GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
in New York in den Wagen eines Tuchukkriegers.
Auch Kamchak war sich bewußt, daß er hier ein ungewöhnliches Mädchen vor sich hatte. Ihre Reaktionen verwirrten ihn mehr als einmal, doch seltsamerweise sah er von strengen Maßregelungen ab. Zu meiner Überraschung zwang er das Mädchen auch nicht, Sklavenkleidung anzulegen, was bei den anderen Sklavenmädchen im Lager nicht wenig Aufregung verursachte. Auch brachte er nicht sein Brandzeichen an, ebensowenig mußte sie einen Kragen tragen; nur ihr Haar hatte offen zu sein, was auf Gor seit jeher ein Zeichen für den Sklavenstand gewesen ist.
Sie durfte sich ein eigenes ärmelloses Kleidungsstück aus dem Fell eines roten Larl nähen, das zuerst ziemlich lang ausfiel, von ihrem Herrn aber schnell gekürzt wurde. Sie war anders als jedes Sklavenmädchen, das er bisher besessen hatte. Sie war seine erste Barbarin. Er wußte nicht recht, was er von ihr halten sollte, denn er war Mädchen gewohnt, die durch ihre Erziehung auf die Möglichkeit der Sklaverei vorbereitet waren. Doch im ganzen behandelte er sie bemerkenswert gut – für einen Tuchuk. Damit will ich nicht sagen, daß sie nicht schwer arbeiten mußte und gelegentlich auch zurechtgewiesen wurde, aber im Vergleich zu einem normalen Sklavendasein lebte sie nicht schlecht.
Jetzt blickte der Kassar, der das vor ihm kniende Mädchen gemustert hatte auf, lachte und hob seine Lanze.
Ich atmete erleichtert auf.
Der Krieger ritt zu Kamchak hinüber. »Was möchtest du für deine hübsche kleine Barbarensklavin?« fragte er.
»Sie steht nicht zum Verkauf.«
»Wollen wir um sie wetten?« drängte der Reiter. Er hieß Albrecht und war aus dem Volk der Kassars. Er hatte zusammen mit Conrad gegen mich und Kamchak gekämpft.
Mein Herz begann zu hämmern.
Kamchaks Augen blitzten. Er war ein Tuchuk. »Deine Bedingungen?«
»Um den Ausgang unseres Wettstreits«, sagte Albrecht und deutete auf zwei Mädchen, die ihm gehörten und am Rande des Kampfplatzes auf ihn warteten, »gegen diese beiden.« Die Mädchen stammten aus Turia. Sie waren keine Barbarinnen und waren beide sehr schön. Zweifellos wußten beide, wie sie einem anspruchsvollen Krieger der Wagenvölker gefallen konnten.
»Gemacht!« rief Kamchak.
Einige Männer, Kinder und Sklavenmädchen hatten unserem Kampf zugesehen. Kaum war Kamchak auf Albrechts Vorschlag eingegangen, als mehrere Sklavinnen auf die Wagen zuliefen und laut »Wettstreit! Wettstreit!« zu rufen begannen.
Zu meinem Mißvergnügen fand sich schnell eine große Anzahl Tuchuks, begleitet von ihren freien Frauen oder Sklavinnen, am Kampfplatz ein. Die Bedingungen des Kampfes sprachen sich schnell herum. In der Menge waren auch einige Kassars und Paravaci und sogar ein Kataii. Die Sklavinnen wirkten besonders aufgeregt. Ich hörte, wie Wetten abgeschlossen wurden. Die Tuchuks, wie viele Bewohner Gors, lieben das Spiel. Tatsächlich soll es vorgekommen sein, daß ein Tuchuk seine ganze Boskherde auf ein einziges Kaiilarennen setzte oder daß bei Spielen bis zu einem Dutzend Sklavinnen den Besitzer wechselten, nur weil ein Vogel eine andere als die gewettete Richtung einschlug oder die Anzahl von Kernen in einer Tospitfrucht nicht stimmte.
Die beiden Mädchen Albrechts standen mit leuchtenden Augen am Rande der Wettkampfbahn und versuchten ihr freudiges Lächeln zu unterdrücken. Zu meiner Überraschung schien sich auch Elizabeth Cardwell zu freuen, obwohl ich mir den Grund nicht recht vorstellen konnte.
Sie kam zu mir herüber, stellte sich auf Zehenspitzen neben meine Kaiila und hielt meinen Steigbügel. »Sie werden gewinnen«, sagte sie.
Ich wünschte, ich wäre so zuversichtlich wie sie.
Ich war zweiter Reiter für Kamchak, so wie Albrecht zweiter Reiter für Conrad von den Kassars war.
Zwar ist die Position des ersten Reiters höher, aber die von beiden Kämpfern erzielten Punkte zählen gleich. Gewöhnlich ist der erste Reiter der erfahrenere, geschicktere Mann.
In der nun folgenden Stunde erwies sich mein Training als vorteilhaft. In den letzten Monaten hatte ich mich, wenn ich nicht gerade mit Kamchak Herdenritte unternahm, sehr für die Jagd- und Kampfwaffen der Tuchuks interessiert, was für einen Krieger stets eine zufriedenstellende Beschäftigung ist. Kamchak war ein guter Lehrer in dieser Beziehung und überwachte meine stundenlangen Übungen mit Lanze, Quiva und Bola. Auch lernte ich den Umgang mit dem Lasso und dem Bogen. Dem Bogen fehlt wegen seiner geringen Größe die
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