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GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor

GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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ist schon Leben? Was der Tod?« fragte er. »Beide sind unwichtig.«
    Verwirrt musterte ich den Burschen. Mein Blick wanderte schließlich auch zu den anderen, die hinter ihm standen. Sie waren in graue Gewänder gekleidet, vermutlich die einzigen Sachen, die sie besaßen. Die Kleidersäume waren halblang. Als Männer sahen sie in dieser Aufmachung geradezu töricht aus. Sie ließen die Schultern hängen. Die Augen waren glasig und ausdruckslos. Die Füße waren in Lumpen gehüllt. Interessanterweise hielten zwei der Gestalten gefiederte Lanzen in den Händen.
    Wieder wandte ich mich dem Mann zu, der so etwas wie ein Anführer der Gruppe zu sein schien.
    »Güte sei mit dir«, sagte er lächelnd.
    Und ich erkannte, daß sein Verhalten nicht mutig gewesen war. Vielmehr hatte er in seinem Dasein nichts, für das sich zu leben lohnte. Vielleicht wäre ihm die Vernichtung sogar willkommen gewesen! Er hatte keine Anstalten gemacht, sich zu verteidigen.
    »Wer seid ihr?« fragte ich.
    »Wir sind der fröhliche Dung«, antwortete eine der Gestalten, »der die Erde anreichert und verschönt.«
    »Wir sind die funkelnde Reflexion auf dem Wasser, die die Flüsse schön macht«, antwortete ein anderer.
    »Wir sind Blumen, die auf dem Felde wachsen.«
    »Wir sind nett.«
    »Wir sind gut.«
    Und wieder richtete ich den Blick auf den vermeintlichen Anführer, der sich Kürbis genannt hatte.
    »Du bist der Anführer?« fragte ich.
    »Nein, nein!« erwiderte er. »Wir sind alle gleich. Wir sind Gleiche. Wir sind nicht Ungleiche!« Bei diesen Worten zeigte er zum erstenmal ein Gefühl, nämlich Angst. Er wich zurück, drängte sich zwischen die anderen.
    »Wir sind alle gleich«, sagte er.
    »Woher wißt ihr das?«
    »Wir müssen alle völlig gleich sein, es steht in der Lehre.«
    »Ist die Lehre denn zutreffend?«
    »Ja!«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Sie ist der Test der Wahrheit.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Es steht in der Lehre.«
    »Dann ist deine Lehre nichts anderes als ein Kreis, der ohne Abstützung in der Luft schwebt.«
    »Die Lehre braucht keine Abstützung«, sagte der Mann. »Sie ist in sich schlüssig und braucht nichts anderes. Sie ist ein goldener Kreis, sich selbst erhaltend, ewig.«
    »Woher weißt du das?«
    »Aufgrund der Lehre«, sagte ein Mann.
    »Und was ist mit der Vernunft? Habt ihr Verwendung dafür?«
    »Vernunft ist sehr kostbar«, antwortete ein Mann.
    »Richtig verstanden und angewendet, ist sie voll vereinbar mit der Lehre und existiert in höchster Konsequenz, um der Lehre zu dienen.«
    »Und was ist mit der Realität eurer Sinneswahrnehmungen?«
    »Die Sinne sind notorisch unzuverlässig«, sagte einer der Graugekleideten.
    »Soweit die Sinne die Lehre bestätigen, können ihre Eindrücke herangezogen werden«, meinte ein anderer. »Was versehentlich damit vereinbar erscheint, ist zu mißachten.«
    »Welche Argumente oder Beweise würden euch genügen, die Falschheit der Lehre anzuerkennen?« fragte ich.
    »Nichts ist erlaubt, was die Lehre im falschen Licht erscheinen läßt«, sagte der Mann, der den Namen Kürbis trug.
    »So steht es in der Lehre«, erklärte ein anderer.
    »Eine Lehre, die sich nicht widerlegen läßt, ist auch nicht zu bestätigen«, argumentierte ich. »Eine Lehre, die nicht einmal theoretisch in Frage gestellt werden kann, stimmt einfach nicht, sie ist hohl. Wenn die Welt nicht auf sie einwirken darf, kann sie auch keine Auswirkung auf die Welt haben. Dann verkündet sie ein Nichts. Dann ist sie ein Gebrabbel, so nichtssagend und leer, wie es eitel und sinnlos ist.«
    »Dies sind tiefgreifende Erörterungen«, sagte der Mann, den ich für den Anführer hielt. »Da sie nicht in der Lehre stehen, brauchen wir uns damit nicht zu befassen.«
    »Seid ihr glücklich?« fragte ich. Vielleicht kam ich mit solchen verbalen Formeln weiter, auch wenn sie im Grunde nichtssagend waren.
    »O ja«, sagte der erste Bursche hastig. »Wir sind sehr, sehr glücklich!«
    »Ja!« fielen einige andere ein.
    »Güte sei mit dir!« rief jemand.
    »Ihr seht mir aber nicht glücklich aus«, widersprach ich. Selten hatte ich eine bekümmertere, apathischere Gruppe von Lebewesen gesehen.
    »Wir sind glücklich!« beharrte eine Stimme.
    »Das wahre Glück liegt im Einhalten der Lehre«, verkündete jemand.
    Ich zog meinen Dolch und hob ihn drohend, als wollte ich damit auf den ersten Mann einstechen. Er hob den Kopf und entblößte mir den Hals. »Friede und Licht und innere Ruhe und

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