GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
zusammengenommen werden zuweilen Hrimgar-Berge genannt, was auf goreanisch Barriere-Gebirge bedeutet. Es handelt sich allerdings nicht um eine Barriere, wie zum Beispiel die Voltai-Berge oder die Thentis-Berge oder das Ta-Thassa-Gebirge. Die Hri m gar-Berge sind bei weitem nicht so zerklüftet oder u n überwindlich wie jene anderen Gebirgsformationen und sind von zahlreichen Pässen durchzogen. Einer dieser Pässe, durch den wir gingen, heißt der Paß von Tancred, denn ihn benutzt auch die Herde von Tancred bei ihrer jährlichen Wanderung.
Vier Tage nach Verlassen des Axtgletschers erreichten wir den Scheitelpunkt des Passes von Tancred, links und rechts von den Hrimgar-Bergen gesäumt. Dahinter neigte sich die Paßebene, und in der Ferne erstreckte sich die Tundra des polaren Beckens. Sie ist viele tausend P a sangs breit und viele hundert tief; sie erstreckt sich weit über alle Horizonte bis zur Südküste des Nordmeeres.
Es war wohl ein sehr bewegender Augenblick für I m nak. Er blieb mitten im Paß stehen und verweilte lange Zeit reglos, den Blick starr auf die Weite der kalten Tu n dra gerichtet.
»Ich bin zu Hause«, sagte er schließlich.
Dann schoben wir den Schlitten weiter.
Ich paßte wohl nicht auf, wohin ich ging. Ich beobachtete den Burschen, der in die Pelzdecke geschleudert wurde. Der Lederball traf mich in den Rücken. Aber dabei blieb es nicht. Im nächsten Augenblick hämmerte eine kleine Frau des rothäutigen Jägervolks zornig darauf herum. Sie ließ meinen Rücken erst in Ruhe, als ich mich umdrehte und sie dadurch gezwungen war, auf meine Brust zu ha u en. Nach einer Weile hielt sie inne und begann mich lau t stark auszuschimpfen.
In gewisser Weise bin ich schon froh, daß Worte w e niger gefährlich sind als Pfeile und Dolche, sonst hätte sie gewiß wenig von mir übriggelassen. Jedenfalls war sie es nach einer Weile leid und schloß den Mund. Die Blicke und Bemerkungen der Zuschauer ließen erkennen, daß sie ganze Arbeit geleistet hatte.
Zornig blickte sie mich an. Sie trug die hohen Pelzsti e fel und kurzen Fellhosen einer Frau aus dem Norden. Da wir nach dem Empfinden dieses Volkes einen heißen Tag hatten, trug sie wie die meisten Frauen der roten Jäger keine Oberbekleidung. Um ihren Hals hingen einige Bänder. Sie war recht hübsch und ihr Temperament hätte einen weiblichen Sleen in den Schatten stellen können. Ihre Kleidung war ziemlich verschlissen. Ihre ganze Art und ihre spitze Zunge ließen dagegen erkennen, daß sie eine bedeutsame Persönlichkeit war. Später sollte ich erfahren, daß unverheiratete Töchter einflußreicher Mä n ner oft die ärmlichsten Felle tragen mußten – vielleicht als Ermutigung für die Mädchen, so anziehend wie mö g lich auf die Männer zu wirken. Es obliegt nämlich dem männlichen Partner oder Ehemann der Frauen, sie gut einzukleiden. Im Falle meiner temperamentvollen Krit i kerin hatte dieses Prinzip aber offensichtlich noch nicht funktioniert – und das überraschte mich nicht. Der Mann, der ihr Festkleidung schenkte, mußte schon eine gehörige Portion Mut mitbringen.
Sie warf den Kopf in den Nacken und wandte sich ab. Wie die meisten Frauen der rothäutigen Jäger trug sie das Haar zu einem Knoten gebunden oben auf dem Kopf.
»Du hast ihr den Schuß verdorben«, sagte ein Mann zu mir.
»Das tut mir leid«, gab ich zurück.
Die junge Frau hatte mit anderen Jugendlichen ein fußballähnliches Spiel gespielt; Tore waren ins Gras g e zeichnet. Zu spät hatte ich erkannt, daß ich versehentlich mitten durch das Spielfeld gelatscht war.
»Sie hat eine spitze Zunge«, sagte der Mann.
»In der Tat. Wer ist sie?«
»Poalu, die Tochter Kadluks.« Die rothäutigen Jäger sprechen ihren eigenen Namen zwar nur widerstrebend aus, doch mit den Namen anderer gehen sie freizügig um. Es ist ja nicht ihr Name, und sie sehen keine Gefahr, daß er womöglich entweicht, wenn sie ihn benutzen. Manchmal ist es sehr schwierig oder sogar unmöglich, einem Nordländer seinen Namen zu entlocken. Oft e r fährt man dann den Namen eines Freundes, der einem schließlich den gewünschten Namen mitteilt. Auf diese Weise lernt man beide Männer kennen, doch keiner mu ß te seinen Namen selbst sagen.
»Ein hübsches Ding, nicht wahr?« sagte der Mann.
»Ja«, sagte ich. »Hast du die Absicht, ihr ein Festg e wand anzubieten?«
»Ich bin doch nicht verrückt«, antwortete er. »Kadluk wird sie nie loswerden.«
Ich fand, an dieser Einschätzung der
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