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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Erkenntnis über das zukünftige Netz der Schicksalslinien schenkt. Die Versuchung, dieses Wissen allein zum eigenen Vorteil zu benutzen, wäre zu groß.«
    »Und Morygor ist dieser Versuchung verfallen?«
    »Ja, das ist er.«
    »Aber auch ein Schwertmeister des Ordens ahnt doch die Angriffe seiner Gegner voraus«, gab Gorian zu bedenken.
    »Aber nur einen Lidschlag, bevor der jeweilige Angriff erfolgt. Er weiß – wenn er wirklich gut ist – einen Moment im Voraus, wie der nächste Schlag seines Gegners aussehen wird, ob er von oben, von unten, von der Seite erfolgt. Er weiß, welche Finte sein Gegner anwenden wird und welcher seiner Vorstöße wirklich gefährlich für ihn sein kann.«
    »Ist es nicht die gleiche Fähigkeit, die Morygor anwendet, nur dass die der Schwertmeister abgeschwächt ist?«
    »Das stimmt.«
    »Und was ist mit den Sehern des Ordens? Schauen sie nicht auch in die Zukunft?«
    »Sie schätzen Wahrscheinlichkeiten ab, und ihr Blick ist längst nicht so detailliert und weitreichend wie der Morygors … Was nicht heißt, dass der Orden dies nicht insgeheim anstreben würde!« Nhorich hob das Schwert in seiner Hand – den Schattenstich. Die Klinge schimmerte dunkel. »Diese Waffe hier enthält die gleiche Kraft, der sich auch Morygor bedient. Es ist die Kraft der Finsternis, mein Sohn. Und nur die Finsternis kann die Finsternis besiegen. Die alten Meister des Ordens haben das immer gewusst und die Künste des Krieges und der Magie, die innerhalb des Ordens gepflegt werden, in diese Richtung weiterentwickelt.«
    Eine eigenartige Kraft schien plötzlich von Sternenklinge auszugehen. Gorian hielt den Schwertgriff zuerst mit der Rechten, dann nahm er ihn in die Linke und wusste noch nicht, was er von dieser Empfindung halten sollte. Die Kraft der Klinge durchflutete ihn in einem kurzen Moment und löste zunächst ein tiefes, verstörendes Unbehagen aus, das sich mit einer wirren Flut von Gedanken vermischte, die ihm im Kopf umherschwirrten, unbeantwortete Fragen, ängstliche Ahnungen. War es wirklich möglich, dass er das Sandkorn war, das den Riesen zu Fall brachte? Dass es eine Kreuzung der Schicksalslinien gab, an der die Linie Morygors auf die seine traf und an welcher der schier übermächtige Herrscher des Frostreichs besiegt werden konnte?
    Nhorich schien die Gedanken seines Sohns zumindest zu erahnen, denn er sagte: »Es kann noch ein halbes Leben oder länger dauern, bis jener ausschlaggebende Zeitpunkt, an dem sich eure Schicksalslinien treffen, gekommen ist, Gorian. Erwarte ihn nicht gleich morgen oder in einem Jahr. Nicht einmal in zehn Jahren muss dieser Moment eintreffen, denn Morygors Fähigkeit der Schicksalssicht reicht sehr, sehr weit in die Zukunft. Aber du musst damit rechnen, dass Morygor erneut versuchen wird, dich zu vernichten, bevor dieser entscheidende Zeitpunkt erreicht ist. Er tut nichts ohne Grund, und wenn er den Aufwand, dir einen Gargoyle zu senden, einmal auf sich genommen hat, dann wird er es auch ein zweites Mal tun. Allerdings wird er auf einen weiteren günstigen Moment warten müssen. Der erste ist verstrichen, ohne dass Morygor Erfolg hatte, aber es werden weitere kommen.«
    »Und wir wissen nicht, wann so ein günstiger Moment ist?«, fragte Gorian.
    »Nicht nur das Wann, auch das Wo spielt eine Rolle. Zeit und Ort, beides ist wichtig. Aber du hast recht, wir sind wie Blinde, die den Angriff eines Gegners erwarten. Und darum werden wir immer in Bereitschaft sein müssen.«
    »Ist es dann nicht besser, von hier fortzugehen und sich irgendwo zu verstecken?«
    Gorians Vater schüttelte den Kopf. »Nein, denn im Augenblick bist du hier am sichersten. Hier kann ich alles für deinen Schutz vorbereiten. Und glaub ja nicht, dass es sehr viel nützt, wenn du viele Meilen zwischen dir und dem Frostherrn legst. Er kann dich überall finden und erreichen. Wichtig ist, vorbereitet und kampfbereit zu sein. Und die Zeichen zu erkennen.«
    Gorian war die Verletzung an Nhorichs Hand schon aufgefallen, nachdem dieser den zerschmetterten Gargoyle fortgebracht und an einem geheimen Ort vergraben hatte. Sein Blick fiel erneut darauf, als Nhorich das Schwert Schattenstich in die andere nahm.
    »Erzähl mir von Ar-Don«, forderte er. »Du hast diesen Namen offenbar schon seit langem gekannt.«
    Nhorich schüttelte den Kopf. »Erst als diese kleine Bestie aufgetaucht ist, habe ich ihren Namen erfahren …«
    »Aber …«
    »… und zwar auf gleiche Weise, von der ich annehme, dass

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