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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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verließ mich, und ich verlor ihn aus den Augen, als eine Gruppe von Leuten hereinkam und mir die Sicht versperrte.
    Kurze Zeit später kehrte er zurück. »Ich habe mit ihm gesprochen«, sagte er.
    »Warum in aller Welt?«, fragte ich.
    »Einfach so. Ich habe ihn gefragt: ›Sind Sie Winthrop?‹ Und er sagte ja. Dann habe ich gesagt: ›Ich bin mit Mrs. Walbrook hier, möchten Sie mit ihr sprechen?‹ Und er sagte nein.«
    Ich sah Gordon an. Er wirkte äußerst befriedigt. »Da sehen Sie, mein armes Kind«, sagte er, »ihm lag nichts daran, Sie zu sehen.«
    »Das wundert mich gar nicht«, entgegnete ich bissig. »Er hat nie zu unserer Clique gehört. Er hatte andere Fische an der Angel. Deutsche Mädchen. Wie auch immer, ich kannte ihn kaum.«
    »Sieht ganz danach aus«, sagte Gordon.
    »Aber warum haben Sie ihn angesprochen?«, fragte ich.
    »Ich war einfach neugierig«, sagte Gordon.
    Kurz darauf gingen wir, und ich fing an mich zu fragen, wie Gordon wohl reagiert hätte, wenn es anstelle des gleichgültigen Major Winthrop, sagen wir, Colonel Prior gewesen wäre, mit dem ich zwei Monate lang eine Affäre gehabt hatte, bis ich sie, zu seinem Kummer, beendet hatte. Ich hatte mit ihm nie das geringste Vergnügen verspürt, aber er hatte nichts davon gemerkt, und ich hatte ihn nicht aufgeklärt. Stattdessen hatte ich die Angelegenheit auf zivilisierte Weise beendet und ihm gesagt, trotz der Vorkehrungen, die ich getroffen hätte, sei ich, als meine Regel eine Woche zu spät gekommen sei, so beunruhigt gewesen, dass ich die Belastung nicht länger aushalten würde. Er hatte das geschluckt.
    Doch während der ganzen Zeit, da Gordon mein Liebhaber war, dachte ich nie daran, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen. Als ich ihn zum zweiten Mal sah, wusste ich bereits intuitiv, dass er nicht »aufpassen« würde und dass er es nicht geduldet hätte, wenn ich meinerseits versucht hätte, es zu tun. Ich war mir sicher, dass der Mann, der »Entziehen Sie sich mir nicht« gesagt und dessen Daumen mich durch Druck in meiner Armbeuge gefügig gemacht hatte, vollkommene Hingabe verlangte und keinerlei Kompromisse akzeptieren würde.
    Nach der Nacht, in der ich die Nachttischlampe zum Flackern gebracht hatte, kam das Thema zwischen uns nie wieder zur Sprache, und ich verschwendete auch keinen weiteren Gedanken daran. Ich wusste, dass er, sollte es jemals nötig werden, die Sache in Ordnung bringen würde, aber ich fragte mich nicht einmal, ob er mir in einem solchen Fall erlauben würde, das Kind auszutragen. Ich wurde nie durch ihn geschwängert, was seltsam war, da ich durchaus schon schwanger gewesen war. Und es war bitter, denn er war der einzige Mann, von dem ich mir je ein Kind gewünscht habe.

 
     
    5. KAPITEL
     
     
     
    ICH FRAGTE GORDON NIE NACH SEINER VERGANGENHEIT – aus demselben Grund, weshalb ich es nicht wagte, ihn Richard zu nennen: weil er das Sagen hatte und ich die Befehlsempfängerin war. Selbst wenn ich grob zu ihm war und ihm Beleidigungen an den Kopf warf, tat ich es nie von Gleich zu Gleich. Ich war frech und dreist wie ein Dienstmädchen gegenüber seinem Herrn. So empfand ich es jedenfalls zu der Zeit. Erst später erkannte ich die wahre Natur unserer Beziehung, die zwar fraglos die zwischen Herr und Abhängiger war, aber auf einer gänzlich anderen Basis.
    Das wenige, was ich von seiner Vergangenheit erfuhr, erzählte er mir eines Nachmittags, als wir uns rund drei Monate gekannt haben müssen, während eines Spaziergangs im Regent’s Park; es war Anfang September, und das Wetter war noch schön und warm und das Gras noch so trocken, dass man darauf sitzen konnte.
    Zunächst waren wir am Fluss entlang spaziert und waren stehen geblieben, um die Enten zu füttern. Das heißt, Gordon fütterte die Enten, und ich schaute zu, wobei ich mehr auf ihn als auf die Enten achtete. Ich war mit seiner Art, sie zu füttern, nicht einverstanden; er ging dabei ungerecht vor und gestattete es den Aufgeweckteren, den Trägeren das meiste wegzuschnappen, aber trotz meiner Proteste erlaubte er mir nie mitzumachen und gab mir nicht ein einziges Stückchen Brot ab. Als ich ihn anflehte, mir auch etwas davon zu geben, sagte er: »Nein. Das ist Kinderkram und nichts für Sie. Denn Sie sind ja erwachsen, oder?«
    »Natürlich bin ich erwachsen«, sagte ich.
    »Na sicher«, sagte er, »schließlich haben Sie mir erst neulich gesagt, Sie seien eine erwachsene Frau, nicht wahr? Also habe ich Sie beim Wort genommen. Sie würden

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