GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
nach.
»Nein«, sagte er. »Du bist klüger als ich.«
»Vielleicht bin ich klüger im Süden«, sagte ich. »Auf jeden Fall hast du im Norden die größere Erfahrung.«
»Mag sein.«
»Und du bist ein großer Jäger.«
Er grinste. »Ja, ich habe dann und wann gejagt.«
»Aufstehen! Aufstehen!« rief ein Wächter und schlug mit dem Speer gegen die Holzstangen des Geheges. »Zeit für euren Frühstücksbrei! Dann geht es an die Arbeit.«
Zwei Wächter betraten das Gehege und weckten grob die Männer.
»Nehmt diesem Mann die Ketten ab!« sagte Ram und deutete auf mich. »Er ist gestern mit der Schlange ausg e peitscht worden.«
Es geschah nicht selten, daß die Striemen der Schla n ge tödliche Folgen hatten, waren sie doch mit Draht und Eisenstücken besetzt.
»Es ist befohlen worden, daß er heute arbeitet«, sagte der Wächter.
Ram sah mich erstaunt an. Ich war bereits aufgesta n den. Meine hübsche Bewacherin hatte mir dieses Schic k sal angedroht; ich sollte ein für allemal erkennen, wessen Gefangener ich war.
»Ich habe Hunger«, sagte ich.
Der Wächter trat einen Schritt von mir zurück. Dann ging er weiter und überprüfte die Fußfesseln der and e ren.
Wir wurden aus dem Gehege gedrängt. Auf dem Weg zum Küchenschuppen kamen wir an dem großen Hol z podest vorbei auf dem der Rahmen für die Auspeitschu n gen stand. Vor dem Küchenschuppen mußten wir niede r knien und erhielten Holzschalen. Dicker Brei wurde uns serviert, durchsetzt mit Brocken gekochten Tabukfle i sches. Durch unsere Reihen gingen Distel und Fingerhut, das blonde Mädchen, das zur ersten Sklavin avanciert war und den Brei an die Männer austeilte.
Fingerhut schrie auf, als sie von einem der Männer an der Kette gepackt wurde. Sie schlug mit der Schöpfkelle auf ihn ein, konnte aber nicht verhindern, daß sie unter ihm zu Boden geworfen wurde. Doch sofort waren Wächter zur Stelle und brachten den Mann, der schon drauf und dran war, sie zu besteigen mit Speerschäften zur Räson. »Sie ist für die Wächter!« sagten sie.
Entsetzt torkelte Fingerhut, deren Sklaventunika ei n gerissen war, einige Schritte zurück.
»Füll noch einmal nach!« sagte der Erste Wächter. »Sie müssen heute schwer arbeiten.«
Fingerhut und Distel begannen noch einmal rechts von mir am Ende der Reihe. Dabei versuchten sie den Mä n nern nicht mehr zu nahe zu kommen. Sie kannten die Angst einer Sklavin unter Männern, die lange keine Frau mehr gehabt hatten.
Zu meiner Kette gehörten ungefähr vierzig Mann. An den gut siebzig Pasangs der Mauer waren mehrere so l cher Ketten untergebracht, jeweils mit eigenen Gehegen und Unterkünften. So waren an der Mauer zwischen dreihundert und vierhundert Männer im Einsatz. Es war sicher kein Zufall, daß ich einer der mittleren Ketten z u geteilt worden war; zweifellos steckte meine hübsche Befehlshaberin dahinter. Sie war sehr stolz auf meine Gefangennahme, die sie ihrer eigenen Klugheit z u schrieb. Sie wollte mich in die sicherste Verwahrung st e cken, die an der Mauer möglich war, in der Mitte, u n weit ihres Hauptquartiers. Außerdem genoß sie es b e stimmt, mich in Ketten zu beobachten.
Wir wurden an der hohen Plattform vorbeigeführt. Sie stand dort oben, flankiert von zwei Wächtern.
»Heute ist sie aber früh dran«, sagte einer der Männer.
In der Nähe der Plattform waren etliche Balken und schwere Steine aufgestapelt; offenbar war unsere Gruppe am vergangenen Nachmittag hier tätig gewesen. Daneben lagen in Felle gewickelte Werkzeuge.
»Hebt die Balken an!« befahl ein Wächter. »Nehmt die Steine auf!«
Gemeinsam mit Ram und Imnak und Kapitän Tasdron nahm ich einen der Balken auf die Schulter.
Die hübsche Kommandantin unserer Pein blickte auf uns herab. Ihr Gesicht war vor Freude gerötet.
»Sie trägt Männerfelle«, bemerkte Imnak.
Und damit hatte er recht, zumindest aus seiner Sicht. Die Frauen der rothaarigen Jäger gehen anders gekleidet als die Männer. Sie tragen weiche Sleenhautstiefel, die bis zur Hüfte reichen, dafür sind ihre Fellhosen nur kurz. Oben schließt sich ein Gewand aus perlenbesetzter Larthaut an. Bei kaltem Wetter tragen sie, wie die Mä n ner, eine oder mehrere Kapuzenparkas aus Tabukfell. Tabuk ist der wärmste Pelz der Arktis. Die Haare eines Nord-Tabuk sind übrigens hohl. Die darin festsitzende Luft gibt dem Fell ausgezeichnete Isoliereigenschaften. Überhaupt spielt Luft bei der Bekleidung der rothäutigen Jäger eine große Rolle. Erstens sind die
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