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GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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des Hohen Rates. Es gibt ein Sprichwort auf Gor: »Gold kennt keine Kaste« – ein Sprichwort, das die Kaufleute sehr lieben. Wie ich gehört habe, sehen sie sich insgeheim als die höchste Kaste überhaupt an, obwohl sie das natürlich nicht offen aussprechen, um die Mitglieder anderer Kasten nicht gegen sich aufzubringen. Der Anspruch ist nicht ganz unbegründet, könnte man sagen, denn die Kaufleute sind oft auf ihre Art sehr mutig und geschickt; sie unternehmen lange Reisen, setzen ihre Waren aufs Spiel, riskieren Karawanen, handeln Tauschvereinbarungen aus, formulieren und entwickeln untereinander Handelsgesetze, der einzigen gesetzlichen Vereinbarungen überhaupt, die zwischen den goreanischen Städten bestehen. Die Händler veranstalten und leiten effektiv auch die vier großen Jahrmärkte, die jedes Jahr am Fuße des Sardargebirges abgehalten werden. Ich sage ›effektiv‹, weil diese Märkte eigentlich unter der Leitung eines Komitees der Kaste der Wissenden stehen, das sich jedoch weitgehend auf seine Zeremonien beschränkt und zufrieden ist, die schwierige Führung dieses gewaltigen kommerziellen Phänomens den Mitgliedern der niederen, verachteten Kaste der Kaufleute zu überlassen.
    »Dies«, sagte Saphrar der Händler, »ist eine Portion cosianischen Flügelfisches.«
    »Wie kommt es, daß du in Turia Fische von der Insel Cos servieren kannst?«
    »Ich habe eine Kriegsgaleere in Port Kar«, erwiderte Saphrar, »die ich zweimal im Jahr nach Cos schicke, um Fische zu holen.«
    Saphrar war ein kleiner, dicker Mann mit rosiger Haut und kurzen Beinen und Armen; er hatte lebhafte Augen und einen winzigen rundlichen Mund; von Zeit zu Zeit bewegte er hastig seine rotlackierten Fingernägel, als befühlte er eine Tarnmünze oder einen vorzüglichen Stoff. Sein Kopf war glattrasiert, wie es in der Kaste der Kaufleute üblich ist, seine Augenbrauen waren ausgezupft, und über jedem Auge waren vier goldene Tropfen angebracht. Er stellte bei jedem Lächeln zwei goldene Zähne zur Schau, die beiden oberen Schneidezähne, die vermutlich Gift enthielten; Händler sind im Umgang mit Waffen selten geübt. Sein rechtes Ohr wies eine Kerbe auf, zweifellos ein Unfall. Kerben dieser Art werden gewöhnlich Dieben zugefügt, wenn sie zum erstenmal erwischt werden. In Saphrars Fall mußte die Kerbe sicher auf einen anderen Grund zurückzuführen sein; trotzdem hatte sie ihm bestimmt schon oft Kopfzerbrechen bereitet. Saphrar war ein angenehmer Bursche, der sich zu benehmen wußte, ein wenig träge vielleicht – bis auf die Augen und seine schnellen Finger. Auf jeden Fall war er ein guter und aufmerksamer Gastgeber.
    »Wie kommt es«, sagte ich, »daß ein Kaufmann aus Turia in Port Kar eine Kriegsgaleere unterhält?«
    Saphrar lehnte sich auf seinen gelben Kissen zurück.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, daß Port Kar mit Binnenstädten freundschaftliche Beziehungen unterhält«, fuhr ich fort.
    »Das trifft auch nicht zu«, sagte Saphrar achselzuckend. »Gold kennt eben keine Kaste.«
    Ich aß ein Stück Fisch und spülte mit einem ordentlichen Schluck Paga nach. Saphrar beobachtete mich schaudernd.
    Neben mir kratzte Kamchak seinen Teller leer, hielt ihn an den Mund und ließ das fantasievoll zubereitete Fleisch in seinen Mund gleiten.
    Ich beobachtete Saphrar, der mit geschlossenen Augen ein zuckendes Etwas in den Mund schob.
    »Saphrar aus der Kaste der Kaufleute hat die wahre Macht in Turia«, hatte mir Kamchak gesagt. Ich blickte den Tisch hinunter und musterte Kamras, die rechte Hand von Phanius Turmus, dem Administrator Turias. Er war ein großer starker Mann mit langem schwarzem Haar. Er saß wie ein Krieger. Er hatte von uns bisher noch keine Notiz genommen.
    Kamchak und ich waren erst vor einigen Stunden in die neuntorige Stadt gekommen. Wir hatten einige Packkaiila mitgebracht.
    Auf diesen Tieren befanden sich Kisten mit kostbaren Schnitzereien und Juwelen, dazu Silbergefäße, Schmuck, Spiegel, Ringe, Kämme und goldene Tarnmünzen, die die Zeichen von einem Dutzend Städten trugen. Alles Geschenke für die Turianer, eine fast unverschämte Geste der Wagenvölker, die damit anzeigen wollten, wie unwichtig ihnen solche Dinge waren, so unwichtig, daß sie sie sogar den Turianern überließen. Turianische Besucher bei den Wagenvölkern, so selten sie kamen, versuchten diese Geschenke natürlich zu übertreffen. Kamchak hatte mir im Vertrauen gesagt, daß einige der Kostbarkeiten schon ein Dutzendmal hin und her

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