Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen
sofort wieder: Schattenstich und Sternenklinge, die sein Vater aus dem Metall des Sternenstücks schuf, das in der Nacht seiner Geburt vom Himmel gefallen war …
»Diese Schwerter stellen für dich einen unschätzbaren Wert dar«, stellte der Basilisken-Herrscher fest. Die Sphäre löste sich auf. »Morygor …«
»Steht Ihr auf seiner Seite?«, fuhr Gorian dazwischen.
»Er ist bereit, dir die Schwerter zu überlassen. Du brauchst sie dir nur zu holen. Da du den Ort kennst, spricht nichts dagegen, sofort dorthin aufzubrechen.«
»Nein!«, widersprach Gorian heftig. »Das ist eine Falle.«
»Einen Herrscher sollte man fürchten. Jeder im Basilisken-Reich fürchtet mich. Ich aber bin klug genug, Morygor zu fürchten.«
Gorian ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Wieder war ihm Morygor einen Schritt voraus gewesen. Er hatte die Schicksalslinie erkannt, während Gorian wie ein blinder Narr dastand, der versuchte, mit einem Schwert um sich zu schlagen, ohne etwas sehen zu können.
»Du fragtest nach dem Boten. Deine Neugier soll gestillt werden, Gorian aus Twixlum«, übersetzte der Sprechstein die gezischelten Laute des Basilisken-Herrschers.
Eine Tür seitlich des Throns öffnete sich, und eine Gestalt im dunklen Umhang betrat den Audienzsaal. Sie hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, schlug sie nun aber zurück.
»Wir haben uns einige Zeit nicht gesehen«, sagte eine dunkle, brüchig klingende Stimme.
»Matos!«, entfuhr es Gorian. »Matos aus Pantanela! Ich dachte, du wärst …«
»… tot?«
Gorian sah das bleiche Gesicht des jungen Meisters, mit dem er einige Zeit durch Handlichtlesen in Verbindung gestanden hatte. Seine starren und blicklosen Augen hatten schwarze Ränder, ein verzerrtes Lächeln spielte um dünn gewordene, wie dunkle Striche wirkende Lippen.
»Du bist zu einer untoten Kreatur Morygors geworden«, stellte Gorian fassungslos fest. Und dabei fiel ihm all das ein, was ihm Meister Damaraan zu diesem Thema gesagt hatte.
»Ich stehe jetzt auf der Seite des Stärkeren«, sagte Matos. »Diese Möglichkeit eröffnet sich auch dir, und wenn du klug bist, ergreifst du sie, bevor du so furchtbar zerschlagen im Eis liegst, dass dir keine Ordensmagie und keine Heilerkunst mehr zu helfen vermögen. Aus irgendeinem Grund legt Morygor großen Wert darauf, dir das zurückzugeben, was er dir genommen hat: Die Schwerter liegen für dich bereit. Du musst nur …«
»… zum Verräter werden!«, fiel Gorian ihm ins Wort. »Niemals!«
»… auf die richtige Seite wechseln«, führte Matos seinen Satz zu Ende.
»So würde ich das nicht nennen!«
»Morygor würde dir gern persönlich sein Angebot unterbreiten. Am Speerstein. Du musst nur dort erscheinen. Morygor wird wissen, wenn du dort bist. Keine Ahnung, weshalb du so wichtig für ihn bist. Jedenfalls macht der Frostherrscher nicht mit jedem so ein Aufhebens, der auf seine Seite überwechselt.«
»Es ist sinnlos«, entgegnete Gorian. »Ich werde mich niemals auf seine Seite schlagen!«
»Das habe ich befürchtet«, sagte Matos. »Gorian, es stehen Schattenmeister in den Diensten Morygors, die dich innerhalb von Augenblicken zum Speerstein bringen können.«
»Meine Antwort habe ich bereits gegeben.«
»Um ehrlich zu sein, Gorian: Du hast gar nicht die Wahl. Es liegt einzig und allein bei dir, in welchem Zustand du den Ort erreichst, der dir soeben gezeigt worden ist. Glaub mir, ich meine es gut mit dir. Es ist besser, wenn du mir freiwillig folgst und …«
Gorian schleuderte Matos das Amulett, das ihm der Basilisken-König gegeben hatte, entgegen und ließ es aufglühen. Eine Anfängerübung für angehende Magiemeister.
Matos hob die Hand und lenkte das Amulett zur Seite, sodass es irgendwo zu Boden fiel. Innerhalb eines Augenblicks verbrannte es zu Asche.
Matos, der ebenfalls über einen Sprechstein verfügte, wandte sich an den Basilisken-Herrscher. »Ich fürchte, ich bin auf Eure Hilfe angewiesen.«
»Selbstverständlich«, lautete die durch den Sprechstein übersetzte Antwort der Kreatur auf dem Thron.
Die Augen des Basilisken begannen zu glühen. Als erstarrte, versteinerte Statue sollte Gorian an jenen Ort geschafft werden, der für Morygor aus irgendeinem Grund eine besondere Bedeutung hatte. Wahrscheinlich trafen sich im Speerstein irgendwelche polyversalen Kraftlinien, bildeten vielleicht Schnittpunkte, die dafür sorgten, dass sich von dort aus das Schicksal besonders leicht beeinflussen ließ. Morygor allein kannte
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