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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zog ihn an einem besonders dicken Faden hinter sich her, schleifte ihn über den gefrorenen Boden in Richtung des Hofes, und der bärengestaltige Frostgott folgte seiner Dienerkreatur, ebenso wie ein Großteil der Frostkrieger.
    Zwischendurch blieb Frogyrr allerdings stehen, richtete sich dabei zur vollen Größe auf und reckte die oberen Tatzenpaare in die Luft. Dabei stieß er einen dumpfen Knurrlaut aus. Die dazugehörigen Gedanken waren nicht klar ausformuliert, obwohl er Gorian zweifellos mit Absicht daran teilhaben ließ. Sie waren ein Schwall aus wirren Bildern, Farben und Tönen, die schmerzhaft in Gorians Kopf widerhallten. Es war ein Gedankenbefehl, der den Eiskrähen galt. Und die Bilder, die Gorian sah, machten deutlich, was sie zu tun hatten …
    Die Vögel sammelten sich zu einem großen Schwarm, der über dem Frostgott kreiste und dann in alle Richtungen zerstob.
    Als sie ihr blutiges Werk zu verrichten begannen, hörte Gorian die Schreie der Flüchtenden, die von ihnen angegriffen und niedergemacht wurden. Schreie der Knechte und Mägde, die auf dem Hof ihr Auskommen gehabt hatten, Schreie von Menschen und jenen Orxaniern, die sich mit ihren Frauen und Kindern davongemacht hatten.
    Niemand, der zur Zeit des Angriffs auf Nhorichs Hof gewesen war, sollte überleben. Niemand sollte bezeugen können, was geschehen war.
    Es waren Schreckensrufe, Todesschreie, die von unaussprechlichen Dingen kündeten, die sich überall im weiteren Umkreis des Hofes ereigneten.
    Frogyrr lachte. »Das ist leider die einzige Weise, auf die ich dich leiden lassen darf – denn die Art deines Todes steht fest und darf nicht variiert werden!«, sandte er einen höhnischen Gedanken an Gorian. »Aber immerhin lassen sich die Todesschreie mithilfe von etwas Magie so verstärken, dass du sie auch wirklich mitbekommst …«
    Gorian hätte ihm am liebsten seine Wut entgegengeschrien. Und tatsächlich gelang es ihm zu sprechen. Seine Kräfte kehrten offenbar zurück, auch wenn er aufgrund der Fesselung durch das Netz der Schädelspinne davon so gut wie keinen Gebrauch machen konnte.
    »Du wirst eines Tages dafür bezahlen, Frostgott!«, rief er. »Du und dein Herr und Meister auf der Frostfeste, der sich jetzt vielleicht noch sicher fühlt! Aber es gibt einen Weg, ihn zu vernichten!«
    »Mit dir wird die einzige Möglichkeit, die das Schicksalsgeflecht des Polyversums dafür vorgesehen hat, sterben, Gorian. Aber schreie deine Wut ruhig heraus! Verausgabe deine wiedererstarkte Kraft! Dann spüre ich wenigstens, dass du lebst, denn ich hasse es, etwas Untotes zu vernichten!«
    Er streckte eine Tatze aus und grollte ein paar Laute vor sich hin, bei denen sich Gorian nicht sicher war, ob es sich nur um ein tierhaftes Grunzen oder eine magische Formel in einer uralten, längst vergessenen Sprache handelte. Ein greller Blitz zuckte aus einer der Tatzen und markierte eine bestimmte Stelle, die etwa in der Mitte zwischen den Hauptgebäuden von Nhorichs Hof lag. Ein dunkler, angerußter Kreis entstand.
    »Dorthin!« Der Gedanke, den Frogyrr dazu aussandte, ließ sich nicht missverstehen, und seine Heftigkeit veranlasste die Schädelspinne, sich noch mehr anzustrengen und sich zu beeilen. Sie zog Gorians eingeschnürten Körper in die Mitte des Kreises, den Frogyrr markiert hatte.
    Als das geschehen war, trat der Frostgott selbst an den Rand des Kreises. »Den Dolch!« Die Schädelspinne zögerte. »Den Dolch! Es muss sein!«
    Die Schädelspinne sträubte sich, aber ein weiterer, schmerzhaft starker Gedanke sorgte dafür, dass sie winselnd gehorchte. Sie öffnete dort, wo Gorians Faust mit dem Dolch von den schwarzen Fäden an den Körper gepresst wurde, das Netz, und ein Strahl schwarzen Lichts schoss aus dem linken Auge des Orxanier-Schädels, traf die um den Griff gekrallte Hand. Es brannte höllisch, Gorian stöhnte auf und ließ die Waffe los. Allmählich dämmerte ihm, dass seine Kräfte nicht schnell genug zurückkehren würden, um sich noch in irgendeiner Weise gegen das zu wehren, was sein vorgezeichnetes Schicksal zu sein schien.
    Die Schädelspinne kroch zurück auf seine Brust. An zwei ihrer acht Beine hatten sich Greifhände gebildet, die den Dolch umfassten. »Genau ins rechte Auge!«, lautete die Anweisung des Frostgottes an seine Dienerkreatur. »Rasch! Der Zeitpunkt ist gekommen und darf nicht ungenutzt verstreichen!«
    Die Schädelspinne hob den Dolch, zielte auf Gorians rechtes Auge – und stieß zu!
    Gorian spürte einen

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