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GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor

GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor

Titel: GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Zellen schienen mit Kisten und Behältern gefüllt; sie gehörten offenbar zu den Lieferungen, die aus dem Schiff der Anderen geladen worden waren. Jede Zelle war verschlossen. »Der Gefangene sitzt im neunten Korridor«, rief der Wächter von der Treppe.
    »Vielen Dank«, sagte ich und nahm dem Mann die Flasche ab. »Ich bringe sie zurück.«
    »Das ist zuviel Paga für einen Gefangenen«, murmelte der Mann ziemlich benommen.
    »Gewiß – ich bringe sie dir ja zurück!«
    »Zelle 40«, sagte er.
    »Wo ist der Schlüssel?« wollte ich wissen.
    »Neben der Tür.«
    »Aber die anderen Schlüssel waren nicht neben den Türen.«
    »Die anderen Schlüssel«, murmelte er, »werden irgendwo oben aufbewahrt, ich weiß nicht, wo.«
    »Vielen Dank.«
    Im neunten Korridor entdeckte ich ohne Mühe die vierzigste Zelle. Ich öffnete das Beobachtungsloch und konnte im Inneren an der gegenüberliegenden Wand eine dunkle Gestalt erkennen. Sie war angekettet.
    Der Schlüsselkasten befand sich etwa einen Meter links neben der Tür. Ich betätigte den Öffnungsmechanismus, nahm den Schlüssel heraus und öffnete die Zellentür.
    Von dem Licht überrascht, eilte eine Urt über den Fußboden und verschwand in einem Wandspalt. Sie hatte an einigen Essensresten genagt. Es roch nach nassem Stroh und Ausscheidungen.
    Der Gefangene war ein kleiner nackter Mann mit weißem Haar, zum Skelett abgemagert, von Wunden übersät. Der Mann erwachte und begann zu wimmern. Er erhob sich auf die Knie und versuchte seine Augen vor dem plötzlichen grellen Licht meiner Fackel zu schützen.
    »Wer bist du?« fragte er.
    »Mein Name ist Kuurus«, sagte ich.
    Seine Arme und Beine waren getrennt angekettet, und jede Kette hatte einen eigenen Halt an der Mauer; ich schloß daraus, daß es sich in der Tat um einen ungewöhnlichen Gefangenen handeln mußte. Ich sah auch, daß die Ketten ihm einige Bewegungsfreiheit ließen, so daß er essen, sich kratzen und gegen die Angriffe der Urts verteidigen konnte. Es wollte mir scheinen, als hauste er schon sehr lange hier unten.
    Ich richtete mich auf und steckte die Fackel in einen Halter an der Wand. Dann wandte ich mich an den Gefangenen.
    »Du gehörst der schwarzen Kaste an«, flüsterte er. »Endlich bereiten sie der Qual ein Ende.«
    »Vielleicht auch nicht«, sagte ich.
    »Soll ich wieder gefoltert werden?« fragte er jammernd.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Töte mich.«
    »Nein.«
    Er stöhnte auf.
    Ich musterte den kleinen zerschundenen Körper, das verfilzte Haar; wütend stand ich auf und suchte einige lose Steine zusammen, mit denen ich die Ritzen in den Mauern und im Fußboden verschloß und so den Urts den Zugang verwehrte.
    Der Gefangene, der sich nun etwas an das Licht gewöhnt hatte, verfolgte mich mit den Blicken.
    »Warum bist du hier?« fragte er.
    »Wir haben Kajuralia«, sagte ich nur und hielt ihm die Flasche hin.
    »Wirklich? Kajuralia?« Er begann leise zu lachen. »Dann habe ich ja recht gehabt!«
    Er begann aus der Flasche zu trinken, die ich ihm schnell wieder fortnahm, denn ich wollte nicht, daß er sich von dem starken Alkohol den Tod holte.
    »Ich hatte recht«, sagte er noch einmal und nickte.
    Er deutete hinter sich, wo an der Wand eine große Anzahl winziger Linien zu sehen war, die er dort mit einem Stein oder seinem Trinkgefäß angebracht hatte. »Heute ist Kajuralia«, sagte er noch einmal.
    Es waren sehr viele Kratzer.
    »Manchmal war ich mir nicht sicher, ob ich den Strich für den Tag schon gemacht hatte.«
    »Du hast sehr genau gezählt«, sagte ich und betrachtete die sorgfältigen Reihen, die Wochen, die Monate, die Passage-Hände. Ich zählte zurück. Dann deutete ich auf die erste Linie. »Das ist der erste En'Kara im letzten Jahr.«
    Der zahnlose Mund verzog sich zu einem Lächeln, und in den tiefliegenden Augen blitzte es. »Ja«, sagte er, »der erste En'Kara 10 118, vor über einem Jahr.«
    »Das war bevor ich ins Haus des Cernus kam«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Dein Kalender ist sehr genau. Er ist eines Schriftgelehrten würdig.«
    »Ich bin Schriftgelehrter«, sagte der Mann und zerrte ein Stück blaues Tuch hervor, die kläglichen Reste seiner Robe.
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Ich heiße Caprus«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    In diesem Augenblick ertönte ein Lachen hinter mir, und ich fuhr herum. In der Zellentür, von vier Wächtern mit Armbrüsten flankiert, stand Cernus aus dem Hause des Cernus. In seiner Begleitung war auch der Wächter, dem ich

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