Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen
sich selbst drehte und zu dem zurückkehrte, der sie geschleudert hatte.
Nur ein Schwertmeister des Ordens der Alten Kraft kämpfte auf diese Weise. Gorian stieß den Körper des geköpften Frostkriegers von sich, dabei einen Kraftschrei ausstoßend, und rollte sich zur Seite, kurz bevor dicht neben ihm ein Speer tief in den Boden stach.
Er blickte auf, als er das Wiehern eines Pferdes vernahm, das sich mit dem Kraftschrei eines Schwertmeisters mischte. Die Gestalt eines Reiters hob sich dunkel gegen das Sonnenlicht ab. Mit der Rechten fing er das Schwert, das zu ihm zurückkehrte, aus der Luft, während sein Pferd auf die Hinterhand stieg.
Die Orxanier stießen Laute aus, die gleichermaßen Verwunderung, Zorn und Wut ausdrückten. Einer von ihnen schoss einen Pfeil auf den Reiter ab, doch dieser parierte den Schuss mit einem schnellen Hieb seiner Klinge, und das so präzise, dass er wohl vorausgeahnt hatte, wo ihn der Pfeil ansonsten getroffen hätte. Ein gut gezielter Speerwurf wurde ebenso abgewehrt wie der nächste Pfeil.
Der dunkle Reiter ließ die Klinge in seiner Rechten so schnell wirbeln, dass sich ein bläulicher Lichtflor um das Metall bildete. Mit einer traumwandlerischen Sicherheit traf sein Schwert auch den dritten auf ihn abgeschossenen Pfeil und hieb ihn in der Mitte durch.
Dann trieb er sein Pferd voran, genau auf die Gruppe der blutbesudelten Frostkrieger zu, die völlig konsterniert waren. Niemand kümmerte sich noch um Gorian.
Ehe die Frostkrieger sich versahen, hatte der dunkle Schwertmeister bereits einem weiteren von ihnen den Kopf von den Schultern geschlagen und sein Schwert einem anderen in den Oberkörper versenkt, von der Schulter abwärts bis zum untersten Rippenbogen. Während er es wieder aus dem gefrorenen Eiskörper zog, bevor dieser in sich zusammenbrach, murmelte er einen magischen Spruch, der die Flugbahn einer nach ihm geworfenen mächtigen orxanischen Axt derart veränderte, dass sie nicht seinen Kopf, sondern einen morschen Baum zwanzig Schritte weiter spaltete.
Die Orxanier wichen vor dem Fremden zurück.
Das Sonnenlicht schien so durch die Baumwipfel, dass es für einen Moment sein Haupt traf. Sein Gesicht war dennoch nicht zu erkennen, denn er trug einen dunklen Helm mit Wangen- und Nasenschutz, der kaum mehr als die Augen und die Mundpartie freiließ.
Er ritt nun freihändig. Offenbar beherrschte er das Tier mithilfe eines Rosszaubers, wie er bei den Schwertmeistern üblich war. Als einer der Orxanier erneut eine Axt schleudern wollte, riss er einen Dolch unter seinem Umhang hervor und warf ihn mit einem Schrei nach dem Angreifer. Der Dolch durchbohrte die Handwurzel des Orxaniers genau in dem Moment, in dem dieser mit der Axt ausholte. Er stöhnte auf, während seine Waffe einen der anderen Frostkrieger traf und dieser zu Boden gerissen wurde. Die Axtklinge hatte ihm Arm und Schulter beinahe abgetrennt. Er schleuderte noch sein Schwert nach dem dunklen Reiter, aber dieser Wurf ging ins Leere.
Der Reiter schwang sich von seinem Pferd, das sich etwas entfernte, aber sich offenbar nach wie vor unter seiner gedanklichen Kontrolle befand. Er fasste den Griff seiner Klinge nun mit beiden Händen und sagte ein paar Worte in orxanischer Sprache, die er gut zu beherrschen schien, und obwohl das fremde Idiom den Klang seiner Stimme etwas verfälschte, erkannte Gorian in diesem Moment, mit wem er es zu tun hatte.
Thondaril!
Und da – Gorian sah nun auch die beiden Meisterringe an seiner Hand!
Ja, er musste es sein, denn so viele gab es in den Reihen des Ordens nicht, die es geschafft hatten, in zwei Häusern die Meisterprüfung zu bestehen.
Erinnerungen stiegen in Gorian auf. Erinnerungen an den Besuch des zweifachen Ordensmeisters bei seinem Vater, als Thondaril so lange mit ihm unter vier Augen gesprochen hatte. Obwohl er danach nie wieder auf Nhorichs Hof erschienen war, blieb die Erinnerung an ihn bei Gorian stets lebendig. »Ein Gespräch unter Meistern …« Gorian hatte nie erfahren, was der Ordensmeister mit Nhorich hatte bereden wollen. Der Blick, mit dem Thondaril ihn bedacht hatte, als er davonritt, hatte bei Gorian jedoch zeitweise den Gedanken aufkommen lassen, dass es dabei um ihn gegangen war …
Einige Augenblicke herrschte ein angespanntes Schweigen. Die Orxanier schienen nicht so recht zu wissen, was sie tun sollten.
Dann entschied sich einer von ihnen zum Angriff, und die anderen folgten seinem Beispiel.
Doch darauf schien Thondaril nur
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