GOR-Zyklus 10 - Die Stammeskrieger von Gor
schritt zur Tür der Hütte und stieß sie auf. Draußen schimmerte die Sonne auf der Salzkruste; dahinter e r streckte sich die Wüste.
»Geht!« sagte er lachend. »Geht!«
Keiner der Männer rührte sich.
»Ah«, sagte er. »Ihr entschließt euch also zu bleiben. Das ist eure freie Entscheidung. Also gut, ich bin damit einverstanden. Doch wenn ihr bleibt, dann nur zu meinen Bedingungen.« Plötzlich ließ er die Peitsche knallen. »Habt ihr das begriffen?« fragte er.
»Ja«, versicherten einige Sklaven hastig.
»Kniet nieder!« brüllte T'Zshal.
Wir knieten nieder.
»Wird man euch das Bleiben aber gestatten?« fragte er.
Mehrere Männer warfen sich beunruhigte Blicke zu.
»Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht«, sagte T'Zshal. »Diese Entscheidung liegt allein bei mir. Es ist nicht einfach, sich in Klima den Unterhalt zu verdienen. Die Lebenskosten sind bei uns sehr hoch. Ihr müßt euch das Recht verdienen, bei uns zu bleiben. Ihr müßt schwer arbeiten. Ihr müßt mich zufriedenstellen – und zwar sehr.« Er blickte von einem zum anderen.
Diesmal fragte er nicht erst, ob wir verstanden hatten. Wir hatten ihn verstanden. »Aber wir dürfen Klima ve r lassen, wann wir wollen?« erkundigte sich Hassan.
T'Zshal sah ihn an. Er schien sich zu fragen, ob Ha s san den Verstand verloren hatte. Ich lächelte. T'Zshal schien etwas verdattert. »Ja«, sagte er dann.
»Sehr gut«, stellte Hassan fest.
»Es gibt wenig Leder in Klima«, fuhr T'Zshal fort. »Wir haben nicht viele Wasserbeutel. Und die Beutel, die wir haben, fassen nur einen Talu. Sie werden bewacht.«
In Klima wird das Wasser im allgemeinen in kleinen Eimern befördert, die an hölzernen Schulterjochen ba u meln und gleich mit Schöpfkellen versehen sind. Ein T a lu entspricht etwa acht Litern. Ein Talubeutel ist nur klein; ein Nomade gibt sich mit einem Talubeutel zufri e den, wenn er in der Nähe einer Oase seine Verrherde b e wacht.
»Hast du die Absicht«, wandte sich T'Zshal an Hassan, »dir mehrere Beutel zu verschaffen, sie gegen den Willen der Wächter zu füllen und damit aus Klima zu ve r schwinden?«
Selbst wenn so ein Streich gelänge, war es doch sehr unwahrscheinlich, daß man genug Wasser mitschleppen konnte, um zu Fuß die Wüste zu durchqueren.
Hassan zuckte die Achseln. »Das wäre eine Möglic h keit«, sagte er.
»Du scheinst dich für besonders kräftig zu halten«, stellte T'Zshal fest.
»Ich habe den Marsch nach Klima geschafft«, erw i derte Hassan.
»Wir alle haben den Marsch nach Klima geschafft«, stellte T'Zshal fest. – Diese Worte überraschten uns.
»Bei uns in Klima gibt es niemanden«, erklärte T'Zshal, »der den Marsch nicht geschafft hat. Wir alle hier, meine Freunde, sind Sklaven des Salzes, Sklaven der Wüste. Wir graben das Salz aus für die Freien; dafür erhalten wir zu essen.«
»Gilt das auch für den Salzmeister?« wollte Hassan wissen.
»Auch er kam vor langer Zeit nackt nach Klima«, sa g te T'Zshal. »Unsere Rangordnung richtet sich nach Kö n nen und Kampfstärke. Wir, die Sklaven, haben diese N a tion gebildet und verwalten sie, wie wir es für richtig ha l ten. Wird das Salz pünktlich geliefert, stört man uns nicht. Nach innen hin sind wir völlig unabhängig.«
»Und wir?« fragte Hassan.
»Ihr«, sagte T'Zshal grinsend, »seid die wahren Skl a ven, ihr seid die Sklaven von Sklaven.« Er lachte.
»Bist du verhüllt nach Klima gekommen?«
»Ja, wie wir alle, sogar der Salzmeister.«
Das war eine enttäuschende Information. Hassan hatte zweifellos mit dem Gedanken gespielt, einen Wächter oder Hüttenaufseher und vielleicht sogar T'Zshal persö n lich zu überwältigen und zu zwingen, uns in die Freiheit zu führen, sofern er an Wasser herankam. Wie es sich jetzt erwies – und wir hatten keinen Grund, dem Hütte n meister zu mißtrauen –, gab es in Klima keinen Mann, der den Weg in die Freiheit kannte.
Natürlich war uns bekannt, daß die Oase des Roten Felsens und die Kasbah des Salz-Ubar ungefähr nor d westlich von Klima lagen; doch wenn man die Wüste n wege nicht kennt, nützt einem eine solche Information wenig. Zu leicht wandert man an einer Oase oder sogar seinem Ziel vorbei. Die genaue Kenntnis der Wege und Wasserstellen war unerläßlich.
In Klima wußte niemand den richtigen Weg. Die Fre i en, die wahren Herren dieser Welt, hatten dafür gesorgt.
Um die Salzregionen zu schützen, waren die Wege nicht gekennzeichnet. Dabei handelte es sich um eine
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