GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
sehen, da die Verfärbungen und Einschlüsse bedeutungslos erscheinen. Fügt man die Teile aneinander, ist das Schiff zu erkennen. Das eine Stück befand sich ursprünglich im Besitz von Ragnar Voskjard, dem Anführer der Piraten des Westens, das andere gehörte Policrates, dem Anführer des Ostens. Brauchte einer von ihnen Rat oder Hilfe, schickte er dem anderen sein Stück. Dann vereinten sie ihre Kräfte.«
»Was hat der Topas mit der Voskliga zu tun?«
»Mit der Liga selbst überhaupt nichts«, sagte Caledonius. »Er symbolisiert jetzt ein privates Versprechen zwischen Port Cos und Ar-Station.«
»Aber die Sympathien von Port Cos liegen doch bestimmt bei seinem Mutter-Ubarat«, sagte ich, »und die von Ar-Station bei Ar.«
An dem Pier legten mehrere Galeeren an. Männer mit Schilden sprangen von Bord und liefen zu der dem Innenhafen zugewandten Seite. Cosianer, die versuchten, die Anlegestellen zu erklimmen, würden dort nun auf Hunderte ausgeruhte und bewaffnete Männer stoßen.
»Port Cos und Ar-Station haben auf dem Fluß Rumpf an Rumpf schreckliche, blutige Schlachten gekämpft. Nach dem Endsieg über die Piraten, das war 10 127 C.A., gelangten die Topasstücke in den Besitz von Calliodorus, dem Ersten Kapitän von Port Cos, und Aemilianus, der damals die Marine von Ar-Station befehligte. Sie haben den Schwur untereinander erneut bekräftigt, sozusagen als Kriegskameraden, da Ar verbot, daß Ar-Station Mitglied der Voskliga wurde.«
»Warum denn das?« fragte ich.
»Das weiß ich nicht. Vermutlich hatte Ar die Befürchtung, eine solche Allianz könnte seinen Ansprüchen im Voskbecken schaden.«
Ich nickte. Das machte Sinn. Meine Gedanken waren in die gleiche Richtung gegangen. Der Soldat hatte als Jahr der Schlacht 10 127 C.A. angegeben. Es war nur natürlich, daß er als Bürger von Ar-Station den Kalender von Ar benutzte. Viele Städte haben ihre eigene Zeitrechnung, die auf den Listen ihrer Administratoren oder dergleichen beruht; vielleicht liegt das in ihrer Eitelkeit begründet, vielleicht auch in ihren Traditionen. Daraus folgt allerdings, daß die goreanische Zeitrechnung ein heilloses Wirrwarr darstellt. Nach dem Kalender von Port Kar fand die Schlacht im Jahr acht der Herrschaft des Kapitänsrates von Port Kar statt. Fast jedes Jahr schlägt eine kleine Gruppe aus der Kaste der Schriftgelehrten auf dem Jahrmarkt im En'Kara in der Nähe des Sardargebirges eine umfassende Reform der Zeitrechnung vor, aber so vernünftig dieser Vorschlag auch erscheinen mag, erhält er nur selten Unterstützung, nicht einmal von den eigenen Kastenmitgliedern. Das mag darin begründet liegen, daß die Koordination eines solchen Unternehmens genau wie die Darstellung und Bewahrung der Gesetze für gewöhnlich als Vorrecht dieser Kaste betrachtet werden.
»Das ist die Tais «, sagte Caledonius und zeigte auf das Flaggschiff der kleinen Flotte. »Die würde ich überall erkennen!« Die Galeere wurde gerade festgemacht. Ihr Kapitän, der vom Achterdeck Befehle gegeben hatte, stieg nun den Niedergang hinab, vorbei an den beiden Rudergängern. Einen Augenblick später sprang er wie ein gewöhnlicher Matrose über die Reling. Er trug weder einen Hut noch einen Helm. Ein junger Mann folgte ihm. Ich kannte ihn; er hatte damals in der Zitadelle das Audienzgemach verlassen. Sein Name war Marcus, und er gehörte der Kriegerkaste an. Männer jubelten, klopften ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Sie versuchten sogar, den wehenden Umhang des Kapitäns zu berühren.
»Wo ist Aemilianus?« rief der Kapitän. Sonnenstrahlen fingen sich auf der polierten Oberfläche eines gelbbraunen Steines in seiner erhobenen Hand, der etwa die Größe einer halben Faust besaß. Männer, die ihn erblickten, fingen an zu weinen.
»Das sind doch bestimmt mehr Schiffe, als Port Cos zur Verfügung hat«, murmelte Caledonius.
»Sei still!« zischte Surilius. Seine Vorsicht verblüffte mich.
Mittlerweile waren ungefähr fünfundzwanzig Schiffe in den Hafen eingelaufen, von denen die meisten an den Anlegeplätzen vertäut wurden. Die ersten Frauen und Kinder wurden bereits über Planken an Bord genommen.
Der Kapitän und Marcus bahnten sich einen Weg durch die Menge, bis sie vor Aemilianus standen. Surilius half dem Kommandanten, sich aufzusetzen.
Ich trat ein paar Schritte zurück, damit ich die Szene besser beobachten konnte. Der Kapitän, bei dem es sich wohl um Calliodorus handelte, der vor langer Zeit, als beide noch niederrangige
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