GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
durchzufüttern.
»Die Nacht ist schön«, sagte ich.
Mip lächelte mich an. Er balancierte auf den Temstangen entlang, bis er zwei Rennsattel mit Zügeln erreichte. Er warf mir einen herüber und deutete auf einen wachsam blickenden braunen Renntarn, der zwei Stangen entfernt saß. Die Rennzügel ähneln den gewöhnlichen Zügeln – ein Halsring und ein Sattelring, die durch sechs Riemen verbunden sind. Der Unterschied liegt in der Straffheit der Schnüre zwischen den beiden Ringen. Der Sattel selbst ist winzig im Gegensatz zum gewöhnlichen Tarnsattel, der mit seinen Taschen, Waffenscheiden und Halteschlaufen ziemlich unförmig erscheint.
Mip ritt den Grünen Ubar; er sah gut aus in dem abgetragenen Sattel mit den kurzen Steigbügeln.
Wir befestigten unsere Sicherheitsgurte, die bei den Rennsätteln doppelt sind.
»Versuch den Tarn nicht zu lenken, ehe wir aus dem Stall sind«, sagte Mip. »Er muß sich auch erst an die Zügel gewöhnen.« Er lächelte. »Es handelt sich nicht um einen Kriegstarn.«
Mip, der kaum seinen ersten Zügel zu berühren schien, lenkte den alten Vogel auf die Stange hinaus. Das Tier bewegte königlich den alten Kopf; seine riesigen Flügel entfalteten sich, die alten Augen schimmerten. Mit ungeduldigen Flügelschlägen hüpfte mein Tier seinem Artgenossen nach.
Ich war aufgeregt, wie immer, wenn ich auf dem Rücken eines Tarn saß. Auch Mip schien erfrischt, von neuem Leben erfüllt.
Wir starrten auf die Zylinder, Lichter und Brücken. Es war ein frischer, kühler Sommerabend. Die Sterne über der Stadt waren klar und hell.
Mip ließ seinen Tarn starten und steuerte ihn zwischen die Zylinder, ich folgte ihm.
Als ich zum erstenmal die Zügel betätigen wollte, erlebte ich eine Überraschung. Ich zog zu fest an, und der Tarn bog so plötzlich ab, daß ich in meine Gurte gepreßt wurde; die breiten schnellschlagenden Flügel des Renntarns gestatten Drehungen und Wendungen, die bei den schweren Kriegstarns undenkbar sind. Mit einem kleinen Ruck am zweiten Zügel führte ich den Vogel wieder nach oben und schloß mit Mip auf.
Die Lichter Ars, die Laternen auf den Brücken huschten vorüber, die Zylinderdächer wirbelten aus der Dunkelheit heran und fielen zurück.
Schließlich wendete Mip sein Tier, zog es zur Landung hinab und setzte es auf einer Stange über den höchsten Tribünen des Tarnstadions auf, in dem ich an diesem Nachmittag die Rennen beobachtet hatte.
Das Stadion war leer. Die Menschenmenge hatte sich verlaufen. Die langen, gewundenen Tribünenterrassen schimmerten weiß im Licht der drei Monde. Unrat lag herum, der vor den Rennen des nächsten Tages entfernt werden würde. Das lange Netz unter den Ringen war eingerollt. Die angemalten hölzernen Tarnköpfe, die die Rennrunden anzeigten, ruhten düster und einsam auf ihren Masten. Der Sand des Stadions schimmerte hell im Mondlicht, ebenso die breite Trennwand. Ich blickte zu Mip hinüber.
»Warte hier«, sagte er.
Mip lenkte sein Tier in das gewaltige Oval hinab. Der Grüne Ubar bildete einen verschwommenen, dunklen Schatten vor dem hellen Sand und den Tribünen. Der Vogel ließ sich auf der ersten Startstange nieder.
Mit mächtigen Flügelschlägen startete der Tarn von seiner Stange – Mip hatte sich tief nach vorn gebeugt – und huschte auf den ersten Ring zu, den ersten der drei riesigen Metallvierecke vor den runden Ringen in der Kurve. Verblüfft sah ich das Tier die Hindernisse elegant nehmen und mit unglaublicher Geschwindigkeit auf der Gegenbahn zurückkommen, den Schnabel weit vorgereckt. Mip hing tief über dem Rücken. Er zog das Tier in einer weiten, ausschwingenden Schleife durch die drei runden Ringe, und es landete mit ausgestreckten Füßen auf der letzten Stange, im Ziel des Siegers.
Mip und der Vogel verhielten einen Augenblick, dann startete der Tarn erneut und hielt auf mich zu. Nach wenigen Sekunden landete Mip neben mir.
Wir schauten noch einige Ehn auf das Stadion hinunter und kehrten schließlich in den Tarnstall zurück.
Als wir die Vögel abgesattelt und angekettet hatten, trat ich noch einmal auf die Tarnstange, die aus der Außenmauer des Zylinders ragte.
»Dieser Abend hat mir Spaß gemacht, Mip«, sagte ich.
»Das freut mich«, sagte er.
Ich drehte mich nicht um. »Ich möchte dir noch eine Frage stellen«, sagte ich. »Aber du brauchst sie nicht zu beantworten, wenn du nicht möchtest.«
»Bitte sehr.«
»Du weißt, daß ich auf der Jagd bin.«
»Angehörige der Schwarzen
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