GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
wahrscheinlicher, daß du eine Frau aus der Stadt bist«, sagte ich.
»Nein! Nein!«
»Betrachte deine Hautfarbe, denk an deine Größe, dein dunkles Haar, deine Augen. Bedenke die bemerkenswerten weiblichen Formen, die sich unter den Fellen und dem Leder andeuten.« Die meisten Frauen der Alar waren ziemlich groß, flachbrüstig, kalt, blond und blauäugig. »Du erinnerst mich an viele Frauen, denen ich auf Sklavenmärkten begegnet bin.«
Das rief bei den Kriegern lautes Gelächter hervor.
»Nein!« schrie Boabissia sie an. »Nein!« schrie sie mich an.
»Es stimmt.«
»Nein!« rief sie.
Die Männer lachten noch lauter.
»Ich bin eine Alar! Ich bin eine freie Frau!« rief sie mit einem haßerfüllten Blick in Feiqas Richtung, die sich zitternd zusammenduckte.
»Heb die Axt, die du trägst«, sagte Genserix. »Hoch, über den Kopf, als wolltest du jemanden damit schlagen. Halt sie am Griffende!«
Sie versuchte es. Aber schon einen Augenblick später konnte sie das Gewicht nicht länger halten, sie wand sich und die Axt sauste herab und bohrte sich in den Boden. Die Krieger waren darüber nicht erfreut. Wütendes Gemurmel erhob sich.
»Ich schaffe es nicht«, erklärte Boabissia.
Ich persönlich hätte sie auf die Knie gezwungen und dafür gesorgt, daß sie die Axt säuberte. Für eine Sklavin kann es auf Gor bereits ein Kapitalverbrechen sein, eine Waffe auch nur zu berühren.
»Heb sie hoch, schwing sie!« befahl Genserix streng.
Sie versuchte die Axt zu heben, und dann noch einmal. Schließlich senkte sie die Waffe und hielt sie wie vorhin mühsam mit beiden Händen. »Ich kann es nicht.«
»Dann leg sie nieder und geh«, sagte Genserix.
»Ja, mein Häuptling.« Sie legte die Axt auf den Boden und stürzte wütend in die Dunkelheit davon. Ich konnte mir denken, was mit ihr geschehen war. Vermutlich hatte sie in ihrer Jugend kaum eine Verwandtschaft zu den Frauen der Alar verspürt. Auf jeden Fall hatte sie sich geweigert, sich mit ihnen gleichzusetzen. Und da sie nicht vom Blut der Alar war, hatten die Nomaden sie im Gegenzug niemals richtig anerkannt. Ich hatte den Eindruck, daß sie, wie es bei den Kindern der Nomaden häufig der Fall ist, mit großer Nachsicht erzogen worden war. Unfähig, sich mit den Frauen zu identifizieren oder von ihnen anerkannt zu werden, entwickelte sie einen bitteren Neid auf die Männer, ihre Stellung und ihr Ansehen, so daß sie versuchte, sich ihnen als gleichberechtigt zu erweisen. Sie nahm männliche Verhaltensweisen an, trug die gleiche Kleidung und versuchte auf diese Art verzweifelt und wütend, einen Platz unter dem Wagenvolk zu finden. Und das Ergebnis war, daß sie von keinem der beiden Geschlechter anerkannt wurde. Sie erschien mir verwirrt und furchtbar unglücklich. Ich glaubte nicht, daß sie ihre Identität kannte, daß sie wußte, wer sie in Wirklichkeit war. Vermutlich kannten einige der Männer sie besser als sie sich selbst.
»Laßt uns den Kampf fortsetzen«, schlug Genserix vor.
Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
Sorath und ich traten wieder gegeneinander an. Diesmal, da er nicht von der Frau verspottet wurde, kämpfte er außerordentlich gut. Wie Hurtha mich gewarnt hatte, war Sorath ein Meister der Axt. Jetzt, da sich sein Temperament abgekühlt hatte, kämpfte er mit Schnelligkeit und Genauigkeit. Der Leichtsinn und das manchmal unvernünftig auflodernde Temperament von Männern wie Sorath waren unter den stolzen Alar nichts Ungewöhnliches; sie wären klug beraten gewesen, sich dagegen zu wappnen. Zu oft riß es solche Völker in den Untergang. Hunderte von Malen erwiesen sich schon nüchtern durchdachte Verteidigungslinien und verantwortungsvolle Taktiken roher Kraft und Wut gegenüber als überlegen. Der Mut der Barbaren richtet nur selten etwas gegen einen kühl denkenden, entschlossenen, vorbereiteten Feind aus. Aber die Bewohner der Städte sollten besser bei dem Gedanken erzittern, daß eines Tages jemand unter den Horden aufsteigt, der den Sturm bändigen und den Blitzschlag lenken kann.
Ich wich seitwärts aus, wirbelte den Axtschaft herum und traf Sorath in den Solarplexus, jenes Netzwerk aus Nerven hoch oben in der Magengrube, das vor dem oberen Teil der Unterleibsaorta liegt. Ich stieß nicht fest genug zu, um ihn zu verletzen, seinen Leib aufzureißen oder die Ader zum Platzen zu bringen, sondern gerade so hart, daß ich ihn ausschaltete. Um gänzlich sicherzugehen, brachte ich das linke Stück des Schaftes nach oben und ließ es
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