Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen
Bändigung der großen Schlittenwölfe benutzt hatte.
Gorian lag am Boden, von hinten stürzte ein orxanischer Frostkrieger herbei und ließ eine langstielige Doppelklingenaxt herniedersausen, gegen die jedes Scharfrichterbeil im Heiligen Reich wie ein Spielzeug gewirkt hätte. Gorian drehte sich zur Seite, und das Axtblatt grub sich mit ungeheurer Wucht in das Erdreich, das inzwischen wieder auftaute.
Gorian riss den Dolch aus dem Gürtel, dem er den Namen Rächer gegeben hatte. Anscheinend schien es keine Rolle mehr zu spielen, auf welche Weise er umgebracht wurde. Frogyrr hatte offenbar die Devise ausgegeben, Meister Nhorichs Sohn nun endlich um jeden Preis zu töten, nachdem der dafür vorgesehene und genau vorausberechnete Moment ungenutzt verstrichen war. Es ging für Frogyrr nur noch darum, größeren Schaden zu verhindern. Anders war das Verhalten der Frostkrieger nicht zu erklären – denn dass sie ohne Erlaubnis ihrer Mordlust freien Lauf ließen, war nicht anzunehmen.
Gorian schleuderte den Rächer, wie er es gelernt hatte. Seine Augen wurden vollkommen schwarz, er sammelte alles an magischer Kraft, was in ihm war. Noch bevor der Krieger mit dem gespaltenen Schwert erneut auf ihn einschlagen konnte, wurde er von dem Dolch mit solcher Wucht in den Hals getroffen, dass er schwankend einen Schritt zurücktaumelte. Im selben Moment rollte Gorian um die eigene Achse und streckte beide Hände aus.
Rächer kehrte in Gorians Linke zurück – und mit der anderen Hand zog er das gespaltene Schwert an sich, entriss es mithilfe der Alten Kraft dem am Hals verwundeten Frostkrieger, der für einen Augenblick völlig perplex war.
Der Untote brüllte laut auf. Das Sternenmetall, aus dem Rächers Klinge geschmiedet war, war für ihn ebenso unerträglich wie für Frogyrr, als ihm Sternenklinge das Auge genommen hatte. Doch dann riss er zwei kleinere Wurfäxte aus dem breiten Gürtel hervor, die allerdings nur im Vergleich zur Körpergröße des Orxaniers klein wirkten.
Mit einem schnellen Schnitt kappte Gorian die Peitschenschlinge, die um seinem Fuß geschlungen war, und ließ sie mittels der Alten Kraft so zurückschnellen, dass sie sich um den Hals des Angreifers legte, dann sprang er auf die Beine und wich einem Pfeil aus, der statt ihm den Frostkrieger traf, dem er das Schwert abgenommen hatte.
Gorian stieß einen Kraftschrei aus und ließ die im Verhältnis zu seinen menschlichen Körpermaßen monströs wirkende gespaltene Schwertklinge durch die Luft sausen. Er hielt das Schwert dabei nur mit der rechten Hand, und Muskelkraft allein hätte ihn diese Waffe kaum heben, geschweige denn auf diese Weise führen lassen. Den Rächer hielt er in der Linken.
Beide Klingen umflorte ein bläuliches Licht, wenn er sie blitzschnell durch die Luft wirbelte. Eine Wurfaxt wehrte er mit dem Schwert ab und ebenso mehrere Speere und Pfeile; Letztere wurden mit Eisrigger Langbögen abgeschossen, und den orxanischen Frostkriegern war anzumerken, dass ihnen der Umgang damit fremd war, doch ihr oberster Kriegsherr hatte ihnen diese Bewaffnung vorgeschrieben.
Gorian spürte, wie die Alte Kraft durch seinen Körper floss. Sie erlaubte ihm, das schwere Orxanier-Schwert mit einer Leichtigkeit zu führen, wie es ihm nicht einmal bei den Übungen mit seinem Vater möglich gewesen wäre. Die Frostkrieger bildeten einen Kreis um ihn, hielten aber Abstand, denn einige von ihnen waren bereits vom Kampf schwer gezeichnet. Sie umlauerten ihn wie ein Rudel Wölfe, die darauf bauten, dass das Beutetier früher oder später der Erschöpfung anheimfiel.
Ein Bogen wurde gespannt, ein Pfeil zischte dicht an Gorians Kopf vorbei, der genau im richtigen Moment eine leichte Seitwärtsbewegung gemacht hatte, denn Gorian hatte den Angriff unmittelbar vorausgeahnt und dann blitzschnell reagiert, als er die entsprechende Bewegung in den Augenwinkeln wahrgenommen hatte. Ein ausgebildeter Meister, so wusste er, hätte nicht mal darauf zu achten brauchen. Da gab es noch so einiges, was seine noch verhältnismäßig bescheidenen Fähigkeiten von denen seines Vaters unterschied.
Oder von denen Meister Domrichs!, echote ein Gedanke in seinem Kopf.
»Lass mich dir helfen!«, wisperte jene Stimme, die er im nächsten Moment mit einem durchdringenden Kraftschrei zu vertreiben versuchte.
Gorian schnellte nach vorn, holte mit dem Orxanier-Schwert aus und ließ es wie eine Sense durch die Luft schneiden. Mit dem Dolch wehrte er gleichzeitig einen Speer ab; die
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