GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
Gors. Ich wußte, er war ein Mann, der Mut und Intelligenz besaß. Gewiß, er war ein Verräter, doch umgab ihn etwas Unerklärliches, das mir irgendwie gefiel. Es ging mir nicht darum, ihn der Strafe ausgesetzt zu sehen, die sich die Priesterkönige oder ihre menschlichen Verbündeten für einen Verräter ausdenken mochten. Wenn sie sich wirklich Mühe gaben, waren sie darin bestimmt nicht weniger einfallsreich als die Kurii. Vielleicht wäre es das beste, wenn ich ihn umbrächte. Dann fand er wenigstens einen schnellen, gnädigen Tod.
»Den Ring, bitte!« sagte Shaba.
»Gib ihm den Ring!« forderte Msaliti.
Ich reichte Shaba den falschen Ring, und er fädelte ihn an die Kette.
»Hingen da nicht elf Erbsen an den Fäden?« fragte er.
Msaliti drehte sich hastig um und schaute empor. »Keine Ahnung«, sagte er. »Sind es jetzt mehr?«
Ich hatte den Blick nicht von Shaba genommen. »Es waren zwölf«, sagte ich.
»Es sind auch jetzt noch zwölf«, sagte Msaliti, der langsam die Erbsen gezählt hatte.
»Dann hat sich die Zahl also nicht verändert«, stellte Shaba fest.
»Ja«, bestätigte ich und musterte ihn gelassen.
»Ich muß dir mein Lob aussprechen«, sagte Shaba. »Du hast eine Beobachtungsgabe, die der eines Schriftgelehrten vergleichbar ist – oder der eines Kriegers.«
Er drehte die Kette, machte einen Ring davon los und reichte ihn mir.
Geographen und Kartographen gehören natürlich der Kaste der Schriftgelehrten an.
Ich hatte die Drehung der Kette genau beobachtet. Ich erhielt von Shaba den Ring, der ursprünglich an der Kette gehangen hatte.
Shaba, der nun den falschen Ring an der Kette trug, schloß die Kette im Nacken.
Er stand auf, und Msaliti und ich folgten seinem Beispiel. »Ich verlasse Schendi heute abend«, sagte Shaba.
»Ich ebenfalls«, äußerte Msaliti. »Ich habe mich schon zu lange hier aufgehalten.«
»Es wäre für dich nicht gut, wenn man dich zu sehr vermissen würde«, sagte Shaba lächelnd.
»Nein«, erwiderte Msaliti. Ich verstand dieses Gespräch nicht.
»Ich wünsche euch alles Gute, Kollegen im Verrat!« sagte Shaba.
»Leb wohl!« sagten wir zu ihm. Er verbeugte sich und ging.
»Gib mir jetzt den Ring!« sagte Msaliti.
»Ich werde ihn behalten«, sagte ich.
»Gib ihn mir!« forderte Msaliti, und seine Stimme klang nicht freundlich.
»Nein«, sagte ich. Dann schaute ich mir den Ring an. Ich drehte ihn hin und her. Ich versuchte den winzigen Kratzer auszumachen, der den Tahari-Ring eindeutig für mich identifizierte. Mit immer hektischer werdenden Bewegungen drehte ich den Ring. Meine Hand begann zu zittern. »Halt Shaba auf!« rief ich. »Dies ist nicht der Ring!«
»Er ist fort«, sagte Msaliti. »Das ist der Ring von der Kette um seinen Hals, an der er den Abschirmring getragen hat.«
»Es ist aber nicht der echte Ring«, sagte ich bedrückt.
Ich hatte mich überlisten lassen. Shaba war ein schlauer Mann. Gestern abend hatte er uns vorgeführt, daß der Ring, den er an einer Kette um den Hals trug, der echte Schutzring war. Heute aber hatte er einen anderen Ring an dieser Stelle getragen. Dies wäre mir vielleicht aufgefallen, hätte er nicht den Eindruck erzeugt, uns ablenken zu wollen, indem er uns auf die baumelnden Erbsen hinwies – vermutlich um die Ringe auszutauschen, während wir abgelenkt waren. Ich hatte mich jedoch nicht davon abbringen lassen, Shaba zu beobachten. Als er die Kette drehte, hatte ich mich vergewissert, daß der Ring, den er mir reichte, der Ring war, der ursprünglich an der Kette gehangen hatte. Der eigentliche Ringtausch hatte natürlich früher stattgefunden, als er noch allein war. Der Ring, den er so raffiniert gegen den echten Ring hatte austauschen wollen, war der falsche Ring aus meiner Hand, der mir als echt zurückgegeben werden sollte. In meiner eingebildeten Freude darüber, daß dieser Tausch von mir verhindert worden war, hatte ich völlig die Möglichkeit übersehen, daß der Ring an der Kette heute abend von vornherein gar nicht der echte gewesen war.
Msaliti schien übel zu sein. Ich gab ihm den Ring.
Shaba hatte jetzt beides – den echten Ring, den Tahari-Ring, und das falsche Schmuckstück, das die Kurii anstelle des echten Ringes ins Sardargebirge hatten schaffen wollen.
»Woher weißt du, daß dies nicht der echte Ring ist?« fragte Msaliti.
»Man hat dich doch bestimmt gelehrt, den echten Ring zu erkennen«, fragte ich.
Ich legte mir schnell etwas zurecht.
»Nein«, erwiderte Msaliti.
Die Kopie
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