GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
Tradition. Sie werden von allen Bürgern akzeptiert und ihre eigentlichen Ursprünge, manchmal ein für beide Seiten verlustreicher Bürgerkrieg oder Klassenkampf oder blutige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Häusern, sind nicht selten vergessen und nur noch für Historiker von Interesse. Manche glauben, dass in solche Krisen der Heimstein erfunden wurde.
Natürlich gibt es mehrere Mythen über den Ursprung des Heimsteins. Eine beliebte Sage berichtet, dass ein früherer Held, Hesius, einmal große Arbeiten für die Priesterkönige verrichtete und ihm dafür eine Belohnung, die wertvoller als Gold und Silber wäre, versprochen wurde. Er erhielt jedoch nur einen flachen Stein, in den ein einzelner Buchstabe eingemeißelt war, der erste Buchstabe des Namens seines Heimatdorfes. Er beschuldigte die Priesterkönige daraufhin, sie wären geizig und hätten sein Vertrauen missbraucht. Ihm wurde aber gesagt, dass das, was er erhalten habe, in der Tat wertvoller als Gold und Silber sei, es sei ein »Heimstein«. Er kehrte in sein Heimatdorf zurück, in dem Krieg und Zwietracht herrschte. Dort erzählte er die Geschichte und legte den Stein auf den Markplatz.
»Wenn die Priesterkönige sagen, dies ist wertvoller als Gold und Silber«, sagte ein weiser Mann, »dann muss das auch stimmen.«
»Ja.« sagten die Leute.
»Unser Heimstein.« antwortete Hesius.
Die Waffen wurden daraufhin niedergelegt und Friede kehrte ein. Der Name des Dorfes aber war »Ar«. In der goreanischen Tradition wird allgemein akzeptiert, dass der Heimstein von Ar der älteste Heimstein auf Gor ist.
»Ja.« stimmte ein anderer Mann meines Herrn zu.
Mein Herr war Tyrrhenius aus Argentum, der die Taverne besaß. Selbstverständlich durfte ich dort nicht tanzen. Er wollte nicht, dass ich als eines seiner Mädchen bekannt wurde. Er hatte heimliche Geschäftsbeziehungen mit verschiedenen Herren von Arbeitskolonnen, unter ihnen war auch Ionicus.
Mein Herr hatte mich einmal, als ich ihm den Fuß leckte, dafür gelobt, dass ich solch ein ausgezeichnetes Ködermädchen wäre.
»Ich danke dir, Herr.« hatte ich geantwortet.
Ich war ein Sklavenmädchen. Wir mussten unseren Herren gehorchen.
»Hol den Karren.« befahl der erste der Männer meines Herrn.
»Ja, Herr.« entgegnete ich und eilte hinaus auf die Straße, wo wir den Handkarren gelassen hatten.
Während in den Städten die Rechte der Bürger am klarsten definiert sind, die Sitten und Traditionen eifersüchtig geschützt werden, der Einfluss des Heimsteins am meisten zu fühlen ist und freie Arbeiter etwas auf sich halten, konnte man das gleiche von den ländlichen Gegenden nicht sagen, besonders nicht von jenen, die außerhalb der Gerichtsbarkeit und des Einflusses von Städten gelegen waren. Man fühlt sich eben nicht als Bürger einer Stadt, wenn sie mehr als einen Tagesmarsch weit entfernt ist. Und wenn man als Bürger nicht effektiv am Leben seiner Stadt teilnehmen kann, wird man ihr auch nicht loyal gegenüberstehen und sich eher als Lokalpatriot seines Dorfes oder seiner Großfarm fühlen.
In den letzten Jahren hat sich die Institution der »Großfarm« mit ihrer eigenen Planung, Organisation, landwirtschaftlichen Sachkenntnis und ihren eigenen Sklaven auf Gor verbreitet. Manche goreanische Bauern besitzen das Land, das sie bewirtschaften, manche pachten es von ihrem Dorf. Beide bekommen oft Angebote von Agenten der Großfarmen, die manchmal Privatpersonen gehören und manchmal Gesellschaften. Oft werden diese großzügigen Angebote akzeptiert, mit dem Resultat, dass der Anteil der durch Großfarmen kultivierten Fläche wächst. Es wird erzählt, dass manchmal sogar durch Drohungen und dem Abbrennen der Ernte Druck auf Bauern und Dörfer ausgeübt wird, aber ich denke, das ist eher die Ausnahme. Da die Großfarmen ihre Ziele auch durch legale Geschäfte erreichen haben sie wenig Grund, illegale Methoden anzuwenden. Außerdem sind goreanische Bauern Meister des »Bauernbogens«, einer ungewöhnlich zielgenauen Waffe, mit der ein Mann schnell und kraftvoll schießen kann.
Wenn sie ihr Land an Großfarmen verkauft haben, suchen sich die Bauern gewöhnlich weit entfernt neues Land, um neu anzufangen. Selten gehen sie in die Städte, wo sie zum unzufriedenen städtischen Proletariat gehören würden. Ihre Kastenehre lehnt so etwas ab. Außerdem wären sie natürlich kein Bürger der Stadt und könnten ihr Kastenhandwerk nicht ausüben. Und die Städte sind im Allgemeinen nicht
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