GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor
der Tatrix von Corcyrus.«
»Man übertrug mir die Aufgabe, eine Frau zu bewachen, die ich damals für Sheila, Tatrix von Corcyrus, hielt«, antwortete Drusus Rencius. »Ich glaube heute nicht mehr, daß sie die echte Tatrix war. Ich bin sicher, daß ich und viele andere – darunter auch du – von Ligurious in die Irre geführt wurden. Dieses Mädchen diente als Ablenkung von der echten Tatrix. Sie wurde in die Rolle und Identität der Tatrix eingeführt, eine Rolle, die sie zumindest zum Teil ausfüllte. Der Erfolg des brillanten Plans zeigte sich nach dem Fall der Stadt. Dieses Mädchen fiel uns in die Hände und wurde als angebliche Tatrix entkleidet und in einen Käfig gesteckt. Die echte Tatrix entkam uns unterdessen, und zwar in der Begleitung Ligurious' und anderer.«
»Ligurious?« fragte Claudius.
»Ich weise das entschieden zurück!« sagte Ligurious.
»Ist die Frau, die du für die Tatrix von Corcyrus hieltest und die du in Corcyrus als Tatrix bezeichnetest, hier in diesem Raum?«
Drusus Rencius schwieg. »Ja, sie ist hier«, sagte er nach langem Zögern.
»Würdest du sie uns bitte zeigen?« fragte Miles.
Drusus Rencius deutete auf mich. »Das ist sie«, sagte er.
»Vielen Dank«, antwortete Miles. »Die Angelegenheit ist abgeschlossen.«
»Indem ich diese Identifizierung vornehme«, fuhr Drusus Rencius fort, »tue ich nichts anderes als zuzugeben, daß ich mich von Ligurious täuschen ließ! Begreift ihr das nicht? Er hält uns alle zum Narren!«
Ligurious senkte den Blick, als bekümmere ihn ein solch unvernünftiger und absurder Ausbruch.
»Bei der Liebe, die ich für dich empfinde und du für mich, hör mich an!« wandte sich Drusus an Miles. »Diese Frau ist nicht die Tatrix! Sie saß auf dem Thron! Sie hielt Gericht als Tatrix! Sie erledigte Staatsgeschäfte als Tatrix! Sie war bekannt als Tatrix! Aber sie war nicht die Tatrix!«
»Wir dürfen die Beweise nicht vergessen«, sagte Miles aus Argentum, »Beweise, die von einigen hier vorgetragen wurden und die klar darauf hindeuten, daß sie die Tatrix war. Was für Beweise willst du noch sehen? Woher sollen wir beispielsweise wissen, daß du wirklich Drusus Rencius bist, Hauptmann aus Ar? Oder daß ich Miles bin, ein General aus Argentum? Oder er Ligurious, bisher erster Minister in Corcyrus? Woher wissen wir, daß die Leute hier im Raum sind, was wir annehmen. Vielleicht sind wir alle Opfer einer komplizierten, unvorstellbaren Täuschung! Hier geht es aber um vernunftgemäße Gewißheiten, nicht um vage Begriffe. Und so gesehen steht über jeden Zweifel fest, daß sie die Tatrix von Corcyrus war!«
Applaus brandete auf.
»Ich rufe eine alte Zeugin noch einmal auf«, fuhr Miles fort, »meine Sklavin Susan.«
»Herr?« fragte sie schüchtern.
»Ich frage dich jetzt nach deiner Meinung, Susan. War die Sklavin mit dem kurzgeschnittenen Haar, die deine Herrin war, der Ansicht, sie sei Sheila, Tatrix von Corcyrus?«
»Ja, Herr«, flüsterte Susan mit gesenktem Blick.
Auch ich ließ den Kopf hängen. Ich hatte mich wirklich für Sheila gehalten. Noch jetzt war ich noch im Zwiespalt. Auf einer Weise war ich Sheila, die in Corcyrus Tatrix gewesen war. In Wirklichkeit war ich wohl eine von zwei Sheilas gewesen, die, jede auf ihre Weise, dort als Tatrix gewirkt hatten. Natürlich war mir bekannt, daß ich nicht die echte Sheila, oder zumindest die wichtige Sheila war, die Sheila, für die sich diese Männer besonders interessierten. Auf meine Weise war auch ich von Ligurious zum Narren gehalten worden.
»Sie selbst«, sagte Miles aus Argentum, »sah sich als Tatrix von Corcyrus an. Sie akzeptierte sich selbst in dieser Rolle! Sie leugnete es nicht. Warum nicht? Weil sie genau das war!«
»Nein!« rief Drusus Rencius.
»Warum glaubst du, daß sie nicht die Tatrix von Corcyrus war?« fragte Miles.
»Ich weiß es nicht!« rief Drusus Rencius. »Ich weiß es nicht!«
»Ich bitte dich, Hauptmann!« sagte Miles herablassend.
»Ich kenne sie«, sagte Drusus Rencius zornig. »Ich kenne sie seit Corcyrus. Sie ist hübsch, sie gehört in einen Sklavenkragen, doch sie ist nicht der Typ Frau, die Untaten begehen konnte, wie sie die Tatrix von Corcyrus angeordnet hat. Das steckt einfach nicht in ihr!«
»Hat sich der gute Hauptmann aus Ar vielleicht von den Blicken einer Frau weichkriegen lassen?« fragte Miles.
»Nein!«
»Sie hat dich schwach werden lassen!« behauptete Miles.
»Nein!« rief Drusus Rencius.
Ich schaute ihn an. Ich war eine
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