GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
Ar«, erhielt ich zur Antwort. »Weil sie ihn entehrte, wurde sie verstoßen.« Ihre Gestalt, die eine Verhüllungsrobe trug, war aus dem Korridor verschwunden.
Und wieder erhellten Blitze den Unwetterhimmel und die Regenbahnen, doch dann waren Blitze und Regen verschwunden, und es ertönten laute, widerhallende Schläge, und der schwere Hammer Krons, eines Mitglieds der Kaste der Metallarbeiter, hob und senkte sich und traf einen riesigen Amboß und ließ Funken durch die Nacht stieben, die in das stille Meer fielen und dort wie Diamanten funkelten, und ich ließ mich auf den Rücken rollen und bemerkte emporschauend, daß die Diamanten am Himmel hingen und Sterne waren.
Es beginnt im Schwitzzelt – ein kleiner Bau, oval und niedrig gebaut. Ein Mann kann im Innern nicht aufrecht stehen. Zuerst wird ein Astgerüst errichtet, das man dann mit Fellen bedeckt. Im Loch in der Mitte werden die draußen erhitzten Steine abgelegt und mit Wasser übergossen. Mit dem Schwitzzelt verbinden sich zahlreiche bedeutsame Rituale. Wichtig sind dabei die Steine, das Feuer, die Ausrichtung des Zelts, der Weg zwischen Zelt und Feuer, die Wassermengen und die Art und Weise des Gießens und die Häufigkeit, mit der das Zelt geöffnet wird. Ich will diese Dinge nicht im Detail ausführen und mich mit der Bemerkung begnügen, daß die Zeremonie des Schwitzzelts ein detailliertes, komplexes, durchdachtes und sehr symbolisches Ritual ist. Hauptziel ist die Reinigung des Badenden, seine Vorbereitung auf die schwierige Aufgabe, den Traum oder die Vision zu erlangen. Meine Helfer, die sich um das Feuer und die Steine kümmerten, waren Canka und Cuwignaka.
Ich folgte dem vorgeschriebenen Ritual nicht in jeder Beziehung; zum einen, weil ich gewisse Vorbehalte hatte und an die Existenz der Medizinwelt nicht recht glauben konnte, zum anderen, weil ich kein Kaiilakrieger war. Meine Überlegungen und Entscheidungen in diesem Punkt wurden von Canka und Cuwignaka respektiert. Gleichwohl hat man viel Zeit zum Nachdenken, während man da allein im abgedunkelten Innern des Schwitzzeltes sitzt, den Kopf zwischen die Knie gedrückt, um in der ungeheuren Hitze nicht ohnmächtig zu werden. Es ist sicher nicht übel, wenn der Mensch ab und zu allein ist und Zeit zum Nachdenken hat. Es ist jedenfalls eine ausgezeichnete Gelegenheit zur Selbsterfahrung.
Nach Verlassen des Schwitzzelts begibt man sich zu einem Fluß und reinigt sich in kaltem Wasser von Kopf bis Fuß. Dann wird ein kleines Feuer aus Nadeln und Süßblättern entzündet, dessen Rauch man in seine Haut einmassiert. Schließlich reibt man sich mit weißem Kalk ein: Diese Dinge sollen den menschlichen Geruch verschwinden lassen. Angeblich mögen Medizinhelfer den Menschengeruch nicht.
Dann begibt man sich an den Ort der Visionen. Es ist eine hochgelegene, felsige Stelle. Einige Bäume stehen in der Nähe. Man kann über die Prärie hinwegschauen, deren Gras sich im Wind wiegt.
Dort fastet man. Dort wartet man.
Man darf ein wenig Wasser trinken. Das Verhungern dauert lange, wochenlang; Durst läßt den Tod schon viel früher eintreten.
Man wartet. Man weiß nicht, ob der Medizinhelfer kommen wird oder nicht.
Es ist einsam am Ort der Visionen.
Als ich erwachte, war es grau und kalt; die Morgendämmerung hatte eben eingesetzt.
Wie kommt es, daß diese Leute Visionen haben? fragte ich mich.
Vielleicht hat der mit Entbehrungen gepeinigte Körper irgendwann genug. Vielleicht fleht er dann das Gehirn um eine Vision an, die ihm Erleichterung bringen könnte.
Natürlich ist es hilfreich, an solche Visionen zu glauben und sie als Zeichen aus der Medizinwelt zu akzeptieren.
Am Ort der Visionen kommt es zu seltsamen Bewußtseinsverschiebungen; sicher hat das mit Hunger und Durst und der Einsamkeit zu tun. Manchmal fällt es schwer, zwischen Träumen, Visionen und Realitäten zu unterscheiden.
Man braucht nicht unbedingt eine Vision. Ein Traum erfüllt denselben Zweck.
Aber es gibt Menschen, die einfach keine Visionen haben können; andere wiederum können sich nicht daran erinnern, was sie im Traum erlebt haben. Sie wissen nicht mehr, was sie im Traumland taten – nur daß sie dort waren.
Aber solche Fälle behandeln die roten Wilden gnädig. Sie wissen, daß nicht alle Menschen gleich sind. Es genügt ihnen, wenn man den Versuch macht, zu träumen, die Vision zu erlangen. Schließlich steht es in der Entscheidung des Medizinhelfers zu erscheinen – oder aber auch nicht. Von einem
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