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GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor

GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor

Titel: GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Sleen!«
    »Wolltest du nicht von vorn anfangen?« fragte ich.
    »Diesmal fange ich mit der dritten Zeile an.« Er wandte sich an den Mann, der neben ihm ging, einen unschuldigen Burschen mit einem Bündel auf dem Rücken. »Dieses Gedicht ist meinem Freund Tarl hier gewidmet. Er hat mich dazu inspiriert.«
    »Ich verstehe«, sagte der Mann und sah mich mit gerunzelter Stirn an. Dann rückte er ein Stück von uns ab.
    »Auf, auf, sage ich, faule Tarsks, widerwärtige, schläfrige, schleimige Urts!« rief Hurtha.
    Ein paar Leute warfen mir vieldeutige Blicke zu. Ich beschleunigte den Schritt und starrte stur geradeaus.
    »Es ist Mittag!« rief Hurtha. Dann blieb er stehen und lachte so schallend, daß ihm Tränen die Wangen hinunterliefen.
    »Was ist?«
    Ein paar Flüchtlinge gingen an uns vorbei.
    »Ich habe dir doch gesagt, daß es lustig ist«, sagte Hurtha und krümmte sich vor Lachen.
    »Tatsächlich?«
    Er verstummte jäh. »Das ist dir doch nicht etwa zu schwer verständlich?«
    »Ich bin kein Alar!« gab ich zu bedenken.
    Boabissia lachte hell auf, obwohl ich aus ihrer Stimme Unbehagen heraushören konnte.
    »Verstehst du nicht?« fragte Hurtha. »Ich habe nicht gesagt, es war Morgen. Ich habe gesagt, es war Mittag.«
    »Und?«
    »Du rechnest natürlich damit, daß ich Morgen sage, aber in Wahrheit ist es schon Mittag! «
    »O ja, natürlich. Sehr geistreich.« Ich glaubte begriffen zu haben, was er sagen wollte. Viele Goreaner stehen sehr zeitig auf. Vielleicht half einem diese Tatsache beim Verständnis des Gedichts. Boabissia gab ein Geräusch von sich. Es hörte sich wie der verzweifelte, mißlungene Versuch eines Lachens an. Sie wollte wohl nur die Behauptung unterstützen, eine Alar zu sein. Feiqa, die diese Last nicht trug, sah entsetzt aus.
    »Da vorn ist das Tor!« sagte ich erleichtert.
    Einige der passierenden Flüchtlinge wurden ausgesprochen gründlich durchsucht. Die Frauen mußten sich ausziehen – vermutlich, weil die Soldaten Lust hatten, sie so zu sehen – und wurden zu ihrem Entsetzen mit goreanischer Gründlichkeit durchsucht. Man fand Münzen und Ringe. Nach einer solchen Leibesvisitation taugt eine Frau eigentlich nur noch zur Sklavin, aber man drückte ihnen die Kleidung in die Hand und stieß sie durchs Tor. Boabissia ersparte man diese Peinlichkeit. Die Soldaten behielten nur wenig. Mich beschlich der Verdacht, daß man diese Flüchtlingsgruppe nur pro forma oberflächlich durchsuchte.
    Ein paar Ehn später gesellte sich die Vermutung hinzu, daß Boabissia der Leibesvisitation nur deshalb entging, weil sie zu unserer Gruppe gehörte. Die Briefe des Hauptmanns steckten in meiner Schwertscheide. Das erschwerte zwar das Ziehen der Waffe, aber in Anbetracht meiner begrenzten Möglichkeiten schien es ein vernünftiges Versteck zu sein. In einem Gewand oder dem Umhangfutter sind Papiere leicht zu entdecken. Ist die nötige Zeit vorhanden, kann man die Botschaft auf ein Stück Futter schreiben. Um sie dann zu entdecken, muß man schon die Nähte aufreißen. Natürlich gibt es im Prinzip viele Möglichkeiten, eine Botschaft oder ein paar Wertgegenstände zu verstecken. Falsche Absätze und ausgehöhlte Sandalensohlen, winzige Geheimfächer in Ringen, Broschen, verzierte Haarnadeln, hohle Kämme. Es gibt auch Schwerter mit abschraubbarem Knauf und hohlen Griffen. Nicht zu vergessen Wanderstäbe mit Hohlräumen, an die man gelangt, indem man Teile des Stabes auseinanderschraubt. Ich brauche sicher nicht eigens zu erwähnen, daß viele dieser Stäbe Dolche oder Schwertklingen enthalten. Es ist den weißgekleideten Absolventen der Pilgerfahrten zum Sardargebirge sogar aus alter Zeit her vorgeschrieben, solche Stäbe mitzuführen. Diese Männer sind durchaus nicht so harmlos, wie sie scheinen. Viele Straßenräuber mußten das schon zu ihrem Leidwesen erkennen.
    »Ihr gehört zusammen?« fragte ein Soldat.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Ihr könnt passieren.«
    Augenblicke später hatten wir das große Tor hinter uns gelassen und blinzelten vor den Stadtmauern Torcodinos in die Sonne. Ich sah zurück. Aus dieser Nähe und im Licht der Herbstsonne vermittelten die hohen Mauern einen unüberwindlichen Eindruck. Gewöhnliche Sturmleitern waren zu kurz. Die Kargheit der Mauern wurde von zahllosen waagrechten, etwa zehn Zentimeter hohen Schlitzen aufgelockert, durch die man eisenüberzogene Lanzen mit stabilen halbmondförmigen Stahlklingen an der Spitze stoßen konnte. Mit ihrer Hilfe können die

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