GOR-Zyklus 05 - Die Meuchelmörder von Gor
den Paga gegeben hatte. Ganz im Hintergrund hielt sich der hagere Schriftgelehrte, den ich in all den Monaten für Caprus gehalten hatte. Er grinste.
»Laß deine Waffe stecken«, sagte Cernus.
Der Wächter, dem ich Paga gegeben hatte, schob sich an Cernus vorbei und entriß dem Gefangenen die Flasche. »Du wolltest mir doch den Paga wiederbringen, nicht wahr?«
»Er gehört dir«, sagte ich. »Du hast ihn dir verdient.«
Der Mann wischte lachend die Flasche ab und trank.
»Du würdest nie einen guten Spieler abgeben«, sagte Cernus spöttisch.
»Damit hast du offenbar recht.«
»Legt ihn in Ketten«, befahl der Hausherr.
Zwei Wächter fesselten mir die Hände mit schweren Ketten auf dem Rücken. Ich spürte, wie sich der Stahl um meine Handgelenke schloß.
Cernus musterte die zerlumpte Gestalt am Fußboden. »Darf ich dir Tarl Cabot aus Ko-ro-ba vorstellen?« fragte er.
Ich starrte ihn überrascht an. »Tarl Cabot ist in Ko-ro-ba umgekommen.«
»Nein«, sagte Cernus. »Das war der Krieger Sandros aus Thentis. Sandros sollte dich ermorden. Aus diesem Grunde glaubte er nach Ko-ro-ba geschickt worden zu sein. Dabei war er nur ein Lockvogel. Sein Tod sollte Tarl Cabot überzeugen, ein Anschlag sei auf ihn verübt worden. Du solltest nach Ar kommen, Tarl Cabot, angelockt durch das grüne Stoffstück!«
»Es muß doch einen Grund geben, warum du mich hier sehen wolltest«, sagte ich.
»Spotte nicht, Tarl Cabot«, sagte er. »Wir wußten, daß die Priesterkönige unser Haus verdächtigen würden, wie wir es auch beabsichtigten. Eine einfache und profitable List wie der Verkauf von Erdenmädchen mußte zu einer Ermittlung führen. Und für diese Ermittlungen kam niemand anders in Frage als Tarl Cabot.«
»Du spielst vorzüglich«, sagte ich.
Cernus lächelte. »Und damit auch wirklich Tarl Cabot hier auftauchte – mit dem wir eine alte Rechnung zu begleichen haben, nämlich die Sache mit dem Ei der Priesterkönige –, entsandten wir Sandros aus Thentis nach Ko-ro-ba. Und während du dann im Haus unter Beobachtung standest und gleichzeitig der Meinung warst, Fortschritte zu machen, hatten wir die Gewißheit, daß die Priesterkönige keinen anderen schicken würden.«
»Du sprichst von ›wir‹«, sagte ich.
Cernus starrte mich böse an. »Verspotte mich nicht, Krieger. Ich meine jene, die keine Priesterkönige sind.«
Ich nickte.
»Wir stehen im Krieg, Tarl Cabot«, sagte er. »Und Pardon gibt es nicht.«
»Wirst du mich umbringen?« fragte ich.
»Ich habe ein amüsantes Schicksal für dich vorgesehen«, sagte Cernus, »über das ich all die Monate nachgedacht habe.«
»Was denn?«
»Aber zuerst wollen wir an unser kleines Mädchen denken.«
Ich erstarrte.
»Sura berichtet mir, daß die Ausbildung vorzüglich gelaufen ist, daß wir in ihr eine perfekte Vergnügungssklavin haben. Wie ich höre, erwartet sie von einem Agenten der Priesterkönige erworben und in die Freiheit geführt zu werden.«
Ich starrte ihn ausdruckslos an.
»Dafür wird sie sicherlich eine ausgezeichnete Vorstellung geben.«
Ich wünschte mir, die Stahlringe abstreifen und ihm an den Hals fahren zu können.
»Was ist los?« fragte Cernus besorgt. »Du möchtest nicht sehen, wie sich die kleine Schönheit auf dem Block ausmacht? Sie bringt dem Haus des Cernus bestimmt viel Geld, das wir dann für unsere Ziele verwenden können.« Er lachte. »Hinterher ist noch genügend Zeit für sie, zu erfahren, daß sie wirklich verkauft worden ist.«
»Du Sleen!« brüllte ich und warf mich auf Cernus, doch zwei Männer hielten mich zurück.
»Du, Tarl Cabot, würdest nie einen guten Spieler abgeben!«
»Sleen! Sleen!«
»Kajuralia«, sagte Cernus lächelnd, machte kehrt und verließ die Zelle.
Ich starrte ihm nach. Meine Hände zerrten an den Stahlfesseln. Zwei Wächter lachten.
»Kajuralia«, sagte ich erbittert. »Kajuralia.«
17
Der Verkauf Elizabeth Cardwells, Virginia Kents und Phyllis Robertsons sowie die Versteigerung der anderen trainierten Barbarenmädchen des Hauses Cernus fand nicht gleich am ersten Abend des Liebesfestes statt, obwohl die Mädchen bereits in das Curuleum gebracht wurden. Das Liebesfest nimmt die ganzen fünf Tage der Fünften Passage-Hand in Anspruch und artet meistens zu einem großen Fest aus. Cernus, der die Stimmung und die Neugier der Besucher abzuschätzen wußte, hatte den Entschluß gefaßt, das Publikum bis zum vierten Abend auf seine besonderen Angebote warten zu lassen. So mußten
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