um. Das Mädchen war geflohen. Das ä r gerte mich etwas. Aber was hatte ich erwartet? Daß sie mir danken würde? Sie hatte mich zweifellos dem Tha r larion überlassen und sich darüber g e freut, daß sich ihre Gegner nun gegenseitig vernichteten, während sie ung e schoren davonkam. Ich fragte mich, wie weit sie wohl in den Sumpf vo r dringen konnte, ehe ein zweiter Tharlarion ihre Spur aufnahm. Ich rief: »Nar!« und sah mich nach meinem Spinnenfreund um, doch auch er war ve r schwunden. Erschöpft lehnte ich mich mit dem R ü cken gegen den Baumstamm, ohne die Hand vom Schwertgriff zu nehmen.
Angewidert beobachtete ich den Körper des toten Tha r larion. Er hatte sich gewendet, und die ersten Knochen wurden sichtbar. Die kleinen Echsen w a ren wirklich schnell.
Ein Geräusch ertönte. Ich sprang kampfbereit auf. Doch es war nur die Spinne, die mit hastigen Bewegu n gen näher kam. In ihren Eßwerkzeugen hielt sie die Tochter des Ubar Marlenus. Das Mädchen schlug mit i h ren winzigen Fäusten auf Nar ein. Die Spinne kümmerte sich nicht darum und setzte sie vor mir ab, und ihre schimmernden Knopfaugen wirkten wie leere, au s druckslose Monde an einem nächtlichen Himmel.
»Dies ist die Tochter des Ubar Marlenus«, sagte Nar und fügte ironisch hinzu: »Sie hat
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