GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
ich ihn justiert und richtete ihn auf das Flaggschiff der näherkommenden Flottille. Ich suchte nach der Flagge, die an ihrem Tau zwischen Bug und Vordersteven flatterte. Dann senkte ich das Glas wieder und verschloß es.
»Welche Farben haben sie?« fragte Caledonius.
»Es ist das Blau von Cos«, antwortete ich.
Surilius packte das Schwert fester und starrte auf die bewußtlose Gestalt von Aemilianus hinab.
»Cos hat auf dem Fluß keine so große Streitmacht«, sagte ein Mann.
»Seht euch die Männer auf den Flößen an«, meinte Caledonius. »Sie scheinen sehr aufgeregt zu sein.«
»Darf ich mal sehen?« fragte der Soldat.
Ich gab ihm das Glas.
Er richtete es auf die Hafenmündung. Die Schiffe waren näher heran. Man konnte die blaue Flagge bereits mit bloßem Auge erkennen.
»Das ist nicht die Flagge von Cos!« rief der Soldat.
»Dann ist es eben eine Variante«, sagte ich, »vielleicht die Flagge ihrer Flußstreitmacht.«
»Es ist die Flagge von Port Cos!« rief er. »Es ist die Flagge von Port Cos!«
»Die Flagge von Port Cos!« nahmen andere den Ruf auf.
»Und?« fragte ich. »Port Cos ist eine cosische Kolonie, seine Machtbasis am Vosk.«
»Der Topas!« rief der Soldat.
»Der Topas! Der Topas!« erscholl der Ruf aus Hunderten von Kehlen.
Surilius schüttelte Aemilianus, versuchte ihn aufzuwecken. Tränen strömten aus seinen Augen. »Der Topas!« rief er. »Marcus ist durchgekommen! Es ist Calliodorus aus Port Cos! Es ist der Schwur des Topas!«
»Ich verstehe nicht«, sagte ich.
Dann war das Flaggschiff heran, schoß durch die Öffnung in dem Floßwall und rasierte die Ruder des cosischen Schiffes im Hafen ab. Die nächste cosische Galeere wurde mittschiffs gerammt. Die drei restlichen Schiffe des Feindes versuchten, an den Hafenseiten anzulegen. Eines lief vor einem Wachturm auf Grund. Die Männer auf den Flößen versuchten die Ketten zusammenzuziehen und den Hafen wieder zu verschließen. Aber vier Galeeren schoben sich über sie hinweg; Holz zersplitterte, während sich die Rammsporne aus dem Wasser erhoben, dann waren sie im Hafen. Die Besatzungen der beiden anderen cosischen Schiffe, die nicht auf Grund gelaufen waren, sprangen über Bord und wateten in dem hüfthohen Wasser aufs Ufer zu. Weitere Galeeren gingen längsseits zu den noch nicht zerstörten Teilen des Floßwalls, und Männer schwärmten aus. Die Cosianer, die sich dort aufgehalten hatten, ergriffen die Flucht. Die drei Öffnungen in der Floßkette blieben bestehen. Davon abgesehen trieben zwei Flöße ziellos im Hafenbecken umher, während die beiden Flöße an den jeweiligen Enden der Ausfahrt nur noch an den dicken Pfählen vertäut waren, die man in der Nähe der Wachtürme in den Sand getrieben hatte; sie schwammen zur Seite. Die Ruderboote und Flöße der Cosianer, die sich im Hafenbecken zum Angriff bereitgemacht hatten, flohen nun in den Schutz des nächsten Wachturms. Noch immer liefen Galeeren in den Hafen ein. Das Flaggschiff legte an dem äußersten Anlegeplatz der Pier an.
»Ich verstehe nicht, was hier vorgeht«, sagte ich. »Was hat es mit diesem Topas auf sich?«
»Dann mußt du wirklich ein Fremder in Ar-Station und am Fluß sein«, meinte Caledonius. »Ursprünglich war der Schwur des Topas ein Abkommen der Flußpiraten, das Versprechen, sich gegenseitig zu helfen und im Falle einer Gefahr einander beizustehen. Es war ein Bündnis zwischen dem östlichen und dem westlichen Vosk, zwischen Policrates im Osten und Ragnar Voskjard im Westen. Als sich die Hafenstädte des Flusses gegen die Raubzüge, die Tributzahlungen und Zölle der Piraten erhoben, fiel der Topas in die Hände der siegreichen Rebellen. Aus diesem Kampf entstand die Voskliga.«
Über die Voskliga wußte ich Bescheid. Ihr Hauptquartier befand sich in Victoria, am Nordufer des Vosk, zwischen Fina und Tafa. Ihre Patrouillen hatten dafür gesorgt, daß es die Piraterie im großen Stil kaum noch gab, und zwar von Weißwasser im Osten bis zu Lara, einer Stadt der Salerianischen Konföderation am Flußdelta, wo der Vosk und der Olni zusammenströmten.
»Aber ein Topas ist ein Stein«, sagte ich, »eine Art Halbedelstein.«
»Und ein solcher Stein ist das Symbol des Bündnisses. Einstmals handelte es sich um einen recht ungewöhnlichen Stein, dessen Muster und Farbe den Eindruck erweckten, es handele sich um die Darstellung einer Flußgaleere. Der Stein wurde jedoch in zwei Teile zerbrochen. Auf den Einzelstücken kann man das Schiff nicht
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