GOR-Zyklus 03 - Die Priesterkönige von Gor
Käufer vor dem Stand st e henblieb, sorgte einer der bärtigen Sklavenaufseher mit der Peitsche dafür, daß die Mädchen den rituellen Satz des zum Verkauf stehenden Sklavenmädchens sagten: »Kauf mich, Herr.« Diese Mädchen waren als freie Fra u en aufgebrochen, um ihre Pflicht gegenüber den Prieste r königen zu erfüllen. Als Sklavinnen würden sie von hier gehen. Ich wandte mich ab.
Mein Anliegen galt den Priesterkönigen dieser Welt.
Ich war zum Sardargebirge gekommen, um mich den sagenumwobenen Priesterkönigen entgegenzustellen, d e ren unvergleichliche Macht das Schicksal der Städte und Menschen der Gegenerde bestimmte.
Es heißt, die Priesterkönige wissen alles, was auf ihrer Welt vorgeht, und eine Handbewegung dieser Götter g e nüge, um die Macht des Universums heraufzubeschw ö ren. Ich selbst hatte die Macht der Priesterkönige erlebt und wußte, daß es diese Wesen geben mußte. Ich war schon zweimal in einem Raumschiff der Priesterkönige von der Erde auf diese Welt gebracht worden.
Es heißt, ihre Macht erstreckt sich auf die Gefühle der Menschen ebenso wie auf die Bewegungen von Atomen und Sternen. Es heißt, daß sie die Menschen ihrem Wi l len unterwerfen können. Diesen letzten Anspruch b e zweifelte ich, denn ich hatte auf der Straße nach Ko-ro-ba einen Mann getroffen, einen Boten der Priesterkönige, der sich ihrem Willen widersetzt hatte.
Allerdings nicht lange. Denn die Priesterkönige hatten ihn vor meinen Augen vernichtet – so beiläufig, als en t ledigten sie sich eines abgelaufenen Schuhs. Das Wicht i ge war dabei für mich, daß der Mann sich gegen sie gewehrt hatte, daß dies möglich war, daß er ihre Befehle in der sicheren Erwartung des Todes, der ihm dafür dro h te, nicht befolgt hatte. Damit hatte er seine Freiheit g e wonnen, obwohl er zugleich, wie die Goreaner sagen, in die Stätte des Todes geschickt worden war.
Ich gehöre der Kaste der Krieger an, und zu unserem Ehrenkodex gehört die Gewißheit, daß der einzige Tod, der eines Mannes würdig ist, der Tod im Kampf ist. Hieran kann ich jedoch nicht mehr glauben, nachdem j e ner Bote der Priesterkönige vor meinen Augen zu Boden sank.
Mein Anliegen an die Priesterkönige ist einfach. Aus einem mir unbekannten Grunde haben sie meine Stadt Ko-ro-ba vernichtet und ihre Einwohner über den Plan e ten verstreut. Ich weiß nicht, was aus meinem Vater, meinen Freunden, meinen Kriegskameraden und meiner geliebten Talena geworden ist, der Tochter des früheren Ubar Marlenus – meiner süßen, wilden Freien Gefährtin, meiner Talena, die ewig in der einsamen Schwärze me i ner Träume lebt. Ja, ich habe mit den Priesterkönigen a b zurechnen.
2
Ich warf einen Blick in die lange breite Straße, die zu e i nem gewaltigen Holztor führte. Dahinter ragten die ze r klüfteten schwarzen Gipfel des Sardargebirges auf.
Es dauerte nicht lange, ein kleines Bündel Vorräte zu erstehen, die ich mit in das Gebirge nehmen wollte, und schnell fand ich auch einen Schriftgelehrten, der mein Manuskript übernahm. Es war in Englisch geschrieben, in einer Sprache, die er nicht lesen konnte. Ich war aber sicher, daß er das Manuskript als kostbaren Besitz hüten würde, denn zu den Tugenden seines Standes gehörte, daß er das geschriebene Wort liebte und ehrte. Was machte es da, daß er das Manuskript nicht lesen konnte – vielleicht fand sich eines Tages ein Leser!
Endlich stand ich vor dem hochaufragenden Tor aus schwarzen Baumstämmen, die durch breite Metallb e schläge zusammengehalten wurden. Der Markt lag hinter mir. Nun zählte nur noch das Sardargebirge. Meine Kle i dung, mein Schild wiesen keine Insignien auf, denn me i ne Stadt war vernichtet. Niemand würde erfahren, wer hier das Gebirge betrat.
Am Tor trat mir ein Mitglied der Kaste der Wissenden entgegen, ein mürrischer Mann mit zusammengekniff e nem Mund. Er trug die weiße Robe seines Standes.
»Möchtest du mit den Priesterkönigen sprechen?« fra g te er.
»Ja«, sagte ich.
»Weißt du, was das bedeutet?« fragte er.
»Ja«, entgegnete ich.
Der Wissende starrte mich einen Augenblick an und trat dann zur Seite, wie er es sicher schon viele Male g e tan hatte. Ich war natürlich nicht der erste, der in das Sardargebirge vordrang. Viele Männer und manchmal auch Frauen hatten die Berge betreten, doch es ist unb e kannt geblieben, was sie dort fanden. Manchmal handelt es sich bei diesen Menschen um junge Idealisten, um R e bellen oder lebensmüde Leute,
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