Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
mehr auf ihm lag.
    »Du kannst dich erheben«, sagte Faroch.
    Gorian setzte sich auf und fühlte noch deutlichen Schwindel. Alles schien sich für einige Momente vor seinen Augen zu drehen, und dann überkamen ihn innere Bilder mit einer solchen Intensität, dass er erschrak. Er »sah«, wie die daumennagelgroßen Stücke aus Sternenmetall glühend durch seinen Körper schlugen. Eines dieser Stücke fuhr dicht an seinem Herzen vorbei, und für einen Moment spürte er eine Welle des Schmerzes. Ein Schmerz, vor dem ihn seine Bewusstlosigkeit bislang bewahrt hatte und der ihn nun umso heftiger traf.
    Er blickte an sich herab und bemerkte, dass seine Kleidung an mehreren Stellen im Bereich des Oberkörpers Löcher aufwies. Dort waren die Sternenmetallstücke in seinen Leib gedrungen. Sofort betastete er eine dieser Stellen und steckte den Finger durch das Loch bis auf die Haut.
    »Es werden kleinere Narben zurückbleiben«, sagte Faroch, »aber mehr nicht. In der ersten Zeit kann es sein, dass sie vielleicht noch bluten …«
    »Schwarzes Blut?«, fragte Gorian, der natürlich sofort an die Wunde erinnert wurde, die sein Vater an der Hand davongetragen hatte und die niemals wirklich verheilt war.
    »Ja.«
    »Wo ist mein Dolch?«, fragte er, als er bemerkte, dass die Waffe nicht mehr an seinem Gürtel steckte.
    Faroch blickte Hebestis fragend an, und als die Heilerin nickte, griff er unter seinen Überwurf und holte den Rächer hervor, um ihn Gorian mit deutlichem Zögern zu reichen. »Sternenmetall ist nicht ungefährlich, wie du bemerkt haben dürftest.«
    »Aber der Dolch dürfte bei dir trotz allem besser aufgehoben sein als bei irgendjemandem sonst«, fügte Hebestis hinzu. »Erweise dich als würdig.«
    »Das werde ich«, versprach er.
    »Würdiger als bisher«, präzisierte sie in einem Tonfall, dem eine gewisse Schärfe innewohnte.
    »Ja.«
    »Gib dieser Waffe keinen Namen.«
    »Das ist schon geschehen.«
    »Oh.«
    »Sie heißt Rächer.«
    Hebestis musterte Gorian mit einem Blick, den dieser nicht zu deuten wusste, und sagte schließlich: »Dann achte darauf, dass sich Rächer nicht eines Tages gegen dich richtet!«
     
    Später erhielt Gorian ein neues Wams. Er war noch verhältnismäßig schwach auf den Beinen, dennoch hätte er an dem Unterricht der Ordensschüler teilgenommen. Stattdessen aber gab man ihm die Anweisung, sich zunächst in seine Zelle zu begeben und dort geistige Einkehr zu suchen.
    Centros Bal reiste unterdessen wieder ab. Durch das hohe Fenster seiner Zelle sah Gorian für einen kurzen Augenblick den fliegenden Greifen mit der von den Seilschlangen gehaltenen Gondel. Sein Flug würde Centros Bal weiter in Richtung Nemor führen und dann zu den Mittlinger Inseln, die nicht mehr zum Heiligen Reich gehörten. Es hatte immer wieder Verhandlungen gegeben, mit dem Ziel, dass die Mittlinger dem Reich beitraten, um so den Schutz des Kaisers und des Ordens zu genießen. In Anbetracht des scheinbar unaufhaltsamen Vordringens von Morygors Horden und der zunehmenden Ausdehnung des Frostreichs schien ein solcher Schutz durchaus geboten. Aber man hatte sich nicht einigen können, denn die Mittlinger wollten nur die Hälfte der Steuerlast tragen, die Kaiser Corach IV. aus dem Haus der Laramonteser ihnen auferlegen wollte. Als der Kaiser schließlich nachgab und seine Forderungen senkte, stimmte der Rat der Mittlinger Inselfürsten dennoch dem bereits fertig aufgesetzten Vertrag nicht zu.
    Wie ein Lauffeuer hatte sich diese Nachricht vor ein paar Jahren im ganzen Heiligen Reich verbreitet und die ohnehin schon bestehenden Vorurteile gegen die Mittlinger noch verstärkt. Die galten nämlich als sehr reich, und ihr Reichtum wurde in Form von Bernstein einfach an die Küsten der Mittlinger Inseln angeschwemmt und musste nur noch aufgehoben oder mit Netzen abgefischt werden. Ein Mittlinger zu sein war daher eine sprichwörtliche Umschreibung für jemanden, der ohne Arbeit zu Reichtum gekommen war.
    Der Bernstein war sicher auch ein wichtiger Grund für Centros Bal, diese Inseln jedes Jahr anzufliegen. Soweit Gorian aus den an Bord geführten Gesprächen herausgehört hatte, würde der Greifenreiter dort einige Monate bleiben und seinen Traumblumenvorrat gegen Bernstein eintauschen. Fentos Roon, der Zweite Greifenreiter in Centros Bals Diensten, hatte sich mit Meister Thondaril darüber unterhalten, und nun, da Gorian den Greifen ganz kurz durch sein Fenster aufsteigen sah, waren ihm die dabei gefallenen Worte

Weitere Kostenlose Bücher