GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
Auch die Mädchen bekamen ihr Teil.
Dann sah ich mich um. Das Mondlicht würde noch etwa eine Ahn anhalten. Wie Tarns bewegten sich düstere Wolkenstreifen nach Süden. Sie verbargen die Sterne und verdunkelten den Himmel.
Am Strand jedoch herrschte Ruhe, die Ruhe einer lauen Frühsommernacht. Wenn es ein Unwetter gab, dann war es noch weit entfernt; wir sahen nur die rasch dahinziehenden Wolken. Bei uns war die Nacht ruhig und ziemlich warm – und irgendwo auf dem Thassa, noch verborgen durch die Krümmung des Horizonts, näherten sich die Rhoda und die Tesephone , ja sie mußten schon ganz in der Nähe sein.
Die Brandung des Thassa rauschte unermüdlich gegen den Strand, ein ewiges, unruhiges Geräusch.
»Es ist Zeit«, sagte ich zu meinen Sklavinnen.
Gemeinsam gingen wir den Strand hinab und näherten uns dem großen Scheiterhaufen, den wir aufgetürmt hatten.
Ich zog einen kleinen glatten Stein und eine flache Metallscheibe aus der Tasche. Dann machte ich Feuer und steckte den großen Holzstapel in Brand.
Goreanische Galeeren sind im allgemeinen nachts nicht unterwegs; es ist üblich, daß sich die Seeleute bei Dunkelheit einen geschützten Ort an der Küste suchen.
Doch wegen der Gefährlichkeit der Küste und der Wichtigkeit der Mission rechnete ich damit, daß die Rhoda und die Tesephone kein Strandlager aufgeschlagen hatten, wenn sie auch irgendwo vor Anker liegen mochten. Wäre ich der Kommandant der beiden Schiffe gewesen, hätte ich vor der Küste beigedreht und wäre nur an Land gegangen, um Wasser oder Frischfleisch zu beschaffen. Jedenfalls hätte ich eine goreanische Seemannsregel beachtet – auf jeden Fall in Sichtweite von der Küste zu bleiben. Die goreanische Galeere, ein Kraweelboot, lang und mit geringem Tiefgang, ist auf Kampfkraft und Geschwindigkeit gebaut, nicht für die Weiten des Thassa. Die viel kleineren Schiffe der Männer aus Torvaldsland, die überlappende gebogene Planken haben, sind weit seetüchtiger. Das ist auch unumgänglich, wenn sie in den unruhigen nördlichen Gewässern überleben wollen, wo es selten einen ruhigen Tag gibt. Ihre Schiffe haben einen weitaus größeren Tiefgang als unsere Galeeren, und sie sind auch widerstandsfähiger – weil sie nämlich elastischer auf den Wasserdruck reagieren. Sie müssen ständig ausgeschöpft werden und sind deshalb wenig für Frachten geeignet. Die Männer aus Torvaldsland stören sich daran jedoch nicht, weil sie sich ohnehin nicht als Kaufleute betrachten.
Sie haben übrigens viereckige Segel und – eine interessante Einzelheit – zwei Bugspriete, einen an jedem Ende. Dies erleichtert es ihnen, die Schiffe auf den Strand zu setzen – eine Eigenschaft, die in starker Brandung sehr vorteilhaft ist. Auch können die Ruderer, indem sie sich einfach auf ihren Bänken umdrehen, in Sekundenschnelle die Fahrtrichtung des Schiffes wechseln, ohne zu wenden. Natürlich gilt das nicht hundertprozentig, denn beispielsweise hat das Steuerruder, das sich auf der Steuerbordseite des Schiffes befindet, seine größte Wirkung, wenn sich das Schiff in der üblichen Richtung vorwärts bewegt. Trotzdem ist diese Wendigkeit zuweilen sehr nützlich. Zum Beispiel ist es sehr schwierig, ein Schiff aus Torvaldsland zu rammen – nicht nur wegen der geringen Größe, welche natürlich die Manövrierbarkeit und Geschwindigkeit erhöht, sondern besonders wegen der Fähigkeit, blitzschnell die Fahrtrichtung zu wechseln.
Die Schiffe aus Torvaldsland wagen sich im Süden bis nach Shendi und Bazi vor, und im Norden sogar bis zum großen Eismeer, und im Westen bis zu den Klippen von Tyros und den Terrassen von Cos. Die Männer aus Torvaldsland sind wilde Seefahrer und Kämpfer und durchstreifen die Welt manchmal nur, um zu sehen, was unter dem schimmernden Horizont des Thassa liegt. Ihren Legenden zufolge halten sie sich für Dichter, Liebhaber und Krieger. In den Legenden anderer Völker sehen sie anders aus – da sind sie blonde Riesen, die Feuer spucken, Türen einschlagen, Frauen vergewaltigen und Kinder fressen; Riesen, größer als Bäume, mit spitzen Ohren und Augen wie Feuer und Händen wie Klauen und Haken. Sie gelten als Wilde, als blutrünstige Barbaren mit geflochtenen Zöpfen und Fell- und Lederkleidung, bewaffnet mit gewaltigen Äxten, die mit einem Schlag einen Baum umhauen oder einen Mann in zwei Teile spalten können.
Nach goreanischen Sagen wurde der Mensch von den Priesterkönigen aus dem Schlamm der Erde und dem Blut von Tarns
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