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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr vor Ort. Er hatte wohl erkannt, einfach nichts ausrichten zu können, und Gorian gegenüber zuvor mehrmals durchblicken lassen, dass man ihn in der Vergangenheit schon des Öfteren verantwortlich gemacht hatte, wenn es ihm nicht gelungen war, einem Patienten zu helfen. Deswegen hatte er es wohl diesmal vorgezogen, sich bei diesem seiner Meinung nach hoffnungslosen Fall aus dem Staub zu machen.
    Der Heilkundige aus dem Wald hingegen blieb länger, doch Olgarich sorgte dafür, dass er, als Nhorich eines Morgens erwachte und bei klarem Verstand war, für seine Dienste bezahlt und fortgeschickt wurde. Der ehemalige Schwertmeister brauchte den Heiler, dessen Können den Ausbildungsvorschriften des Ordens sicherlich nicht annähernd genügt hätte, nicht unbedingt zu Gesicht zu bekommen.
    »Ich werde wohl einige Zeit brauchen, um meine Kraft zurückzuerlangen«, sagte Nhorich, und dabei wurden seine Augen vollkommen schwarz. Er versuchte das, was ihm derzeit an körperlicher Kraft fehlte, durch die dunkle Kraft auszugleichen. Vollständig konnte das nicht gelingen, das wusste selbst Gorian, auch wenn er diese Kraft natürlich nicht annähernd so gut beherrschte wie sein Vater.
    »Ich möchte wissen, was der Gargoyle auf der Frostfeste erlebte«, sagte er nach einiger Zeit, am Bett seines Vaters sitzend. »Du wolltest es mir erzählen.«
    »Da bin ich inzwischen zu einer anderen Ansicht gelangt.«
    »Warum?«
    »Es ist besser, wenn du mit den Gedanken des Bösen nicht in Berührung kommst. Du hast gesehen, was solche Gedanken anrichten können. Ich kann froh sein, noch unter den Lebenden zu weilen.«
    »Ich will es trotzdem wissen«, verlangte Gorian.
    Nhorich sah ihn an und erklärte dann: »Es reicht, wenn du weißt, dass Ar-Don auf der Frostfeste war. Dass Morygor ihn abrichtete wie einen Falken und seine kalte Steinseele mit dem Wissen eines Schwertmeisters verschmolz, der seit langem vermisst wurde …«
    »Domrich!«, entfuhr es Gorian.
    »Ja, das war sein Name. Ar-Don hat ihn zu einem Teil seiner selbst gemacht, auf gleiche Weise, wie es ein namenloser Schlacke-Gargoyle mit meinem Hund Branwulf tat. Dieses Wesen ist ein äußerst gefährlicher Gegner, Gorian. Gefährlicher, als ich zunächst angenommen habe.«
    In diesem Moment wollte Gorian seinem Vater davon erzählen, dass Ar-Dons Geist mit wispernder Stimme zu ihm sprach und versuchte, ihn zu beeinflussen. Er hatte die Worte schon auf der Zunge, aber da war eine Kraft, die verhinderte, dass er sie auch aussprach.
     
    Wochen später erreichte ein Reiter Nhorichs Hof. Er trug Schwert und Mantel eines Ordensmeisters – und zwei Ringe an seiner Hand, die ihn als Meister zweier Ordenshäuser auswiesen.
    Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt. Ein gestutzter Bart bedeckte den unteren Teil davon, die Augen waren dunkel und hatten einen durchdringenden, fast stechenden Blick. Das Haar war grau durchwirkt, bedeckte Stirn und Ohren und wurde von einem mit magischen Kraftzeichen bestickten Band zusammengehalten. Das Alter des Mannes zu bestimmen war unmöglich.
    Gorian zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass dies Thondaril war. Also hatte die Nachricht, die Olgarich über einen Boten an die nächste Ordenskomtur geschickt hatte, ihren Adressaten gefunden.
    Thondaril musterte Gorian prüfend, sagte aber kein einziges Wort – nicht mal, als Gorian ihn ansprach und begrüßte.
    Nhorich bestand darauf, allein mit dem ehemaligen Ordensbruder zu sprechen. Sie gingen zum Ufer der Thisilischen Bucht, wo der Wind jedes Wort verwehte. Ihre Unterhaltung dauerte sehr lange, und Gorian fragte sich, was sie wohl die ganze Zeit über zu bereden hatten.
    Dann kehrten sie zum Haupthaus zurück, und Thondaril schwang sich wieder in den Sattel seines Pferdes und machte sich auf den Weg.
    Vom Fenster seines Zimmers aus sah Gorian, wie sich der zweifache Ordensmeister in einiger Entfernung noch einmal umdrehte. Er sah – da war sich Gorian ganz sicher – direkt zu ihm hin; den Blick, mit dem er den Jungen dabei bedachte, ließ sich für diesen jedoch nicht deuten.
    Fast könnte man meinen, er sei meinetwegen gekommen, und nicht, um meinem Vater zu helfen, ging es Gorian durch den Sinn.
    Was der fremde Meister mit Nhorich gesprochen hatte, darüber erhielt Gorian keinerlei Auskunft. »Es war ein Gespräch unter Meistern«, sagte sein Vater einfach nur. »Und ein Meister kann von einem anderen Meister absolute Verschwiegenheit erwarten.«
     
    In der

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