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GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

Titel: GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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auf seinem Platz. »Spotte nicht, Kapitän«, sagte er aufgebracht. »Die meisten Schiffseigner sind bereits geflohen. Hunderte von kleinen Schiffen, Rundschiffe und Langschiffe, ve r lassen den Hafen. Das Volk flieht. Panik hat die Stadt gepackt. Wir finden keine Schiffe für den Kampf.«
    »Das Volk flieht«, fiel Antisthenes ein. »Es wird nicht kämpfen – wie es von den Bürgern Port Kars auch nicht anders zu erwarten ist.«
    »Wer will wissen, wie das Volk von Port Kar wirklich ist?« fragte ich.
    Samos hob den Kopf und sah mich an.
    »Hört doch!« rief ich. »Hört das Volk! Es wartet dra u ßen!«
    Die Männer des Rats hoben lauschend die Köpfe. Durch die dicken Wände, durch die schmalen Fenster des Ratssaals ertönten laute, fordernde Rufe.
    Bejar riß sein Schwert aus der Scheide. »Sie wollen uns töten!« sagte er.
    Samos hob die Hand. »Nein«, sagte er, »hört doch!«
    »Was schreien sie?« fragte ein Mann.
    Ein Page hastete in den Saal. »Das Volk!« rief er. »Es drängt sich auf dem Platz! Fackeln! Tausende!«
    »Was rufen sie?« fragte Bejar.
    »Sie rufen«, sagte der Junge, »daß es in Port Kar einen Heimstein gibt.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Antisthenes.
    »Doch«, sagte ich.
    Die Kapitäne starrten mich verständnislos an.
    Samos warf den Kopf in den Nacken und lachte drö h nend, schlug mit den Fäusten auf die Armlehnen seines Ratssessels. Nach und nach fielen die Kapitäne ein.
    »Es gibt keinen Heimstein in Port Kar!« lachte Samos atemlos.
    »Ich habe ihn gesehen!« sagte da eine Stimme neben mir. Verblüfft drehte ich mich um. Der Sklavenjunge Fisch war mir gefolgt. Sklaven dürfen nicht in die Rat s halle der Kapitäne.
    »Fesselt den Sklaven und peitscht ihn aus!« rief der Schreiber.
    »Aber ich habe den Heimstein von Port Kar gesehen.«
    »Es gibt keinen solchen Stein«, sagte Samos.
    Langsam zog ich den Stein aus meiner Robe. Niemand sagte ein Wort. Alle Blicke waren auf mich gerichtet.
    »Das ist der Heimstein der Stadt«, sagte Fisch.
    Die Männer schwiegen.
    »Kapitäne«, sagte ich, »begleitet mich auf die Treppe vor dem Gebäude.«
    Als ich den Ratssaal verließ, folgten sie mir, und S e kunden später stand ich oben auf der breiten Marmo r treppe, die zum Ratsplatz hinabführt.
    »Bosk!« riefen die Leute. »Bosk kommt, unser Adm i ral!«
    Ich schaute über die vieltausendköpfige Menge, über der Hunderte von Fackeln flackerten. Ich sah Kanäle im Hintergrund, die voller Boote waren, gefüllt mit Me n schen, die ebenfalls Fackeln hielten, deren Feuer sich an den Wänden und im Wasser spiegelte.
    Ich schwieg eine Zeitlang, starrte die Menge an. Dann, abrupt, hob ich beide Arme und hielt den Stein hoch.
    »Ich habe ihn gesehen!« rief ein Mann ergriffen. »Ich habe den Heimstein von Port Kar gesehen!«
    »Der Heimstein von Port Kar!« riefen Tausende. »Der Stein!«
    Jubelgeschrei brandete auf, Schreie, Pfiffe, Waffen und Fackeln wurden geschwenkt. Ich sah Männer und Frauen weinen. Ich sah, wie Väter ihre Söhne auf die Schultern hoben, damit sie den Stein sehen konnten.
    »Ich verstehe dich jetzt«, sagte Samos, der neben mir stand und dessen Stimme bei dem Lärm kaum zu hören war. »Es gibt ja wirklich einen Heimstein in Port Kar.«
    »Du bist nicht geflohen«, sagte ich, »ebensowenig wie die anderen Kapitäne und diese Menschen.«
    Er starrte mich an.
    »Ich glaube«, fuhr ich fort, »es hat immer einen Hei m stein in Port Kar gegeben. Er ist nur erst heute gefunden worden.«
    Samos lächelte. »Ich glaube, du hast recht«, sagte er und blickte über die tobende Menge. »Ich glaube, du hast recht.«

17
     
     
    Ich stand im schwankenden Korb am Mast der Dorna, das Fernglas in den Händen.
    Es war ein herrlicher Anblick, die gewaltigen Reihen der Schiffe in der Ferne, die den ganzen Horizont ausfül l ten, ihre Segel viele tausend gelbe und purpurne Flaggen in der Sonne der neunten goreanischen Stunde, eine Ahn vor der Mittagswende. Tyros und Cos hatten ihr gesa m tes Schiffspotential aufgeboten.
    Bei der Eile, mit der wir unsere Formationen gebildet und Schlachtpläne geschmiedet hatten, war ich mir gar nicht einmal sicher, wie viele Schiffe auf unserer Seite zum Einsatz kamen. Meiner Schätzung nach führten wir etwa zweitausendfünfhundert Schiffe, freilich vierzeh n hundert davon nur Rundschiffe, gegen die vereinte Flotte von Cos und Tyros in die Schlacht, die etwa viertausen d zweihundert Einheiten zählte – und zwar ausschließlich Tarnschiffe. Wir hatten

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