GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde
nehmen könnte – ich, ein gewöhnl i cher Soldat. Aber ich mußte mir beschämt eingestehen, daß mir eben dieser Gedanke durch den Kopf gegangen war, als ich sie zu den Bäumen zerrte, und daß mich der Zauber ihrer Schönheit davon abgebracht hatte, sie zu e r niedrigen. Ich schämte mich und beschloß, daß diesem Mä d chen kein Leid geschehen sollte, obwohl sie bösartig und heimtückisch war wie ein Tharlarion.
»Ich werde dich nicht nehmen«, sagte ich. »Ich will dich auch nicht töten.«
Sie hob den Kopf und musterte mich verwundert.
Dann stand sie auf und sah mich verächtlich an. »Wenn du ein wirklicher Krieger wärst, hättest du mich schon auf dem Rücken deines Tarn genommen, hoch oben in den Wolken – und du hättest meine Kleidung in die Str a ßen Ars hinabgeworfen, um meinen Leuten zu zeigen, was mit der Tochter ihres Ubar geschehen ist.« Offe n sichtlich glaubte sie, ich hätte Angst, sie zu verletzen, und als Toc h ter eines Ubar stünde sie über den Gefahren einer G e fangenschaft.
»Zieh dich aus«, sagte ich. »Ich muß sehen, ob du noch andere Waffen trägst.«
»Kein Mann darf die Tochter des Ubar ohne Kleidung sehen«, entgegnete sie.
»Entweder ziehst du dich jetzt aus«, sagte ich, »oder ich lege selbst Hand an.«
Wütend begann sie die Haken ihrer schweren R o ben zu lösen.
Sie hatte kaum begonnen, als ihre Augen plötzlich tr i umphierend aufleuchteten und ein Freudenschrei über i h re Lippen kam.
»Keine Bewegung!« sagte eine Stimme hinter mir. »E i ne Armbrust ist auf dich angelegt.«
»Gut gemacht, Männer von Ar«, rief die Tochter des Ubar.
Ich wandte mich langsam mit ausgebreiteten Händen um und sah mich zwei Fußsoldaten aus Ar gegenüber. Einer war Offizier, der andere ein g e wöhnlicher Soldat, der seine Armbrust auf mich gerichtet hatte. Auf die ku r ze Entfernung konnte er mich kaum verfehlen.
Der Offizier, ein großer Bursche, dessen Helm Kamp f spuren aufwies, kam vorsichtig mit erhob e nem Schwert näher und entwaffnete mich. Er b e trachtete das Zeichen auf dem Dolchgriff und l ä chelte. Er steckte die Waffe in seinen Gürtel und fesselte mich mit Handschellen. Dann wandte er sich an das Mädchen.
»Du bist Talena, Marlenus' Tochter?« fragte er und klopfte auf den Dolchgriff.
»Du siehst doch, daß ich die Roben der Tochter des Ubar trage«, sagte das Mädchen, ohne von dem Offizier weiter Notiz zu nehmen. Sie trat vor mich hin, ihr triu m phierender Blick war auf mich geric h tet. Sie spuckte mir ins Gesicht und versetzte mir einen heftigen Schlag. Meine Wange brannte.
»Bist du Talena?« fragte der Offizier noch einmal.
»Das bin ich, ihr Helden vor Ar«, erwiderte das Mä d chen stolz und wandte sich um. »Ich bin Tal e na, die Tochter von Marlenus, des Ubar von ganz Gor.«
»Gut«, sagte der Offizier und wandte sich an seinen Untergebenen. »Zieh sie aus und leg ihr Skl a venfesseln an.«
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Ich sprang vor, wurde jedoch durch das Schwert des O f fiziers aufgehalten. Der einfache Soldat legte seine Ar m brust ab und näherte sich Talena, die ihn schrecken s bleich anstarrte. Der Mann begann die bestickten Schla u fen aufzureißen; methodisch riß er ihre Roben auseina n der, öffnete sie, zog sie über i h re Schultern herab. Gleich darauf stand sie nackt vor uns, ihre Kleidung lag als ein schmutziger Haufen um ihre Füße. Ihr Körper, stelle n weise schlammverschmutzt, war von außergewöhnlicher Schö n heit.
»Warum tut ihr das?« fragte ich.
»Marlenus ist geflohen«, sagte der Offizier. »In der Stadt herrscht Chaos. Die Wissenden haben die Macht übernommen und befohlen, daß Marlenus und alle Mi t glieder seines Haushalts auf den Ma u ern Ars öffentlich aufzuspießen sind.«
Das Mädchen stieß einen Schreckensschrei aus.
Der Offizier fuhr fort: »Marlenus hat den Heimstein verloren, den Stein, der Ar Glück brachte. Er selbst ist mit fünfzig Tarnkämpfern und einem gr o ßen Teil des Stadtschatzes geflohen. In den Straßen toben Kämpfe zwischen den Gruppen, die die Herrschaft über Ar a n streben. Es wird geplündert und gebrandschatzt. Die Stadt steht unter Kriegsrecht.«
Widerstandslos hob das Mädchen die Arme, und der Soldat ließ die Sklavenfessel darum zuschna p pen – zwei leichte, mit blauen Steinen besetzte Goldbänder, die fast wie Schmuckstücke aussahen. Talena schien sprachlos zu sein. In wenigen Sekunden war ihre Welt zusammeng e brochen. Sie war nun plötzlich die verurteilte Tochter e i nes
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