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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Roon konnte darüber keine genauen Auskünfte geben und beantwortete Gorians entsprechende Frage mit den Worten: »Also, die Exemplare, die ich euch gegeben habe, haben sich beide schon mal auf eine Länge von über hundert Schritten gestreckt, aber ob noch mehr möglich ist, weiß ich nicht.«
    »Na ja, wenn wir abstürzen, können wir ja noch versuchen, uns mithilfe unserer Magie abzufedern«, hatte Torbas gemeint. »Aber darauf verlassen würde ich mich nur ungern.«
    Fentos Roon gab den Seilschlangen kurze und prägnante Befehle, und sie ließen die drei Gefährten hinab, wobei diese sich mit den Füßen von der Felswand abstoßen mussten. Fentos’ Anweisungen waren dabei kaum zu hören, so leise sprach er. Aber die drei Schlangen, die er zuvor jeweils mit ihren Namen angesprochen hatte, reagierten auf jedes Kommando, und überhaupt waren die drei Exemplare, die er für den Abstieg ausgesucht hatte, gut dressiert.
    Dennoch hatten sie sich eine gewisse Selbstständigkeit
bewahrt, und so wählten sie allein und mit sicherem Gespür jene Stellen an der Felswand, an denen sie am besten Halt fanden und sich festsaugen konnten. Wenn sie sich von diesen Haltepunkten lösten, pressten sie kurzzeitig andere Teile ihrer lang gezogenen Körper gegen den Fels und hafteten dort fest.
    Manchmal wickelten sie ihre Schwanzenden auch um kleine Vorsprünge oder klemmten diese in fugenartige Ritzen fest, wobei sie den hinteren Bereich ihrer Leiber verdickten.
    Während er sich dem aus schwarzem Gestein bestehenden Boden immer mehr näherte, staunte Gorian darüber, wie schnell der Abstieg vonstattenging. Unten angelangt breitete sich vor ihnen eine pechschwarze Felsenwüste bis zu den Bergen aus. Hell funkelten die Sterne am Himmel, doch das dunkle Gestein schien ihr Licht geradezu aufzusaugen, sodass kaum Einzelheiten auszumachen waren.
    Torbas hob die Hand und ließ darin ein Licht aufleuchten, so wie beim Handlichtlesen, nur dass der Thiskarener im Moment mit niemandem Verbindung aufnehmen, sondern nur die unmittelbare Umgebung beleuchten wollte.
    »Lass das besser!«, warnte Gorian.
    »Wieso?«, fragte Torbas spöttisch. »Glaubst du, Thondaril steht oben an den Zinnen und sieht gerade jetzt in die Tiefe?«
    »Thondaril müsste uns nicht einmal sehen, um zu wissen, was wir tun. Wir können nur hoffen, dass er gerade so sehr beschäftigt ist, dass er nicht an uns denkt. Aber ich meine jemand anderen, dessen Aufmerksamkeit du erregen könntest.«
    »Diesen seltsamen Caladran, der sich für etwas Besonderes hält?«

    »Ja, den auch. Aber ich dachte eher an Oras Ban. Sobald einem seiner Wächter hier unten etwas Merkwürdiges auffällt, wird der Königliche Verwalter es erfahren, und dessen Rolle auf Felsenburg durchschaue ich noch immer nicht so recht.«
    Torbas zuckte mit den Schultern, doch er ließ das magische Licht in seiner Hand verlöschen. »Dann werden wir eben aufpassen müssen, dass wir nicht irgendwo hineintreten.«
     
    Sie machten sich auf den Weg, und Gorian führte die kleine Gruppe an, denn immerhin hatte er ja geistige Verbindung zu Ar-Don und erkannte am ehesten, wo der Gargoyle zu finden war.
    Es dauerte nicht lange, bis sie die ersten Ausläufer der nahen Berge erreichten. Immer wieder erhob sich ein Schwarm Fledermenschen aus einer der tiefsten Felsspalten, und ihre Rufe durchdrangen die Nacht. Sie kreisten zunächst über den Bergen und zogen dann davon.
    Gorian konzentrierte all seine Sinne auf Ar-Don, sodass er nicht einmal wahrnahm, wenn Fentos Roon oder Torbas ihn ansprachen.
    »Ich bin ein Straßenjunge und habe oft zu hören bekommen, ich hätte keine Manieren«, spottete Torbas an Fentos Roon gewandt, dann deutete er auf Gorian. »Aber was soll man davon halten? Der Sohn und Enkel eines Schwertmeisters redet offenbar nicht mit jedem.«
    In diesem Moment empfing Gorian ein paar Gedanken von Ar-Don, die diesmal wieder einigermaßen klar waren. Wieder sah er vor seinem geistigen Auge den Himmel über einer Schlucht.
    Auf einmal spürte er, wie ihn etwas einschnürte, ihm den Brustkorb zusammenpresste und den Atem raubte.

    Die Seilschlange!
    Von plötzlicher Panik ergriffen blieb er stehen und versuchte, die wie eine Schärpe um seinen Oberkörper geschlungene Schlange abzustreifen, was ihm aber nicht gelang. Im Gegenteil, sie schien sich nur noch enger um ihn zu schnüren.
    Er fiel nieder und rollte über den Boden, als würde er mit einer Würgeschlange kämpfen, wie sie in Omont und in Teilen des

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