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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Fentos Roon, Torbas und Gorian durch die Einflugsöffnung der Greifen schlichen. Leicht war das nicht, denn der Boden war in diesem Teil des Höhlensystems sehr uneben, mit scharfkantigen Abbrüchen und spitzen Felsen. Nie hatte es jemand für nötig gehalten, sie abzuschlagen und den Grund zu ebnen oder einen gangbaren Weg anzulegen, schließlich flogen die Greifen durch
diesen Teil des Höhlensystems und landeten erst ein ganzes Stück weiter im Inneren des Bergmassivs, in das die Felsenburg überwiegend hineingehauen worden war.
    Endlich hatte die kleine Gruppe den Rand des trichterförmigen Tunnels erreicht. Dort ging es nahezu senkrecht in die Tiefe.
    »Hast du Sheera eigentlich in deinen Plan eingeweiht?«, fragte Torbas den anderen Ordensschüler.
    Gorian verzog das Gesicht und antwortete mürrisch: »Es ist schwer, etwas vor ihr zu verbergen.«
    »Das heißt also ja«, stellte Torbas fest. »Nun, ich habe auch nichts anderes erwartet. Immerhin existiert zwischen euch – wie soll ich es sagen? – eine besondere Verbindung , wenn man das so ausdrücken will.«
    »Lass uns zusehen, dass wir nach unten kommen, ohne dass wir uns den Hals brechen«, wechselte Gorian das Thema.
    Torbas lachte leise. »Ich verstehe schon, du willst nicht über Sheera und dich reden.« Dann wurde er wieder ernst. »Besteht nicht die Gefahr, dass Thondaril sie geistig ausforscht?«
    »Nein.«
    »Er könnte es, wenn er wollte.«
    »Das schon«, musste Gorian zugeben. »Aber er verbringt die halbe Nacht damit, über das Handlichtlesen Informationen von anderen Ordensbrüdern zu erhalten, um mehr über die allgemeine Lage zu erfahren. Darum wird er auch kaum so schnell bemerken, dass wir fort sind – es sei denn, jemand von uns ist unvorsichtig und reißt ihn mit einem aufdringlichen Gedanken aus der Konzentration.«
    »Oder aus den wenigen Stunden Schlaf, die er sich hin und wieder noch gönnt«, ergänzte Torbas.

    Fentos Roon lauschte dem kurzen Gespräch der beiden Ordensschüler nur mit halbem Ohr. Sie redeten häufig über Dinge, von denen er nichts verstand, daran hatte er sich längst gewöhnt, und so fragte er auch nicht nach. Trotzdem mischte er sich in ihre leise geführte Unterhaltung ein, indem er fragte: »Wie ist es, wollen wir hinabsteigen, oder möchtet ihr beide die ganze Nacht über Mutmaßungen über euren Meister anstellen?«
    Torbas hatte sein Schwert auf den Rücken gegürtet, so wie Gorian es zu tragen pflegte, um nicht beim Klettern behindert zu werden. Jeder von ihnen trug eine Seilschlange über der Schulter, die Fentos Roon ihnen gegeben hatte. Die kopf- und seelenlos wirkenden Tiere schlangen sich um den Oberkörper – allerdings ohne dass einer ihrer Träger dabei das Gefühl hatte, in irgendeiner Weise eingeschnürt zu sein. Der junge Greifenreiter hatte seinen beiden Begleitern zudem die wichtigsten Befehle, mit denen die Seilschlangen gelenkt werden konnten, beigebracht. Die Worte, die dabei benutzt wurden, entstammten einer sehr frühen Form der gryphländischen Sprache, sodass ihre genau Bedeutung auch Gorian unbekannt war.
    »Vier oder fünf Grundbefehle reichen für unser Vorhaben«, hatte Fentos Roon erklärt. »Merkt euch diese Wörter gut, dann seid ihr für den Notfall gerüstet.«
    »Notfall?«, hatte Torbas nachgefragt.
    Fentos Roon hatte daraufhin genickt. »Beim Abstieg werde ich alle drei Schlangen kontrollieren. Sicher ist sicher. Aber vielleicht werden wir später getrennt, dann müsst ihr zumindest die wichtigsten Befehle kennen. Ihr müsst die Schlangen dann auch mit ihren jeweiligen Namen ansprechen, vergesst das nicht. Aber sprecht sie auf keinen Fall aus, während ich euch in die Tiefe bringe, denn dann würden
die Tiere augenblicklich nur noch auf eure Befehle hören, und das würde euch in eine schwierige Lage bringen.«
    Seilschlangen fanden so gut wie überall Halt, vermochten sich selbst an glattem Fels festzusaugen, und nicht einmal messerscharfe Kanten machten ihnen etwas aus. So wie beim Reiterwechsel während eines Gondelflugs umschlang das Kopfende den Oberkörper des zu Tragenden, während sich die Reichweite der Schlage verkürzte oder verlängerte, indem sie ihren Leib wie eine Feder spannte oder entspannte und sich sogar noch zusammenzog, wodurch der Körper dicker wurde, oder sich streckte, wobei der Durchmesser des Leibes schrumpfte. Bei welcher Länge bei der jeweiligen Schlange letztlich das Maximum erreicht war, darüber konnte nur spekuliert werden; selbst Fentos

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