GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
angeleitet durch Schläge und Peitschenhiebe. Für die Krieger war ich eine Art Kaiila, ein zweibeiniges Lastentier.«
»Natürlich«, sagte ich.
»Bei dieser Ratsversammlung«, fuhr das Mädchen fort, »sah ich die Zivilhäuptlinge der Gelbmesser. Und es waren nicht die Männer, die jetzt bei uns im Lager sind.«
»Du mußt dich irren«, sagte ich.
»Nein, Herr.«
»Hast du diese Männer schon im Lager der Gelbmesser gesehen?«
»Ja, Herr.«
»Es sind Zivilhäuptlinge.«
»Nein, Herr!«
»Weißt du, was sie sind?«
»Ja, Herr.«
»Was?«
»Kriegshäuptlinge.«
14
»Canka!« rief ich. »Wo ist Canka?«
Der junge Krieger war nicht in seinem Zelt. Ganz in der Nähe hockte im Schneidersitz eine Gestalt auf dem Boden, die Robe halb über das Gesicht gezogen, und wiegte den Oberkörper hin und her.
»Akihoka!« rief ich. »Wo ist Canka?«
»Auf der Jagd«, antwortete Akihoka.
»Wann ist er zurück?«
»Er dürfte nicht wiederkommen!« rief Akihoka klagend und wiegte sich hin und her. »Er war mein Freund!« jammerte er. »Er war mein Freund.«
»Ich verstehe das alles nicht. Was ist passiert?«
»Du bist heute nicht der erste, der ihn sucht«, erwiderte Akihoka, weit vorgebeugt, unter der Robe kaum zu erkennen.
»Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Ich habe Informationen. Ich muß ihn sprechen. Vielleicht bedeuten sie ja nichts, vielleicht aber sehr viel!«
»Sleensoldaten wollten ihn abholen!« klagte Akihoka. »Aber er war nicht hier. Er war auf der Jagd.«
»Warum sollten Sleensoldaten Canka abholen wollen?« fragte ich erschrocken.
»Er hat versucht, Mahpiyasapa zu töten«, jammerte Akihoka.
»Das ist lächerlich!«
»Sie haben den Pfeil, der auf Mahpiyasapa abgeschossen wurde«, fuhr Akihoka fort und setzte die kummervolle Bewegung fort. »Es ist ein Pfeil Cankas. Außerdem hat Hci Canka vom Tatort fliehen sehen.«
»Canka würde niemals auf Mahpiyasapa schießen«, sagte ich. »Mahpiyasapa ist sein Häuptling.«
»Angeblich hatte er Angst, Mahpiyasapa würde ihm die rothaarige Frau wegnehmen.«
»Mahpiyasapa würde das niemals gegen seinen Willen tun«, sagte ich. »Und Canka weiß das.«
»Hci behauptete gestern abend das Gegenteil«, meinte Akihoka.
»Hci hat im Zorn gesprochen.«
»Hci sah ihn vom Tatort fliehen«, sagte Akihoka bekümmert.
»Hast du nicht gesagt, Canka wäre auf die Jagd gegangen?«
»Es wird behauptet, er habe auf Mahpiyasapa geschossen und wäre dann jagen gegangen.«
»Absurd!« rief ich. »Niemand schießt auf seinen Häuptling einen Pfeil ab und reitet dann auf die Jagd.«
»Der Pfeil gehört Canka«, sagte Akihoka, und seine Stimme klang schrill vor Sorge. »Hci sah ihn wegrennen.«
»Wer hat ihn noch gesehen?« wollte ich wissen.
»Niemand.«
»Erscheint dir das wahrscheinlich – in einem überfüllten Lager?«
»Es war Cankas Pfeil. Man hat seinen Pfeil. Und Hci sah ihn fliehen.«
»Hci lügt!«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Er hat auf seinen Schild geschworen.«
»Es muß Hci selbst gewesen sein, der den Pfeil abschoß«, meinte ich.
»Mahpiyasapa ist Hcis Vater«, gab Akihoka zu bedenken. »Hci würde ihn niemals töten wollen!«
»Das nehme ich auch nicht an«, sagte ich. »Ich glaube, Hcis Absicht läuft darauf hinaus, lediglich den Eindruck zu erwecken, auf seinen Vater sei ein Anschlag verübt worden.«
»Das würde Hci niemals tun.«
»Warum nicht?«
»Hci ist ein Kaiila«, sagte Akihoka. »Schande! Schande!« jammerte er los. »Schande für Canka. Schande für die Kampfgefährten. Ich trauere um Canka. Er war mein Freund. Er war mein Freund.«
»Hci«, sagte ich entschlossen, »hat Canka nicht vom Tatort fliehen sehen.« Mir fiel ein, daß sich Canka am ersten Morgen der großen Jagd bei Cuwignaka erkundigt hatte, ob er einen seiner Pfeile gesehen habe. Schon damals schien Hci also seinen Plan in der Brust bewegt zu haben. Bei der offenen Lebensart der roten Wilden, die nichts verstecken oder verschließen und für die Diebstahl etwas Undenkbares und höchst Überraschendes ist, wäre es sicher keine Schwierigkeit, sich einen Pfeil zu beschaffen.
»Hci kann seine Aussagen beschwören.«
»Ein Meineid!«
»Er schwört auf seinen Schild.«
»Dann leistet Hci auf seinen Schild einen Meineid.«
Akihoka erstarrte. Er zog die Robe vom Kopf, legte sich den Stoff um die Schultern. »Du bist ein Weißer«, sagte er. »Du bist nur ein Sklave. Du weißt nichts von diesen Dingen.«
»In deinem Herzen weißt du so gut wie
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