GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
erschaffen. Die Legenden in Torvaldsland sehen die Herkunft des Menschen anders. Dort beschlossen die Götter, sich Sklaven zu formen, denn sie waren alle Götter und hatten keine Sklaven. Sie nahmen eine Hacke, mit der der Boden bestellt wurde, und legten sie zwischen sich. Sie sprühten Wasser über sie und rieben sie mit Schweiß von ihren Körpern ein. Aus dieser Hacke wurden die meisten Menschen geformt. Doch in derselben Nacht machte einer der Götter etwas Verhängnisvolles – vielleicht handelte er aus Neugier, vielleicht war er aber nur unvorsichtig oder wütend – jedenfalls schleuderte er seine große Axt zu Boden, und diese Axt benetzte er mit Paga und seinem Blut, und die Axt lachte und sprang auf. Der Gott und die anderen Götter vermochten sie nicht zu fangen, und so wurde die Axt in der Legende zum Vater aller Torvaldsländer.
Natürlich gab es noch einen anderen Grund, warum der Kommandant der Rhoda und der Tesephone besser in Sichtweite der Küste blieben – er mußte auf ein Signal achten. Er durfte das Signalfeuer nicht verpassen, das irgendwo am langen Sandstrand die Position von Sarus und seiner Gefolgschaft markierte.
Auch wenn er beigedreht hatte und fünf oder zehn Pasang entfernt lag, mußte er unser hoch loderndes Feuer sehen – und es für Sarus' Signal halten.
Ich blickte Tina an. Eine Seite ihres Körpers war vom Feuer rötlich angestrahlt.
»Verstehst du dich darauf, den Männern zu gefallen?« fragte ich.
»Ja, Herr«, erwiderte sie.
Ich brachte Cara in den Wald und fesselte sie dort in einigem Abstand fest, ohne ihr zu sagen, was ich plante. Sie starrte mich fragend an, als ich sie knebelte, doch ich wandte mich wortlos ab.
An den Waldrand zurückgekehrt, entdeckte ich zwei Lichter auf dem Meer. Ich ging zu Tina, griff ihr ins Haar und zerrte sie zu mir heran.
»Was ist die Pflicht einer Sklavin?« frage ich.
»Absoluter Gehorsam«, sagte sie.
Ich blickte zum Meer, wo die beiden Lichter schon heller geworden waren. Es mußten die beiden Schiffe sein. Nach der Bewegung der Laternen zu urteilen, gingen sie in etwa vierhundert Meter vor der Küste vor Anker. Plötzlich erschien ein drittes Licht, das tiefer über dem Wasser lag.
Ich zog die Sklavenpeitsche und berührte damit Tina an der Schulter. Sie sah mich erschrocken an.
»Bitte schlag mich nicht. Ich will dir ja gehorchen!«
»Dann hör zu. Hier sind deine Anweisungen.«
»Hallo!« rief der Mann und sprang aus dem Ruderboot. »Es ist nur ein Mädchen!«
»Beschützt mich, ihr Herren!« rief Tina, taumelte aus der Dunkelheit und fiel vor dem Mann aus Tyros auf die Knie. Er hatte blankgezogen. Andere Männer verließen das Boot und sahen sich um. Alles in allem waren sechzehn Tyrer an Land gekommen.
Der Mann steckte sein Schwert wieder ein, zerrte das hübsche Mädchen hoch und las ihren Sklavenkragen. »Ein Mädchen Bosks aus Port Kar!« lachte er und schob sie von sich. »Der Kerl hat ein gutes Auge für Sklavinnen.«
»Ich wurde meinem Herrn von dem schrecklichen Sarus aus Tyros gestohlen!« schluchzte Tina.
Die Männer sahen sich amüsiert an. »Ich bin ausgerückt, aber da waren Sleen und Panther im Wald! Ich wurde verfolgt und bin knapp entkommen.« Sie senkte schluchzend den Kopf. »Ich kann im Wald nicht leben! Nehmt mich bitte mit, ihr Herren.«
»Hast du das Feuer angesteckt?« fragte ein Mann.
»Ja, Herr!« sagte das Mädchen erstickt. »Ich wollte ein Schiff auf mich aufmerksam machen. Wenn ihr mich nur nicht Sarus zurückgebt! Ihr kennt ihn doch, nicht wahr?«
»Wer ist denn das?« fragte der Anführer der Männer, der selbst das Gelb der Tyrer trug. Die Männer hinter ihm grinsten.
»Welches Glück, daß ich euch gefunden habe!«
Die Männer lachten schallend. Tina stand zitternd vor ihnen.
»Beschützt mich!« flehte sie.
»Unser Schutz hat seinen Preis«, sagte der Anführer und betrachtete sie von oben bis unten.
»Bitte«, flüsterte das Mädchen.
»Wir werden sehen«, sagte der Tyrer. »Zuerst mußt du mal zeigen, was du kannst.«
Während die Männer einer nach dem anderen sich mit der Sklavin vergnügten und die anderen fasziniert jeweils dem zusahen, der gerade intensiv mit ihr beschäftigt war, achteten sie wenig auf ihre Umgebung. So bemerkte kaum einer den Baumstamm, der einige Meter entfernt in der Brandung schwamm und sich gegen die Flut auf die dunklen Umrisse vor der Küste zubewegte.
Mein Vorhaben an Bord der Rhoda dauerte nicht lange.
Nach einer halben Ahn hatte
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