GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
hilflos das grausame Geschehen. Zu meinem Entsetzen drückte der Verletzte den Mund auf die Wunde und saugte das wenige Blut aus. Der Mann begriff immer noch nicht, rührte sich nicht von der Stelle.
Hamid trabte auf seiner Kaiila von hinten auf den A h nungslosen zu und schwang den Säbel. Ich vermochte nicht länger hinzuschauen und wandte mich ab.
»Der Punkt geht an Baroum«, sagte Hamid. Der zwe i te Mann hatte eindeutig am besten getroffen.
»Wir brauchen vielleicht nicht ganz mitzureiten«, sa g te einer der Wächter.
»Unser Wasser reicht für den Ritt zurück«, meinte ein anderer, »wenn wir nicht aufgehalten werden.«
Zu meiner Verblüffung öffnete einer der Wächter die Hüftkette eines Gefangenen, der schon keinen Halskr a gen und keine Sklavenhaube mehr trug.
Aus halb geöffneten Augen blickte ich mich um. Ich vermochte mich kaum auf den Beinen zu halten. Lan g sam zählte ich. Zwanzig Gefangene standen noch auf der Kruste. Ich erschauderte. Diese Bestien!
Hamid ritt herbei. Er hatte seine blutige Klinge an der Mähne der Kaiila saubergewischt, und steckte sie in die Scheide. Ich spürte die Hitze. Wir standen auf einer A n höhe und sahen in ein breites, flaches Tal.
Hamid beugte sich zu mir. »Dort«, sagte er und deut e te in die Senke hinab. »Siehst du's?«
»Ja«, erwiderte ich.
Dort unten, etwa fünf Pasang entfernt, lagen in der weißen Senke flache weiße Lehmgebäude. Es waren sehr viele. Sie waren bei dem grellen Licht in der Ferne kaum auszumachen, doch ich erblickte ihre Umrisse.
»Klima«, sagte Hamid.
»Ich habe den Marsch nach Klima geschafft«, sagte einer der Gefangenen begeistert. »Ich habe den Marsch nach Klima geschafft!« Er war der Mann, der viele Tage die Wächter angefleht hatte, sie sollten uns töten.
Ich sah mich im Kreise der Gefangenen um. Wir mu s terten uns gegenseitig. Unsere Körper waren von der Sonne schwarz gebrannt. An manchen Stellen war die Haut förmlich aufgebrochen; wie Rinde, in den Spalten zeigte sich hellerfarbenes Fleisch. Wir waren salzve r krustet, besonders an den Beinen. Der Lederschutz um uns e re Beine hing in Fetzen herab. Unsere Hälse und Körper waren zerschunden, rot vom Scheuern der Kragen und Kettenglieder. In den letzen Tagen hatte man uns kein Salz mehr gegeben. Unsere Körper waren geplagt von Krämpfen und Schwäche. Doch wir hielten uns aufrecht, wir trugen den Kopf hoch, denn wir hatten den Marsch nach Klima geschafft.
Zwanzig Mann hatten das Ziel des Marsches erreicht.
Der erste Gefangene, der Fesseln ledig, wurde auf die Gebäude zugeschoben. Er begann den Hang hinab ins Tal zu taumeln; immer wieder glitt er auf der Kruste aus und brach bis zu den Knien in die weißen Schichten ein.
Einer nach dem anderen wurden die Gefangenen b e freit. Niemand versuchte in die Wüste zu fliehen. Jeder der Männer setzte sich in Richtung Klima in Bewegung. Es gab kein anderes Ziel.
Der Mann, der gerufen hatte: »Ich habe den Marsch nach Klima geschafft!« wurde freigelassen. Er taumelte halb rennend, halb fallend den langen Hang hinab.
Hassan und ich wurden ebenfalls befreit. Gemeinsam schritten wir auf Klima zu; in aller Ruhe folgten wir der auseinandergezogenen Kette der Männer vor uns.
Wir erreichten eine Gestalt, die im Salz lag. Es war der Mann, der sich freudig ereifert hatte: »Ich habe den Marsch nach Klima geschafft!«
Wir drehten ihn um. »Er ist tot«, sagte Hassan.
Gemeinsam richteten wir uns wieder auf. Nur neu n zehn Mann hatten Klima erreicht.
Einmal sah ich mich um und erblickte Hamid, einen Wächter der Dünen, einen Getreuen des Salz-Ubar. Er zog seine Kaiila herum und verschwand inmitten aufg e wirbelter Salzkristalle hinter der Anhöhe.
Ich schaute in die gnadenlose Sonne. Sie schien den Himmel zu füllen.
Um mein linkes Handgelenk, sicher verknotet, au s gebleicht von der Sonne, zog sich ein Stück Sklavense i de. Noch immer war ein Hauch des Sklavenparfums zu spüren. Ich würde die hübsche Vella nicht so schnell ve r gessen.
Doch zunächst schlug ich mir das Mädchen aus dem Kopf. Sie war nur eine Sklavin.
Wichtig war meine Arbeit für die Priesterkönige. Ha s san und ich hatten den Stahlturm nicht gefunden. Wir hatten versagt …
Ein Gefühl der Verbitterung erfüllte mich.
Dann folgte ich Hassan, der schon durch das Salz vo r ausgeschritten war, folgte ihm nach Klima.
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In Klima und ähnlichen Gebieten ist das Salz eine Indus t rie. Hier arbeiten Tausende von Menschen, Gefangene der
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