GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
brüllte.
Die Insel auf der anderen Seite der Floßbrücke hatte nun zu brennen begonnen, und gleich mußte diese Stelle taghell erleuchtet sein.
Nur ein Mann hatte gerufen, offenbar ein Wächter, der für diesen Abschnitt zuständig war. Sein Speer landete dicht neben mir, bohrte sich in das Floß. Sein Schwert ziehend, rannte er auf mich zu. Ich hatte die Lanze aus dem Holz gerissen und hielt sie dem Anstürmenden en t gegen. Offenbar war er vom Feuer geblendet, denn er sah sie nicht. Sein Körper wurde glatt durchbohrt.
Ich drehte mich hastig um. Offenbar hatte uns sonst niemand gesehen.
Da glitt ich ab, sofort schnappte ein winziger Tharlar i on zu, biß mir ein Stück Fleisch aus dem Schenkel, hastig zog ich das Bein wieder aus dem Wasser.
Fackeln kamen näher. Mit fliegenden Fingern riß ich Rence vom Inselufer los, häufte es in der Mitte des Fl o ßes auf, bedeckte Telima damit, dann stieß ich das Floß von der Insel ab und kroch neben das Mädchen unter die Rencebüschel. Sie starrte mich erschreckt an.
Die Fackeln entfernten sich wieder. Unbemerkt trieb das Floß zwischen den Inseln hervor.
7
Zwischen Schilf und Rencepflanzen verborgen, einige hundert Meter von den Inseln entfernt, von denen zwei brannten, beobachteten Telima und ich die Bewegungen der Fackeln und hörten die Schreie der Frauen und Ki n der.
Die Männer aus Port Kar hatten die beiden Inseln in Brand gesteckt, um Rencebauern, die sich vielleicht noch versteckt hielten, ins Freie zu treiben. Nach der Säub e rungsaktion waren die brennenden Inseln losgemacht und fortgestoßen worden. Etwa eine Ahn vor Sonnenaufgang waren zwei weitere Inseln in Flammen aufgegangen. Als die Dämmerung hereinbrach, war die Arbeit der Männer aus Port Kar getan.
Ihre Sklaven, die die Fackeln nun gelöscht hatten, b e luden die großen Barken über schmale Planken mit schweren Rencepapier-Rollen und der lebenden Beute der Nacht. Die kostbare Papierlast fand im Bug der Schiffe Platz, während die Sklaven zwischen die Rude r bänke geworfen wurden und vor dem Ruderdeck gar drei oder vier Schichten hoch lagen. Es waren insgesamt sechs Schiffe. Der Bug jeder Barke wurde mit einem hübschen Mädchen geschmückt, zum Zeichen, daß der Ausflug e r folgreich gewesen war. Es überraschte mich nicht, daß das dunkelhaarige, schlanke Mädchen und die grauäugige Blondine zu diesen Mädchen am Bug gehörten.
Telima saß gefesselt neben mir; ich hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt. Ihr Blick wirkte stumpf.
Auf der Insel, nahe dem Tanzpfahl, stand ein trostl o ses Häufchen Gefangener, von den beiden großen Netzen umschlossen, von Speeren in Schach gehalten. Viele ha t ten die Finger durch die Netze gehakt und starrten ins Leere. Neben dem Netz erblickte ich Henrak, der noch immer sein weißes Tuch trug. Er sprach mit dem bärtigen Offizier.
Auf der Insel wurden nun die Spuren des Überfalls sichtbar, die Überreste vernichteter Hütten, zerbrochene Kästen, aufgerissene Säcke, abgebrochene Speere, Fl a schenscherben und – Leichen. Auf der stillen Insel b e gann sich nun auch wieder das Tierleben zu regen; zwei Sumpfgänse landeten und begannen zu stöbern, und von irgendwoher tauchte ein gezähmter Tarsk auf und begann grunzend herumzuwühlen.
Es dauerte noch eine Weile, bis auch die letzten Re n cebauern an Bord der Barken waren. Die Sklaven aus Port Kar breiteten die Netze aus, rollten sie zusammen und schafften sie ebenfalls von der Insel. Dann zogen sie die Planken ein und setzten sich auf ihre Ruderbänke, wo sie angekettet wurden. Als letzte gingen Henrak und der bärtige Offizier an Bord des Flaggschiffs. Die Sklave n händler von Port Kar, die auf ihre Art weise sind, ve r sklaven selten Männer wie Henrak, die ihnen gut gedient haben – so finden sie immer wieder Verräter, die ihnen zu einem guten Geschäft in den Sümpfen verhelfen.
Die großen Sumpfbarken waren sowohl am Bug als auch am Heck verankert; von je zwei Männern gezogen, kamen nun die Ankerhaken zum Vorschein, und der O f fizier, der auf dem Ruderdeck des Flaggschiffs stand, hob den Arm. An Bord von Sumpfbarken wird den Ruderern der Rhythmus durch den Rudermeister angegeben – nicht mit einer Trommel, sondern durch Zuruf. Er sieht nach vorn, während die Ruderer natürlich mit dem Rücken in Fahrtrichtung sitzen.
Henrak stand neben dem Offizier, der nun den Arm senkte.
Ich hörte den Ruf des Rudermeisters und sah, wie die Ruder aus den Dollenlaken geschoben wurden.
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