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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Orden erlernt hatte.«
    Plötzlich spürte Gorian, wie das Schwert in seiner Hand emporzuckte. Ein bläulicher Schimmer umflorte Sternenklinge, und ganz kurz leuchteten die magischen Kraftzeichen hell auf, nur um schon im nächsten Moment dunkles Licht abzustrahlen, das an Rauch erinnerte, sodass diese Zeichen für einen Augenaufschlag schwarz glühend in der Luft standen, ehe sie sich auflösten. Gleichzeitig zuckte ein Blitz aus der Schwertspitze empor bis zur Decke des Tempels, teilte sich dort auf, schlängelte über das Deckengestein und verlor sich schließlich.
    »Was war das?«, fragte Gorian.
    »Wir sollten gehen«, sagte Nhorich. »Hier sind starke magische Kräfte am Werk; sie hängen mit dem Zauber zusammen, der die Schwerter verbergen soll – und natürlich mit den Alten Göttern, die hier einst verehrt wurden.«
    »Ist das gefährlich?
    »Nur insofern, dass vielleicht Morygor oder einer seiner Schergen diese Entladungen spüren könnte und dann darauf reagiert.«
    Sie verließen den Tempel der Alten Götter, doch als sie das Säulenportal durchschritten, umspielte beide Schwerter – Sternenklinge und Schattenstich – noch einmal ein Flor von bläulichem Licht, der sich dann von den Klingen löste, wie ein Irrlicht über den Boden huschte und anschließend die Säulen emporschnellte. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann war das magische Licht erloschen.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann«, meinte Gorian.
    »Ich werde dir zeigen, wie du deine Waffe in jeder Hinsicht beherrschst«, versprach Nhorich.
    Als sich Gorian, kurz bevor sie die Lichtung verließen, noch einmal umdrehte, war von dem Tempel der Alten Götter nichts mehr zu sehen.
    »Es gehört inzwischen zu den festen Eigenschaften dieses Ortes, sich zu verbergen«, erklärte es Nhorich. »Wahrscheinlich würde der Tempel selbst dann noch verschwinden, würde ich all den Zauber auflösen, den ich zum Verstecken der Klingen webte.«
    »Sag mir, was du von Ar-Dons Geist erfahren hast«, verlangte Gorian. »Von seinen Erinnerungen an das, was nach seiner Flucht aus deiner Schmiede geschah.«
    »Das ist schnell erzählt«, behauptete Nhorich. »Er floh tatsächlich zu Morygor. Nach einem langen Flug gelangte er schließlich zur Frostfeste, und dort erhielt er seinen Namen und wurde zu einem Diener Morygors abgerichtet.« Nhorichs Gesicht war plötzlich sehr blass geworden, und er sah mit sorgenvollem Stirnrunzeln auf die Wunde an seiner Hand. Gorian fiel beides auf, und er fragte sich, ob die Verletzung vielleicht schlimmer war, als sein Vater bisher zugegeben hatte.
    Den ganzen Ritt zurück sprach Nhorich kein einziges Wort. Er wirkte schwach und kraftlos. Als sie dann den Hof erreichten, überließ er sein Pferd Beliak, der gerade vor dem Haupthaus stand, und zog sich zurück, um sich auszuruhen.
    Gorian aber wog Sternenklinge in der Hand, und er war sich in diesem Augenblick unsicherer denn je, ob die Schicksalslinie, der er folgte, die richtige war.

4
     
    Nicht-Tode
     
    Tagelang lag Nhorich darnieder und war die meiste Zeit über nicht ansprechbar. Er fantasierte im Fieber, und schwarzes Blut drang aus der Wunde, die er an der Hand davongetragen hatte. In den wenigen lichten Momenten aber musste er sich immer wieder davon überzeugen, dass sich Schattenstich in seiner Nähe befand. Gorian schlug daher vor, das Schwert an die Wand zu hängen, sodass sein Vater es von seinem Lager aus jederzeit sehen konnte. Und in der Tat hatte dies eine beruhigende Wirkung auf ihn.
    Sternenklinge jedoch behielt Gorian bei sich. Er suchte sich unter den ledernen Schwertscheiden, von denen es auf dem Hof des ehemaligen Schwertmeisters genügend gab, eine besonders schöne aus und schnallte sie sich auf den Rücken; um das Schwert an der Seite zu tragen, war er noch nicht groß genug.
    Ansonsten wich Gorian kaum vom Bett seines Vaters, wachte Tag und Nacht bei ihm und fiel zwischendurch immer wieder in einen kurzen, unruhigen Schlaf.
    Olgarich, ein Zahlenmagier dritter Ordnung, den Nhorich schon vor vielen Jahren als Verwalter des Hofes eingestellt hatte, schickte ein paar Knechte als Boten aus, um einen Arzt aus Twixlum zu holen. Falls der dortige Arzt nicht zur Verfügung stünde, sollten sie sich weiter die Küste entlang auf den Weg nach Thisia machen. Diese Hafen- und Handelsstadt war groß genug, dass man erwarten konnte, dort einen Medicus von ausreichendem Rang auftreiben zu können. Die Knechte nahmen sich die größte Barkasse,

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