GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
Samos.
Ich neigte den Kopf.
»Lady.«
Einer freien Frau bringt man beträchtliche Ehrerbietung entgegen, vor allem dann, wenn es sich um eine Frau wie Lady Rowena handelte, die offensichtlich von hohem Rang war.
Sie erwiderte den Gruß mit einem Nicken.
Lydius ist ein dichtbevölkertes, geschäftiges Handelszentrum an der Mündung des Laurius. Viele Städte unterhalten in Lydius Lagerhäuser und kleine Niederlassungen. Auf dem nach Westen fließenden Laurius werden viele Güter verschifft, darunter in der Hauptsache Holz, Holzprodukte und Häute, die dann in Lydius auf die Schiffe aller möglichen Städte und Handelsgesellschaften weiterverladen und in den Süden gebracht werden. Wie nicht anders zu erwarten, setzt sich die Einwohnerschaft von Lydius aus den unterschiedlichsten Rassen zusammen.
Lady Rowena richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Sie sah Samos wütend an. »Wieso wurde ich an diesen Ort gebracht?«
»Lady Rowena gehört zu den Kaufleuten«, erklärte Samos. »Das Schiff, auf dem sie eine Passage gebucht hatte, segelte von Lydius nach Cos, als es von zwei meiner Kaperschiffe aufgebracht wurde. Sein Kapitän erklärte sich freundlicherweise zu einem Umstauen der Ladung bereit.«
»Wieso hat man mich an diesen Ort gebracht?« wiederholte die Frau wütend.
»Du weißt sicherlich, welche Jahreszeit wir haben?« fragte Samos.
»Ich verstehe nicht«, sagte sie. »Wo sind meine Zofen?«
»In den Sklavengehegen«, sagte Samos.
»Den Sklavengehegen?« keuchte Rowena.
»Ja«, sagte Samos. »Aber du brauchst keine Angst um sie zu haben. Sie erfreuen sich bester Gesundheit – in ihren Ketten.«
Auf Gor sind die Sklavenhändler immerzu tätig, aber die Höhepunkte des Jahres sind Frühling und Frühsommer. Das hat mit solchen Dingen wie dem Wetter zu tun, außerdem sind die wichtigsten Märkte mit bestimmten Festen und Feiertagen verbunden wie zum Beispiel dem Liebesfest in Ar, das im Spätsommer stattfindet und alle fünf Tage der Fünften Passage-Hand in Beschlag nimmt. Natürlich finden in diesen Jahreszeiten auch die großen Sklaven-Auktionen auf den Jahrmärkten von En'Kara und En'Var statt. Das sind die beiden größten Sklavenmärkte Gors, die alle anderen weit übertreffen, was das Angebot der zu verkaufenden Frauen angeht.
»Ketten?« flüsterte Rowena. Sie wich zurück, eine Hand auf der Brust.
»Ja«, sagte Samos.
»Man hat mir eine Haube über den Kopf gezogen. Ich weiß nicht einmal, wo ich mich befinde.«
»Du bist in Port Kar.«
Rowena taumelte. Schon befürchtete ich, sie werde in Ohnmacht fallen.
»Wer bist du?« flüsterte sie.
»Samos. Der Erste Sklavenhändler von Port Kar.«
Sie schüttelte sich vor Entsetzen, ein leises Wimmern entschlüpfte ihren Lippen. Ich erkannte, daß ihr der Name Samos aus Port Kar nicht unbekannt war. »Welche Hoffnung habe ich?«
»Keine«, sagte Samos. »Nimm den Schleier ab.«
»Mach meine Zofen zu Sklavinnen«, sagte sie. »Sie sind sowieso zu nichts anderem zu gebrauchen. Aber ich bin eine freie Frau!«
»Glaubst du, du bist etwas Besseres als sie?« fragte Samos.
»Ja.«
»Du unterscheidest dich nicht von ihnen«, sagte er. »Auch du bist nur eine Frau.«
»Nein!« rief sie.
»Nimm den Schleier ab.«
»Ich bin zu schön, um eine Sklavin zu sein.«
»Den Schleier«, sagte Samos leise. Schließlich war sie trotz allem eine freie Frau.
Einige der Sklavinnen, die dürftig bekleidet oder ganz nackt waren, sahen sich an. Wären sie einem Befehl mit der gleichen Langsamkeit nachgekommen, statt sofort und bedingungslos zu gehorchen, hätten sie zweifellos eine ernste Bestrafung empfangen. Allerdings waren sie ja auch nur einfache Sklavinnen.
»Bitte, nein«, sagte Lady Rowena.
»Du bist meine Gefangene«, sagte Samos. »Zweifellos bist du dir darüber im klaren, daß es nur eines Wortes von mir bedarf, daß man dich splitternackt auszieht.«
Rowena griff zum Schleier, hakte ihn ganz langsam los und ließ ihn zur Seite fallen.
»Schlag die Kapuze zurück.«
Sie gehorchte, legte den Kopf in den Nacken, griff nach hinten und befreite lange blonde Zöpfe, die sie vorn über die Schultern legte; das Haar reichte ihr beinahe bis zu den Knien.
»Öffne das Haar.«
Sie entflechtete die Zöpfe, neigte den Kopf, schüttelte das Haar lose und strich es glatt. Dann hob sie den Kopf wieder.
»Leg das Haar auf den Rücken«, befahl Samos.
Rowena tat es und stand dann vor uns, jeder Zoll eine Frau.
»Wie sieht mein Schicksal aus?« fragte
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