GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
besonders schätzte, von der Wärterin belehrt zu werden. Er sagte jedoch nichts. Er nahm ziemlich ärgerlich seinen Mut zusammen, ging zu Claudia, packte sie an den Haaren und zerrte sie in die Zellenmitte, wo er sie dann auf die Knie stieß.
Die Gefängniswärterin lachte.
Der Soldat fesselte Claudia mit dem Seil, er legte eine Bahn nach der anderen um ihren Körper. Genauso hatte man sie zu Aemilianus gebracht, wenn ich mich recht an ihre Erzählung erinnerte. Dies geschah zweifellos mit Absicht, sie an diesen Abend zu erinnern.
»Zieh das Seil straff!« sagte die Wärterin.
Claudia stöhnte auf, als er das Seil enger zog.
»Und jetzt den Kragen und die Leine«, stieß die Wärterin hervor.
Einen Augenblick später hatte er ihr den Kragen angelegt. Claudia kniete jetzt in der Zellenmitte, gefesselt, mit dem Kragen versehen, die Leine baumelte vor dem Seil herunter.
»Großartig«, sagte die Wärterin.
Tränen liefen Claudia die Wangen hinab. Sie sah mich an und lächelte. Sie schürzte leicht die Lippen und warf mir einen fast unmerklichen Kuß zu. Ich lag im Stroh, die Augen halb geschlossen. Ich reagierte nicht auf ihre kleine pathetische Geste. Allerdings fand ich es bemerkenswert, daß sie mir nichts nachtrug. Hatte ich nicht versucht, ihr Mut zu machen? Hatte ich ihr nicht zu verstehen gegeben, ich würde ihr helfen? Aber offensichtlich hatte sie niemals erwartet, daß ich im Augenblick der Wahrheit tatsächlich handeln würde. Es wäre sinnlos gewesen.
»Wie rührend«, sagte die Wärterin.
Ich tat so, als würde ich versuchen, auf die Knie zu kommen. Anscheinend schaffte ich es nicht.
»Bleib, wo du bist«, knurrte einer der Armbrustschützen.
»Er ist zu schwach, um irgend etwas zu tun«, sagte die Wärterin. »Er kann nicht einmal mehr auf den Beinen stehen.« Dann baute sie sich vor Claudia auf. »Der Spieß, liebe Claudia, auf dem du gepfählt werden wirst, besteht aus einem einzigen Stück hartem, poliertem Eisen. Er ist sehr lang und weniger als einen Hort dick. Er ist spitz zugefeilt. Er steckt in einer Halterung.«
Lady Claudia schloß die Augen.
Ich tat erneut so, als wolle ich aufstehen. Einer der Wächter sah zu mir her und wandte den Blick wieder ab.
»Ruhm und Ehre für Ar!« fauchte die Wärterin.
»Ruhm und Ehre für Ar!« weinte Claudia.
»Weißt du, worauf wir warten?« fragte die Wärterin.
Claudia schüttelte den Kopf.
Etwas traf die Außenwand, vermutlich keine zwei Meter von uns entfernt.
»Das war knapp«, sagte einer der Wächter unbehaglich.
Wie erwartet hatten sie andere Sorgen als das, was sich hier in der Zelle abspielte.
Wieder kämpfte ich mich hoch, aber diesmal blieb ich dort knien; ich ließ den Kopf hängen, als könnte ich mich nicht rühren.
»Bleib, wo du bist«, sagte der Wächter. Er stand vielleicht zwei Meter von mir entfernt.
»Wir warten auf den Henker«, sagte die Wärterin begeistert. »Er wird kommen und dich holen. Er wird dich zur Mauer und zum Pfahl bringen.«
Lady Claudia senkte den Kopf.
»Ruhm und Ehre für Ar!«
»Ruhm und Ehre für Ar!« wiederholte Claudia tonlos. Sie hatte die Augen geschlossen. Das war auch gut so. Der Wächter sah mich an, dann konzentrierte er sich wieder auf die beiden Frauen. Die Männer hielten sich nun schon seit einiger Zeit in der Zelle auf, sie wären jetzt nicht mehr so angespannt. In den ersten paar Ehn war die Aufmerksamkeit am größten; in diesen Augenblicken rechnete man mit Widerstand. Ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, daß ihre Wachsamkeit unter diesen Umständen noch einmal so ausgeprägt wäre, und falls doch, dann kurz vor Verlassen der Zelle. Sie warteten auf die Ankunft des Henkers, der Lady Claudia zum Pfählen bringen sollte. Ihre Aufmerksamkeit befand sich jetzt vermutlich auf dem tiefsten Stand. Natürlich ist das genau der richtige Moment, um alle Sinne zu schärfen. Doch es ist unmöglich, lange Zeit ununterbrochen wachsam zu sein. Es ist psychologisch unmöglich. Das bedeutete, daß die Initiative bei mir lag. Falls sie mit Widerstand gerechnet hatten, waren sie bestimmt und auch zu Recht davon überzeugt gewesen, daß ich vor dem Eintreffen des Henkers etwas unternähme, da er ein zusätzlicher Gegner war.
Doch ich hatte nicht damit gerechnet, daß der Henker in die Zelle käme. Hätte ich ihn in meine Überlegungen mit einbezogen, wäre ich sicher zu dem Schluß gekommen, daß er Claudia an der Mauer erwartete. Solche Sitten sind in jeder Stadt anders. Ich war über
Weitere Kostenlose Bücher