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GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

Titel: GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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mich in meinem Zimmer im College zu befinden. Doch ich lag auf einem flachen, harten Lager, das ein Tisch sein mochte, in e i nem kreisförmigen Raum mit niedriger Decke. Die la n gen schmalen Fenster erinnerten mich an Schießscharten in mittelalterl i chen Türmen. Zu meiner Rechten hing ein großer Wandteppich mit einer Jagdszene. Ein Trupp von Jägern griff ein häßliches Tier an, das einem Wil d schwein ähnelte im Verhältnis zu den Männern wirkte es allerdings übermäßig groß; außerdem ha t te es vier Hauer, die messerscharf zu sein schienen.
    Auf der anderen Seite hing ein runder Schild mit g e kreuzten Speeren dahinter; die Zeichen darauf erinne r ten mich an frühe griechische Schilde, doch ich konnte sie nicht entziffern. Über dem Schild hing ein Helm mit e i nem annähernd Y-förmigen Schlitz für Augen, Nase und Mund. Eine strenge Würde ging von den Waffen aus, die dort an der Wand hingen, als seien sie zum Kampf bereit.
    Außer diesem Wandschmuck und zwei Steinblöcken, bei denen es sich um Stühle handeln mochte, war der Raum leer; Wände, Decke und Fußboden waren ma r morglatt. Es schien keine Tür zu g e ben. Ich richtete mich auf, ließ mich von dem Steintisch gleiten und ging zu e i nem Fenster. Ich sah hinaus und erblickte die Sonne – es mu ß te unsere Sonne sein. Sie wirkte einen Deut größer, als ich sie in Erinnerung hatte. Der Himmel war blau – wie auf der Erde. Ich atmete frei, und das ließ auf eine Atm o sphäre schließen, die sehr viel Sauerstoff enthielt. Ich mußte auf der Erde sein. Doch als ich mich weiter umsah, dämmerte mir die Erkenntnis, daß es sich nicht um meinen Mutterplaneten handeln konnte. Das Gebä u de, in dem ich mich befand, schien zu einer riesigen Gruppe von Türmen zu gehören – sich endlos erstre c kenden fl a chen Zylindern unterschiedlicher Formen und Größen, die durch schmale, buntgestrichene Brücken miteinander ve r bunden waren.
    Ich konnte mich nicht weit genug hinausbeugen, um auch den Boden zu erkennen. Doch in der Ferne waren Berge auszumachen, die mit grüner Veget a tion bedeckt waren. Ratlos wandte ich mich wieder dem Tisch zu – und hätte mir im nächsten Auge n blick beinahe die Hüfte daran gestoßen. Es war fast, als wäre ich gestolpert, als wäre mir schwindlig. Ich machte eine Runde durch das Zimmer und sprang schließlich auf den Tisch, wie ich normalerweise e i ne Treppenstufe ersteige. Es war anders, eine andere Bewegung. Ja, das mußte es sein. Eine g e ringere Schwerkraft. Der Planet war also kleiner als u n sere Erde und hatte – nach der Größe der Sonne zu urte i len – eine etwas kleinere Umlaufbahn.
    Meine Kleidung bestand aus einer rötlichen Tun i ka, die an der Hüfte von einer gelben Schnur z u sammengehalten wurde. Ich sah, daß man mir den roten Ring mit dem ›C‹ an die Hand gesteckt hatte. Ich war hungrig und versuc h te mich zu konzentri e ren, doch es nützte nichts. Ich kam mir wie ein ahnungsloses Kind vor, das sich in einer vö l lig unb e greiflichen Erwachsenenwelt wiederfindet.
    Ein Stück Wand glitt zur Seite, und ein großer rotha a riger Mann trat ein. Er mochte Ende Vierzig sein und war gekleidet wie ich. Offensichtlich ein Mann von der Erde. Er lächelte mich an, legte mir die Hände auf die Schu l tern und sagte mit einem Anflug von Stolz: »Du bist mein Sohn Tarl Cabot.«
    »Ich bin Tarl Cabot«, sagte ich.
    »Ich bin dein Vater«, sagte er und reichte mir die Hand. Die vertraute Geste beruhigte mich etwas. Ich war übe r rascht, daß ich diesen Fremden nicht nur als Wesen von meiner Welt hinnahm, sondern auch als den Vater, an den ich mich nicht erinnern konnte.
    »Wie geht es deiner Mutter?« fragte er, und seine A u gen verrieten Besorgnis.
    »Sie ist vor vielen Jahren gestorben«, sagte ich.
    Er sah mich an. »Von allen war sie mir am liebsten«, sagte er und wandte sich ab. Ich war wütend auf mich selbst, da ich gegen meinen Willen Mitleid mit ihm ve r spürte. Hatte er nicht meine Mutter und mich im Stich gelassen? Doch irgendwie fühlte ich mich gedrängt, zu ihm zu treten und ihm die Hand auf den Arm zu legen, ihn zu berühren. Etwas rührte sich in mir, verschwo m mene, schmerzhafte Eri n nerungen tauchten auf, die viele Jahre lang geruht hatten.
    »Vater«, sagte ich.
    Er richtete sich auf, wandte sich um und blickte mich traurig an. »Mein Sohn«, antwortete er.
    Wir trafen uns in der Mitte des Raumes und u m armten einander. Ich weinte, und er weinte ebe n falls. Ich sollte

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