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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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meiner geschätzten Kollegen aus dem Heilerhaus nicht zu ihrer Profession gehört, Tote zu erwecken. Ich rate deswegen von jedwedem Leichtsinn in dieser Sache ab!«
    »Ich rate deswegen von jedwedem Leichtsinn in dieser Sache ab«, murmelte ein Schüler mit rotem Haar und Sommersprossen, der Gorian gegenübersaß und dem Sehermeister den Rücken zuwandte, und er grinste dabei. Offenbar handelte es sich um eine häufig gebrauchte Redewendung Rhaawaans.
    »Ich bin nicht nur ein Meister des Sehens, sondern höre auch sehr gut, Schüler Alrado!«, dröhnte Meister Rhaawaans Stimme durch den Raum, worauf der Rothaarige zusammenzuckte. Nachdem dann wieder nahezu vollkommene Stille eingetreten war – auch gedankliche Stille -, fuhr Rhaawaan fort: »Eine letzte Mitteilung noch: Der Neuschüler Gorian aus Twixlum soll sich unmittelbar im Anschluss an die Mahlzeit in der Kanzlei des Hochmeisters melden!«
    Gorian fragte Alrado während des Essens, wo die Kanzlei des Hochmeisters zu finden sei.
    »Du bist das also«, erwiderte dieser grinsend. »Na, dann viel Vergnügen! Die Kanzlei des Hochmeisters befindet sich zwischen der Kathedrale und dem Haus der Schattenmeister. Fällt kaum auf und ist auch kein großes Gebäude, gekennzeichnet nur durch das Zeichen des Hochmeisters, einem aus Sternenmetall geschmiedeten Symbol.«
    »Danke.«
    Alrado stocherte mit dem Löffel in der aus Fisch und gedünstetem Gemüse bestehenden Mahlzeit herum, die offenbar so überhaupt nicht seinem Geschmack entsprach. »Wer weiß, vielleicht brauchst du dieses Zeug hier schon bald nicht mehr zu essen«, sagte er zu Gorian.
     
    Gorian fand sich, so wie ihm geheißen, nach der Mahlzeit bei der Kanzlei des Hochmeisters ein. Das Zeichen, von dem Alrado gesprochen hatte, war deutlich zu sehen, und Gorian spürte auch sofort, dass es sich um Sternenmetall handelte. Ein Teufelszeug, dachte er. Aber vielleicht doch eine Substanz, deren magisches Potenzial unverzichtbar war, um Morygor gegenübertreten zu können.
    Gorian musste an die beiden verlorenen Schwerter denken, die der Herr der Frostfeste in seinem Besitz gebracht hatte. Schwerter, die dazu geschaffen worden waren, Morygor ein Ende zu bereiten. Seine Hand umfasste den Griff des Rächers an seinem Gürtel, so als befürchtete er, dass sich die Waffe ein weiteres Mal selbstständig machen könnte, was natürlich absurd war. Schließlich wohnten dem Zeichen des Hochmeisters – auch wenn es aus Sternenmetall bestand – nicht die offenbar gewaltigen Kräfte inne, die Aberian in der von ihm erschaffenen Schwarzlichtsphäre unter dem Kathedralendach gebannt hatte.
    Die Tür öffnete sich von allein, so wie es auch beim Haupteingang der Kathedrale des Ersten Meisters gewesen war. Gorian trat ein und ging einen schmalen, fensterlosen Korridor entlang, der von einem grünlich schimmernden Licht erhellt wurde, das aus dem Gestein der Bodenplatten drang.
    Dann erreichte er eine weitere Tür, die sich ebenfalls von selbst öffnete und in einen großen, fünfeckigen Raum führte. Dessen Wände wurden zum Großteil von Regalen verdeckt, die mit staubigen, uralt wirkenden Büchern gefüllt waren. Auf dem Schreibtisch, der sich in der Mitte des Raums befand, lag ein aufgeschlagener Band mit einer noch von Hand ausgeführten Abschrift der Ordensaxiome, die noch aus der Zeit vor Erfindung des Druckerhandwerks stammen musste.
    Licht fiel durch hohe, nach alle Regeln westreichischen Handwerks verglaste Fenster, die die Regalwände unterbrachen. Durch diese Fenster hatte man einen weiten Blick auf den äußeren Burghof, den Hafen und die zum Burgkomplex gehörende Hafenstadt, in der Händler und Handwerker wohnten, die zur Versorgung der Ordensburg notwendig waren.
    Gorian ließ den Blick schweifen. Er war allein im Kanzleizimmer des Hochmeisters. Hinter ihm schloss sich die Tür wieder wie von Zauberhand.
    »Ich bin gleich da – aber der Schaden, den du angerichtet hast, erfordert meine Anwesenheit auch anderswo«, erreichte ihn ein Gedanke Aberians.
    Im nächsten Augenblick drang dunkler Rauch durch eine der Wände. Er quoll zwischen den Lederrücken der dicken Folianten hervor, wirbelte durch die Luft und bildete eine Säule, aus der heraus sich einen Moment später die Umrisse von Hochmeister Aberian als dunkler Schemen abzeichneten.
    Er benutzte den Schattenpfad. Und das nur, um von der Kathedrale in die Kanzlei zu gelangen. Das allein sprach schon dafür, wie sehr er die Alte Kraft beherrschte, mehr noch als

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