GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
helfen.
Interessanterweise störte der Zwischenfall die Arbeit kaum. Ich vermochte Hunderte von Arbeitern und Askaris zu sehen, wie auch zahlreiche Flöße, die zum Teil mit Vorräten, mit Baumstämmen und Werkzeugen beladen waren, zum Teil aber auch mit dem Schlamm, den wir aus dem Sumpfgebiet gegraben hatten, Schlamm und Erde, die dazu dienen sollten, die flankierenden Barrikaden aufzuschütten, um dieses Gebiet zu entwässern. Ziel des Unternehmens war es, dann später hier den Kanal auszuheben.
»Alles in Ordnung?« fragte ich Ayari.
Er fegte sich die Fliegen vom Kopf. »Ich glaube, ich bin krank«, sagte er.
Das Wasser rings um sein Bein färbte sich blutigrot.
»Weitermachen!« sagte der Askari mit der Fackel und watete auf uns zu.
»Da bist du aber knapp mit dem Leben davongekommen«, sagte ich zu Ayari.
Er erbrach sich ins Wasser.
»Kannst du arbeiten?« fragte der Askari.
Ayaris Bein schien die Last nicht mehr tragen zu können. Er schwankte und wäre beinahe ins Wasser gefallen. »Ich kann nicht stehen«, sagte er.
Ich stützte ihn.
»Nur gut, daß ich an der Kette der Gauner hänge«, sagte Ayari grinsend. »Nie zuvor war ich so glücklich über meinen Beruf. Wäre ich nicht angekettet gewesen, hätte mich das Biest bestimmt fortgezerrt.«
»Das ist durchaus möglich«, sagte ich.
Ayari stammte aus Schendi und war dort als Dieb verhaftet worden. Man hatte ihn in die Gruppe der Arbeiter gesteckt, die für Bila Huruma am Kanal arbeiten mußten. Schendi nutzte die lästige Verpflichtung, sich mit Arbeitskräften an dem Projekt zu beteiligen, um sich seiner weniger gern gesehenen Bürger zu entledigen. Vermutlich konnte man das dem Kaufmannsrat nicht verübeln. Da er aus Schendi stammte, sprach Ayari natürlich Goreanisch. Für mich war es ein Glück, daß er zugleich die Sprache beherrschte, die am Hof Bila Hurumas gesprochen wurde. Sein Vater war vor vielen Jahren aus einem Dorf des Binnenlandes geflohen, am Nordufer des Ushindi-Sees gelegen. Das Dorf hieß Nyuki und war wegen seines Honigs berühmt. Es war dabei um den Diebstahl mehrerer Melonen vom Feld des Häuptlings gegangen. Sein Vater war etwa fünf Jahre später zurückgekehrt, um seine Mutter zu kaufen. Anschließend hatte die Familie in Schendi gelebt. Zu Hause hatte man sich in der Sprache des Binnenlandes verständigt. Es wird geschätzt, daß fünf bis acht Prozent aller Bürger Schendis die Binnensprache kennen.
»Kannst du arbeiten?« fragte der Askari noch einmal.
Dank Ayaris Unterricht vermochte ich solche einfachen Sätze inzwischen zu verstehen.
Noch mehr beeindruckte mich allerdings Ayaris Fähigkeit, die Botschaften der Trommeln zu entziffern, obwohl behauptet wird, daß dies für jemanden, der die Binnensprache fließend beherrscht, kein großes Problem ist. Ähnlichkeiten zu den wichtigsten Vokallauten der Binnensprache finden sich in bestimmten Trommeltönen, die variiert werden können, indem der ausgehöhlte Trommelstamm an verschiedenen Stellen bearbeitet wird. Natürlich ist der Rhythmus der Trommelbotschaft identisch mit dem Rhythmus der Sprache, da sich mit der Trommel gewissermaßen Vokale und Betonung von Sätzen der Binnensprache nachahmen lassen. Fügte man gewisse zusätzliche Trommelsignale hinzu, die bestimmte andere Zeichen und Konsonantenlaute wiedergeben, so verfügte man über eine raffinierte Möglichkeit, über weite Strecken Informationen zu vermitteln, denn natürlich wurden die Trommelbotschaften über zahlreiche Relaisstationen weitergegeben. So läßt sich mit Hilfe der Trommeln eine Nachricht in weniger als einer Ahn über viele hundert Pasang befördern. Ich muß nicht betonen, daß Bila Huruma dieses Signalgerät übernommen und verbessert hatte, das für die Wirksamkeit seines Militärs und der Verwaltung seines Ubarats von großer Bedeutung war. Als Kommunikationsmittel war es den Rauchzeichen des Nordens eindeutig überlegen. Soweit ich wußte, ließ sich auf Gor nichts damit vergleichen, wenn man einmal von den fortschrittlichen technologischen Geräten absah, die den Priesterkönigen und Kurii zur Verfügung standen, Gerätschaften, die den meisten Goreanern im Rahmen der Waffen- und Kommunikationsgesetze verboten waren. Ich fand es erstaunlich – und nehme an, daß dies für die meisten Goreaner galt, sogar für die Bewohner Schendis –, daß ein Ubarat von der Größe und Entwicklung des Huruma-Reiches im äquatorialen Landesinneren zu existieren vermochte. Eines der erstaunlichsten
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