GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
folgen.
Wir brauchten zehn Tage für die Überquerung des Ax t gletschers. In den Bergen des Nordens gibt es viele Ei s formationen und auch Gletscher, doch der Axtgletscher ist auf jeden Fall der breiteste und bekannteste. Wie g e frorene Flüsse oder Seen aus Eis neigen sich diese Gle t scher der Küste des Thassa entgegen, das Meer suchend, einige Fuß weit im Jahr vorrückend, unmerklich wie G e stein. Mehr als einmal hörten wir ein unvorstellbar lautes Dröhnen und Krachen, wenn riesige Eisstücke, hundert Fuß oder breiter, vom Rand der Eisschicht abbrachen und ins Meer stürzten. Auf diese Weise entstehen Eisberge. Diese riesigen Brocken, teilweise groß wie ein Gebirge, wurden dann von den Meeresströmungen ergriffen und ins Nordmeer getrieben, den nach Osten reichenden Arm des Thassa am polaren Becken. In diesem Nordmeer sol l te es einen »Berg, der sich nicht bewegt« geben, sofern es sich nicht um eine Erfindung handelte, ein Eisberg, der angeblich weder von den Winden, noch von den sta r ken Wasserströmungen vom Platz bewegt werden kon n te. Manchmal sahen wir das Meer sogar von unserer P o sition aus – dunkle Wasserflächen, mit weißen Eisbergen durchsetzt. Einige Eisberge ragen gut dreihundert Meter hoch in die Luft und sind oft viele Meilen lang. Noch eindrucksvoller erscheinen diese Größenordnungen und die Kräfte, die sie hervorgebracht haben, wenn man sich klarmacht, daß das oberhalb der Wasserlinie sichtbare Eis nur ein Bruchteil des Volumens darstellt, das sich unterhalb der Meeresoberfläche befindet. Das Süßwass e reis, aus dem diese Eisberge entstehen, ist nicht so dicht wie das Salzwasser, in dem sie schwimmen; es hat nur etwa sieben Achtel des Gewichts. So befindet sich bei jedem Eisberg siebenmal mehr Masse unter der Wasse r oberfläche, als darüber. Diese Eisbrocken sind wie b e wegliche Riffe und können der Schiffahrt gefährlich werden. Trotzdem fallen ihnen nur wenige goreanische Schiffe zum Opfer, die im allgemeinen sehr flach gebaut sind, so daß sie gefahrlos sehr nahe an die Eisberge h e ranfahren können. Außerdem entgeht manches gorean i sche Schiff einer Katastrophe dadurch, daß es beim Z u sammenprall nicht zerschellt, sondern wegen seiner fl a chen Bauweise zuweilen auf das Eis hinaufgleitet. Da r über hinaus sind solche Boote wegen ihres geringen G e wichts sehr manövrierfähig und können daher einem au f tauchenden Hindernis auf viel geringere Entfernung noch ausweichen. Ferner ist es in der goreanischen Schiffahrt üblich, von einigen Ausnahmen abgesehen, die Boote nachts an Land zu nehmen, so daß sie außer Gefahr sind, wenn die Sicht besonders schlecht ist; können sie nicht landen, legen sie zuweilen die Masten um und werfen Anker. Im übrigen sind die meisten goreanischen Schiffe mit Rudern versehen, so daß die Besatzung im Notfall nicht dem Wind ausgeliefert ist und sich mit Ruderkraft von Eis befreien kann. Schließlich lassen sich nur wenige goreanische Schiffe in den Monaten der Dunkelheit in nördlichen Gewässern blicken, und hoch im Norden friert das Meer zu. Der Eisberg ist für die Schiffe weniger g e fährlich als das Meer selbst, wenn es zuzufrieren beginnt. Wird ein Schiff im Eis gefangen, muß es ständig fre i gehauen werden, um nicht dem Druck des Eises ausgeli e fert zu sein; die sich verschiebenden Eisschichten können es wie brüchige Äste zermalmen.
»Har-ta!« trieb Imnak die Mädchen zur Eile an. Manchmal sprach er goreanisch zu ihnen, manchmal se i nen Heimatdialekt. Imnak beherrschte das Goreanische recht gut. Er war mehr als einmal in den Süden gezogen, um Felle und Häute zu verkaufen. Die meisten rothäut i gen Jäger beherrschen die Sprache nicht.
Imnak und ich halfen mit, indem wir uns gegen die hölzernen Pfähle am Heck des Schlittens stemmten.
Imnak wollte natürlich, daß Fingerhut und Distel g o reanisch sprachen. Würde ein weißer Händler nicht mehr für sie bezahlen, wenn sie seine Befehle versta n den?
Die Spitze des Schlittens richtete sich nach oben und zeigte dann wieder auf die Ebene der felsigen Einöde des Nordens. Der Axtgletscher, ausufernd wie die gefährliche Klinge einer Torvaldsland-Axt, lag nun hinter uns.
»Har-ta!« rief Imnak. Wir setzten unseren Weg fort.
Mehrere Bergketten erstreckten sich östlich und nör d lich von Torvaldsland, jeweils miteinander verbunden und ineinander übergehend. Der Axtgletscher verläuft in einem Tal zwischen zwei solcher Gebirge. Sämtliche Bergketten
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