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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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Und beim Gedanken an seine sklavische Abhängigkeit von der dummen Krankenschwester packte mich eine quälende Eifersucht.
    Seltsamerweise verflog meine Eifersucht auch dann nicht, als er mir erzählte, er habe schon sehr bald nach der Heirat die Nase voll von ihr gehabt und er sei gerade kurz davor gewesen, sie zu ihrer Mutter zurückzuschicken, als er erfahren habe, dass sie schwanger war. Er meldete sich zum Militär und wurde abkommandiert, sie bekam das Kind und brannte, zu Gordons großer Erleichterung, mit dem Amerikaner durch.
    »Es ist deprimierend«, bemerkte er, »wenn man bedenkt, wie kurz die Zeitspanne einer Frau ist – und doch, solange sie andauert, ist man ans Rad einer dummen Frau gekettet.«
    Ich schwieg, und er sagte: »Ich meine nicht Sie, mein süßes Kind. Sie haben so einen schönen Verstand! Sie wissen gar nicht, welche Freude Sie mir schenken.«
    Aber diese Worte erfüllten mein Herz mit Bitterkeit; sie bedeuteten, dass ich nicht dumm und er nicht an mich gekettet war. Ich wäre liebend gern eine dumme Frau gewesen, ich hätte meinen »schönen Verstand« liebend gern gegen ein einziges, und wenn auch noch so banales, lobendes Wort über meine weiblichen Reize eingetauscht. Und ich erinnerte mich beschämt daran, wie ich das einzige Mal, als ich so tief gesunken war, auf ein solches Kompliment zu spekulieren, elendiglich gescheitert war.
    Es war während eines unserer Gespräche über »mein langes Haar« gewesen. Ich hatte ihm von meiner Urgroßmutter erzählt, an die ich mich noch gut erinnerte. Sie war damals vierundachtzig gewesen und ich vier Jahre alt, und ich konnte mir noch immer den Ekel vergegenwärtigen, den mir ihre gelbe, runzlige Hand eingeflößt hatte, als ich angewiesen worden war, »Küss die Hand« zu sagen und sie dann zu küssen. Diese Urgroßmutter war einst eine strahlende Schönheit gewesen; ich besaß zwei Photographien von ihr als junge Frau, und ich versicherte Gordon, dass sie, wenn sie zu unserer jetzigen Zeit gelebt hätte, ein Filmstar geworden wäre.
    Doch leider – und hier begann ich, auf Lob zu spekulieren – hatten die Frauen unserer Familie mit jeder Generation ein wenig mehr an Reiz verloren. Auch meine Großmutter war eine Schönheit, aber eine weniger strahlende als meine Urgroßmutter. Meine Mutter war zwar nicht schön, aber doch bezaubernd hübsch. Und dann kam ich, die ich mit meinem Aussehen eine weitere Verwässerung darstellte, auch wenn die Familienmerkmale im Wesentlichen unverändert geblieben waren. Ich verzichtete darauf, sie im Einzelnen zu beschreiben: das dichte braunschwarze Haar, die langen orientalischen Augen, die hellbraun waren, aber durch die dichten schwarzen Wimpern dunkel wirkten, die makellose Blässe, das ovale Gesicht, den kleinen vollen Mund und das kleine, perfekt gerundete Kinn. Ich hoffte, Gordon würde selbst sehen, was ich nicht aussprach.
    Und während ich darauf wartete, dass er mir endlich – endlich – sagte, ich sei reizend, sagte er mit einem Lächeln: »Sie sind auch nicht schlecht.« Und indem er seinen hungrig faszinierten Blick auf mich richtete, fragte er: »Als Sie mit Ihrer Urgroßmutter angefangen haben, meinten Sie doch die Familie Ihrer Mutter, oder?«
    Und als ich ärgerlich »Ja, natürlich« entgegnete, lächelte er befriedigt. Er fügte hinzu: »Und Sie erinnern sich bemerkenswert gut, muss ich sagen«, während ich, da mein Plan gescheitert war, mir wünschte, ich hätte niemals mit diesem sinnlosen Geschwätz angefangen.
    Neben ihm im Gras sitzend, wandte ich mich jetzt, meine Traurigkeit zu verbergen suchend, von ihm ab und hatte gerade begonnen, ein paar Halme auszurupfen und mir um die Finger zu winden, als er sagte: »Ich habe noch ein weiteres Kind. Also, das wird Sie jetzt amüsieren!«
    Ich wandte mich ihm zu, ließ aber die Augen weiterhin gesenkt und begann, die einzelnen Grashalme zu Schlaufen zu verknoten und so nach und nach zu einer Kette zu verknüpfen.
    Ein unerschöpflicher Vorrat an Krankenschwestern, dachte ich, sobald er angefangen hatte zu erzählen.
    Es war wieder eine von diesen hingebungsvollen und entgegenkommenden Kreaturen gewesen, die damals am selben Krankenhaus wie er gearbeitet hatte. Über die Natur seiner Beziehung zu ihr sagte er lediglich so viel, dass sie ihn eines Nachts, als er dienstfrei gehabt und geschlafen hatte, zu sich ans Bett gerufen hatte. Sie lag in den Wehen. Sie teilte ihm mit, das Kind, das sie bald bekommen würde, sei von ihm, und er hatte

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