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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Axiome des Ordens und die Weisheitslehre der Alten Kraft erst dann lesen, wenn man in der Lage ist, sie auch zu verstehen«, versetzte er mit galligem Unterton. »Bei dir war diese Lektüre wohl definitiv verfrüht!«
     
    Während des Frühstücks, das sie in Artochs Schankraum in aller Frühe einnahmen, sagte Thondaril kein einziges Wort, und auch Appetit schien er nicht zu haben. Er kaute nur missmutig auf einer Brotkruste herum.
    Der Stallbursche des Wirts hatte das Streitross bereits gesattelt. Das Gepäck – im Wesentlichen Satteltasche und Waffen – ließ Thondaril niemals aus den Augen und vor allem auch nicht von jemand anderem am Sattel anbringen.
    Thondaril verabschiedete sich in aller Herzlichkeit von Artoch, und wenig später ritt er zusammen mit Gorian durch das frühmorgendliche Segantia. Nebelschwaden waren vom Fluss aufgestiegen und drängten sich wie die formlosen Auswüchse vielarmiger Ungeheuer in die Straßen. Manchmal konnte man nur wenige Schritt weit sehen, so dicht war dieser Dunst. Hier und dort wankten noch die letzten Zecher aus den Tavernen nach Hause, während die aufgehende Sonne als diffuser Lichtball durch das Grau des Nebels schimmerte.
    Sie erreichten den Platz, auf dem Centros Bal gelandet war.
    Der Händler aus Gryphland war ein kleiner, drahtiger Mann mit grauem Bart, dessen Alter sehr schwer zu schätzen war. Er trug einen eng anliegenden Anzug aus Leder und eine gefütterte Mütze – die Kluft eines Greifenreiters, die der eisigen Höhenkälte standhalten musste, wenn er den Greifen weit aufsteigen ließ.
    »Es ist mir eine Ehre, mit Euch reisen zu dürfen, Centros Bal«, sagte Thondaril und deutete auf seinen Begleiter. »Dies ist Gorian, den ich bei unserem gestrigen Treffen erwähnte.«
    Centros Bal musterte Gorian von Kopf bis Fuß, als würde er Maß nehmen, und meinte: »Er scheint nicht mehr zu wiegen, als Ihr geschätzt habt, Meister Thondaril. Ihr wisst ja, unser Flugtier muss das zusätzliche Gewicht auch tragen können.«
    »Euer Greif macht alles andere als einen schwächlichen Eindruck«, gab Thondaril zurück.
    Gorian nahm an, dass dieser Wortwechsel noch so etwas wie ein Nachklang der Preisverhandlungen war, die zweifellos am Vorabend zwischen Thondaril und Centros Bal stattgefunden hatten. Centros Bal sprach das Heiligreichisch mit einem deutlichen Akzent, aber vollkommen fehlerfrei und wie jemand, der es gewohnt war, in diesem Idiom Verhandlungen zu führen. Seinen Leuten gab er allerdings zwischendurch Anweisungen in der Sprache Gryphlands, die mit dem Heiligreichischen zwar verwandt war, aber doch so stark davon abwich, dass Gorian nur sehr vage verstehen konnte, worum es ging.
    Centros Bal machte eine einladende Geste. »So betretet meine Gondel! Auch Euer Pferd wird darin gut aufgehoben sein, während ich selbst mir diese Annehmlichkeit nicht erlaube, weil ich meinen Greif, wann immer es möglich ist, selbst reite, statt ihn meinen Ersatzreitern zu überlassen.« Er lächelte verschmitzt. »Aber ein Meister sollte ja auch von einem Meister geflogen werden, nicht wahr?«
     
    Die Gondel verfügte über einen eigenen Stall, in dem Pferde oder Rinder untergebracht werden konnten. Außerdem gab es große Lagerräume. Dafür war der Passagierbereich verhältnismäßig klein gehalten. Durch in westreichischem Stil verglaste Fenster konnte man hinausblicken.
    Mit einem Ruck nahmen die Seilschlangen die Gondel in ihren Griff, und wenig später erhob sich der von Centros Bal persönlich gerittene Greif in die Lüfte. Das sonore Krächzen, das sich seinem gewaltigen Schnabel entrang, weckte vermutlich halb Segantia auf.
    Ein Mann, der ebenfalls die Kluft der Greifenreiter trug, sprach Gorian und Thondaril an. Er war noch jung, Gorian schätzte ihn auf höchstens fünfundzwanzig. Die Mütze hatte er sich an den Gürtel gehängt, solange er sich in der warmen Gondel aufhielt.
    »Mein Name ist Fentos Roon«, stellte er sich vor, »und ich bin der Zweite Greifenreiter von Centros Bal, was leider bedeutet, dass ich nur selten eingesetzt werde, da Centros Bal meist selbst zu reiten beliebt. Aber er gab mir den Auftrag, mich um die Passagiere zu kümmern und Euch im Rahmen meiner Möglichkeiten jeden Wunsch zu erfüllen.«
    »Vielen Dank für diese Aufmerksamkeit«, gab Thondaril freundlich zurück.
    Fentos Roon deutete auf ein Blumenbukett mit scharlachroten Blüten. »Vielleicht möchtet Ihr Euch die Dauer der Reise durch diese Traumblumen etwas verkürzen. Wir werden

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