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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Morygors ein sehr ehrgeiziges, vielleicht sogar völlig vermessendes Ziel gesetzt. Allein auf sich gestellt, konnte er das ganz gewiss nicht erreichen.
    Warum nicht den Herrn des Frostreichs mit einem seiner eigenen Dienerkreaturen bekämpfen?, überlegte Gorian.
    »Eiskrähendreck!«, sagte Beliak. Er deutete auf verschiedene Stellen am Boden. Gorian wären sie nicht weiter aufgefallen, der Adh aber sog mit seiner großen Knollennase die Luft ein und schnüffelte; die Laute, die er dabei erzeugte, erinnerten an ein Wildtier, das Witterung aufnahm. »Es waren ein paar von den Biestern hier. Wir werden sehr wachsam sein müssen.«
    »Vielleicht …« Gorian sprach nicht weiter.
    Beliak drehte sich zu ihm um und runzelte die Stirn. »Was liegt dir auf der Zunge?«
    »Morygor vermag die Knotenpunkte der Schicksalslinien in der Zukunft zu erkennen. Ob ein einfacher Frostgott wie Frogyrr das auch kann, weiß ich allerdings nicht.«
    »Ich wage es zu bezweifeln«, entgegnete Beliak. »Das, wovon du gerade gesprochen hast, ist wohl eine ganz spezielle Begabung, die durch eine ganz besondere Art von Magie unterstützt wird. Verbotene Caladran-Zauberei, soweit ich weiß. Aber Frogyrr ist nichts weiter als ein tumber Riesenbär, der vor langer Zeit mit seinesgleichen durch das Weltentor gejagt wurde und sein schauerliches Dasein in einer anderen Welt hätte beschließen müssen, hätte Morygor nicht ein paar Knechte fürs Grobe gebraucht und die Frostgötterbrut zurückgeholt.«
    »Ich will auf etwas anderes hinaus«, erklärte Gorian.
    »So?«
    »Der Ort, den ich als Versteck vorgeschlagen habe – könnte es nicht sein, dass dort längst die Schergen des Frostreichs auf mich warten, weil ihr Herr vorausgesehen hat, dass ich dort auftauchen werde?«
    Beliak zuckte mit den Schultern, was aufgrund seiner Breite immer etwas unbeholfen und plump wirkte. »Fang nicht an, selbst die Linien des Schicksals vorausdeuten zu wollen. Du wirst zwangsläufig scheitern, denn diese Gabe ist dir nicht gegeben. Und selbst jemand wie Morygor hat damit nur bedingt Erfolg.«
    »Trotzdem …«
    »Wenn dieser Tempel ein gutes Versteck ist, dann solltest du dich dorthin wenden.«
    »Und danach?«
    »Wolltest du dich nicht schon immer dem Orden anschließen?«
    Gorian hatte sich des Öfteren mit Beliak darüber unterhalten, denn im Gegensatz zu seinem Vater hatte der ein neutrales Verhältnis zum Orden der Alten Kraft und allem, was mit ihm in Zusammenhang stand. Und mit irgendwem hatte Gorian sich über seinen Wunsch austauschen müssen.
    »Das wollte ich. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich der richtige Weg ist. Mein Weg , wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Weil dein Vater es nicht gutgeheißen hätte und du glaubst, ihm etwas schuldig zu sein?«
    »Er verlor sein Leben, als er sich denen entgegenstellte, die mich töten wollten. Er starb meinetwegen, verstehst du?«
    Beliak nickte. »Das mag sein. Aber du solltest trotzdem in deiner Entscheidung frei sein und nur danach gehen, was du für richtig hältst. Oder bekommst du nur kalte Füße, weil du dir ein Ziel gesetzt hast, von dem du eigentlich von vornherein weißt, dass du es kaum erreichen kannst? Ich bin da etwas bescheidener. Ich weiß, dass ich Morygor nicht stürzen kann, auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass dieser Albdruck, der auf ganz Ost-Erdenrund lastet, endlich verschwinden würde. Aber haben sich das nicht auch schon andere vor uns gewünscht?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Im Moment bin ich vollkommen damit zufrieden, wenn ich am Leben bleibe und es mir gelingt, dass du nicht vor die Hunde gehst. Alle, die ich sonst noch einen Freund nennen würde, sind offenbar beim Angriff der Frostkrieger ums Leben gekommen.«
    Gorian spürte bei den letzten Worten des Adhs, dass die gute Laune und der oftmals ziemlich spöttische Unterton des knollennasigen Gnomen nur eine Maske waren, hinter der sich tiefe Erschütterung verbarg. Die jüngsten Geschehnisse hatten in Beliaks Seele genauso tiefe Spuren hinterlassen wie bei ihm selbst – nur vermochte der Adh dies mit mehr Geschick zu überspielen.
     
    Sie erreichten das Dorf, von dem Gorian gesprochen hatte. Der Bach, dem sie bis zur alten Straße nach Segantia gefolgt waren, hatte einen Bogen gemacht, und nun trafen sie erneut auf ihn.
    Die Dörfler zweigten von ihm Wasser für einen Fischteich ab. Doch gegen jedes Naturgesetz war der zugefroren. Eis bedeckte teilweise auch die Dächer

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