GOR-Zyklus 08 - Die Jäger von Go
ich das Schiff unbemerkt wieder verlassen.
Gleich darauf zerrten die Männer die neu gewonnene und völlig erschöpfte Sklavin in ihr Ruderboot und machten sich auf den Rückweg zum Schiff. Als sie sich der Rhoda und der Tesephone näherten, kamen sie an einem Baumstamm vorbei, der langsam auf die Küste zutrieb.
Ich sah die Lampe des Ruderboots kleiner werden und war vollauf zufrieden.
Etwa zweihundert Meter entfernt schob ich den Stamm an Land und richtete mich langsam auf. Tina hatte höchstens zwei Nächte Zeit, ihre Arbeit zu tun. Aus dem Schatten des Waldes beobachtete ich die Lampen. Das Ruderboot erreichte die Rhoda , und sein Licht wurde gelöscht. Anschließend wurden auch die Positionslaternen der Rhoda und der Tesephone ausgeblasen.
Heute nacht würden sich beide Schiffe ein oder zwei Pasang weit von der Küste zurückziehen und dort bis morgen früh ankern. Es wäre nicht klug gewesen, eine fremde Küste bei Nacht zu erkunden. Außerdem rechneten die Tyrer wohl erst in einigen Tagen mit Sarus und hatten es nicht eilig. Im übrigen gab es auf den beiden Schiffen heute nacht wohl einen Grund zum Feiern. Vielleicht legte man dazu die beiden Fahrzeuge sogar nebeneinander. Die Männer waren lange unterwegs gewesen.
Tina wußte, was sie zu tun hatte. Und ich hatte beobachtet, daß sie ihr Geschäft verstand – und hart war im Nehmen.
19
»Wer da?« fragte der Wächter.
Ich stand in der Dunkelheit am Strand, in das Gelb des Tyrers gekleidet. Der Speer, den der Wächter mit beiden Händen hielt, war auf mich gerichtet.
»Ich bin euer Feind«, sagte ich. »Ruf Sarus. Ich will mit ihm sprechen.«
»Keine Bewegung!« sagte er.
»Wenn ich mich bewege«, sagte ich, »dann nur, um dich zu töten. Ruf Sarus!«
Der Mann trat einen Schritt zurück. »Sarus!« brüllte er.
Wir standen etwa hundert Meter südlich des Palisadenzauns, den die Tyrer am Strand errichtet hatten. Von meinem Standort aus spürte ich die Hitze des großen Signalfeuers.
Ein ganzer goreanischer Tag war vergangen, seit sich Tina auf meinen Befehl den Männern der Rhoda und der Tesephone ausgeliefert hatte. Inzwischen war es wieder Nacht geworden.
Ich sah Tyrer aus der Umfriedung kommen, gefolgt von einigen Panthermädchen. Eine Gruppe von fünf Männern, von denen einer eine Fackel trug, kam über den Sand auf mich zu. Andere Männer eilten nach Norden und Süden am Wasser entlang, um sich umzusehen.
Die Palisadenmauer war kein Halbkreis mehr; sie war heute geschlossen worden und hatte nun sogar ein primitives Tor, das an Seilscharnieren hing.
Die fünf Männer, die auf mich zukamen, waren bewaffnet. In ihrer Mitte entdeckte ich Sarus.
Während des Tages waren mehrere Gruppen in den Wald gekommen und hatten Bäume gefällt, zurechtgeschnitten und zum Strand gezerrt. Dann hatten die Männer damit begonnen, die Stämme mit Seilen und Ketten zusammenzubinden. Offensichtlich wurde Sarus ungeduldig. Wahrscheinlich hielt er die Rhoda und die T e sephone für überfällig. Während der Arbeiten an den Flößen hatten Marlenus und die anderen Gefangenen eine Art Schutzwehr zum Wald hin bilden müssen.
Ich hatte also kaum noch Gelegenheit, meinen Langbogen einzusetzen – gegen das Palisadenlager ebensowenig wie gegen die Floßbauer. Ich hätte einige Holzfäller im Wald töten können, hätte damit jedoch wenig erreicht. Ich hätte den Tyrern damit nur verraten, daß sie wieder oder immer noch in Gefahr schwebten – etwas, das ich ihnen noch nicht zu Bewußtsein bringen wollte. Außerdem hätten sie sich dann vielleicht auch im Wald durch Sklaven abgeschirmt oder ausgewählte Stämme von der Seeseite der Palisade verwendet. Das Meer und der offene Strand boten den Männern den besten Schutz, denn ich hätte mich am Strand zeigen müssen, wenn ich sicher zielen wollte. Aber ein Angriff kam nicht mehr in Frage; es hatte ja in meiner Absicht gelegen, daß Sarus das Meer erreichte.
Ich war jedoch davon ausgegangen, daß er dort sein Lager aufschlug und auf das vorgesehene Rendezvous mit der Rhoda und der Tesephone wartete. Ich hatte nicht erwartet, daß er das Zusammentreffen mit den Schiffen vielleicht gar nicht abwarten wollte.
Offenbar hatte ich mich geirrt. Vielleicht war mir das Ausmaß des Schreckens nicht bewußt geworden, den ich den Tyrern eingejagt hatte. Vielleicht war Sarus auch durch die Flucht Caras und Tinas nervös gemacht worden und hatte sich um so schneller zum Handeln entschlossen. Womöglich hatte ihm
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