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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auf magische Weise. Gorian sah einen Stern vom Himmel stürzen und hatte auf einmal die Gewissheit, dass sie beide unter demselben Himmelszeichen, im selben Augenblick, während derselben Konstellation der Gestirne geboren waren. Nhorichs Hof bei Twixlum lag zwar ein paar Meilen näher an der Absturzstelle jenes Bruchstücks des Schattenbringers als die Geburtstätte von Torbas, doch Gorian war sich keineswegs sicher, ob dieser Umstand irgendeine Bedeutung hatte.
    Gegenseitig spürten sie für diesen einen kurzen Augenblick die Kräfte, die in dem jeweils anderen schlummerten. Torbas voraus hatte Gorian nur die Ausbildung durch seinen Vater, das war alles, erkannte er schlagartig. Die Erkenntnis, dass Torbas ihm tatsächlich in fast jeder Hinsicht ebenbürtig war, versetzte ihm einen Stich.
    Die beiden sahen sich eine Weile lang an, und auch Torbas schien nicht gerade begeistert davon, wie sehr sie einander ähnelten.
    »Du hast kein Gepäck?«, fragte er dann.
    »Nein. Ich habe alles verloren, was ich besaß. Die Frostkrieger sind gekommen und haben meinen Vater und so gut wie alle, die auf unserem Hof lebten, umgebracht. Mir ist nichts geblieben außer …«
    »Du trägst einen interessanten Dolch.«
    »Genau den meine ich.«
    Torbas runzelte die Stirn und deutete auf die Waffe, die Gorian wie stets am Gürtel trug. »Davon geht eine besondere … Aura aus. Ich kann es schwer beschreiben.«
    »Mein Vater, den du so wenig vorteilhaft charakterisiert hast, hat ihn aus dem Metall geschmiedet, das er aus dem vom Himmel gefallenen Stein gewann.«
    »Sternenmetall«, murmelte Torbas, und auf einmal drückte sein Tonfall geradezu Ehrfurcht aus. Ehrfurcht gemischt mit einem Schauder, wie Gorian nicht verborgen blieb. Der Hochmut, der Torbas’ Haltung ihm gegenüber eben noch fast ausschließlich geprägt hatte, schien plötzlich verflogen. Er streckte die Hand aus und fragte: »Darf ich ihn einmal in die Hand nehmen?«
    Gorian zögerte. »Ich weiß nicht …«
    »Bitte! Was ich über deinen Vater gesagt habe, war unbedacht und gewiss nicht gerechtfertigt. Nicht wenn er Sternenmetall auf diese Weise zu bearbeiten wusste. Und vor allem …« Er sprach nicht weiter, sondern schluckte schwer, so als steckte ihm ein Kloß im Hals.
    »Vor allem was?«, hakte Gorian nach.
    »Nun, ich habe davon gehört, dass es bei der Verarbeitung von Sternenmetall zu schlimmen … nun, Nebenwirkungen kommen kann. Es können grässliche Wesen dabei entstehen, die sich nicht töten, sondern allenfalls für gewisse Zeit bannen lassen. Zumindest steht das in den Schriften zu diesem Thema.«
    »Du scheinst viel zu lesen.«
    »Ich gebe zu, ich habe so manche Stunde in der Bibliothek der Ordensburg verbracht, um alles zu erfahren, was es über fallende Sterne und die Geburtszeichen des Himmels zu wissen gilt.«
    »Wie du sicher verstehen wirst, ist das eine Sache, die auch mich immer sehr interessiert hat«, gab Gorian zu. Er zog den Dolch aus der Scheide und reichte ihn Torbas mit dem Griff voran.
    Nun war dieser es, der zögerte.
    Gorian lächelte. »Du fürchtest dich doch nicht etwa?«
    »Natürlich nicht.« Torbas nahm die Waffe, und seine Augen wurden schwarz, als er den Griff umfasste. »Es ist, als hätte der Dolch schon immer in diese Hand gehört«, murmelte er. Dann gab er ihn Gorian zurück. »Du kannst von Glück sagen, diese Klinge zu besitzen.«
    »Ich finde, Thisilier sollten hier auf der Ordensburg zusammenhalten«, sagte Gorian nach einer nachdenklichen Pause.
    »Umso mehr, wenn sie im Zeichen desselben fallenden Sterns geboren wurden«, stimmte ihm Torbas zu. »Wenn du willst, zeige ich dir jetzt die anderen Räumlichkeiten hier auf der Ordensburg und erkläre dir alles, was du wissen musst.«
    »Einverstanden.«
    »Und dabei kannst du mir erzählen, wieso du mit einem Greifen hergebracht wurdest und weshalb Meister Thondaril dich begleitet hat. Und natürlich, weshalb Hochmeister Aberian offenbar von deiner Ankunft wusste und dich persönlich empfangen hat wie einen kaiserlichen Gesandten.«
    »Ich glaube, du übertreibst«, fand Gorian.
     
    Torbas führte Gorian durch alle fünf Häuser, zeigte ihm außerdem die Nebengebäude des inneren Burghofs, die Versammlungs- und Speiseräume, und danach gingen sie zur fünftürmigen Kathedrale des Ersten Meisters. An der Eingangstür war ein Kreis mit einem goldenen Punkt darin angebracht, das Zeichen der Unendlichkeit des Verborgenen Gottes und des Polyversums. Aber es galt auch als

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