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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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abfällig über einen Freund redet«, erwiderte Gorian.
    »Dass du nur von einem Freund sprichst, lässt mich hoffen, dass du nur diesen Adh meinst.«
    »Du bist mein Meister und ich dein Schüler. Eigentlich sollte ich dir den Rücken freihalten.«
    Shabran schüttelte den Kopf. »Du bist so weit, dich einen Meister im Haus der Schatten nennen zu dürfen. Ab dann wirst du ein dreifacher Ordensmeister sein, ich aber nur ein ganz gewöhnlicher Ringträger im Haus der Schatten.«
    Einsetzender Schneeregen sorgte dafür, dass sich die beiden Brandherde nicht allzu sehr ausbreiten konnten. Außerdem beteiligten sich Magiemeister des Ordens sowie Magier und Schamanen der Caladran an den Löscharbeiten.

    Gorian kehrte mit Meister Thondaril und Meister Shabran noch einmal auf die Mauer zurück, auf der er gegen den Assassinen gekämpft hatte. Nach Art der Caladran lauschte er in die Gassen und hörte das Gerede der Leute. Sie murmelten etwas von einem finsteren Fluch. Ein Zeichen wäre dies, das der Verborgene Gott gesandt hätte, um das nahe Ende der Welt anzukündigen.
    »Vielleicht lassen sich hier noch Spuren finden, die uns weiterbringen«, sagte der Hochmeister.
    »Magische Spuren«, murmelte Gorian, während sein Blick suchend über den Boden glitt.
    Vögel hatten sich über die Leiche des Assassinen hergemacht. Sein Gift-Rapier lag noch da und hatte nur eine gierige Ratte getötet, die unvorsichtig genug gewesen war, die Klinge zu berühren.
    Gorian fasste die Waffe am Griff. »Das hier ist mehr als ein Fingerzeig.«
    »Fragt sich nur, in welche Richtung«, murmelte Hochmeister Thondaril.
    Shabran hingegen schien sich vor allem für die blutige Spitze des Pfeils zu interessieren, die den Kopf des Assassinen durchschlagen hatte. Er beugte sich nieder, und seine Hand berührte die Pfeilspitze beinahe. Feinste Blitze aus Schwarzlicht zuckten aus seinen Fingerkuppen und tasteten über das Metall, als wären es Fühler.
    »Es scheint, als hättet auch Ihr etwas entdeckt, Meister Shabran«, bemerkte Thondaril.
    Der Schattenmeister wandte den Kopf. Sein Antlitz wirkte blicklos, da seine Augen vollkommen von Schwärze erfüllt waren. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er. »Vielleicht habe ich mich doch geirrt.«

19
Kalter Hauch
    Der Herzog von Eldosien zog mit großem Gefolge in die Stadt und nahm Quartier in der Zweiten Burg, die vom Magistrat schon seit geraumer Zeit für ihn geräumt worden war. Auf den Weg dorthin ließ er sich von den Bewohnern wie ein Befreier feiern.
    Seit Einbruch der vollkommenen Dunkelheit war beinahe jeglicher Verkehr mit der Außenwelt abgebrochen. Allenfalls noch aus der näheren Umgebung kamen ein paar Bauern, um ein paar wenige Lebensmittel an die hungrigen Massen zu verkaufen, die sich in Nelbar drängten. Nicht einmal die Meldereiter aus Oque schafften es, regelmäßig ihre Botschaften zu überbringen.
    Der Herzog hatte ein gewaltiges Heer mitgebracht, das die Lager vor der Stadt vergrößerte. Im Augenblick trugen diese Truppen eher dazu bei, die Situation zu komplizieren, als dass sie in der Lage gewesen wären, irgendetwas zur Rettung der Stadt beizutragen.
    Einen günstigen Zeitpunkt hatte der Herzog für sein Erscheinen gewählt, denn zum ersten Mal seit langer Zeit rissen die dunklen Wolken auf, die den Himmel verdeckten. Die Sterne wurden sichtbar, und der Mond und der Sonnenkranz wechselten sich wieder am Firmament ab. Allerdings war Letzterer so schmal geworden, dass es bei Vollmond heller
war als um die Mittagszeit. Die Nacht hörte nicht auf. Sie war nur klar und kalt geworden.
    Der Pegel des Bar sank, die Überschwemmungen innerhalb der Stadt gingen stetig zurück. Doch die Freude darüber hielt sich in Grenzen, bedeutete doch der Rückgang des Hochwassers, dass der Schmelzsee in Nord-Oquitonien inzwischen gefroren war und das Eis weiter nach Süden vordringen konnte.
    Die zunehmenden Schneefälle und der nun beständig wehende eiskalte Nordwind waren weitere Anzeichen dafür, dass es sich genau so verhielt.
    Beliak stand an Deck der Hoffnung des Himmels und streckte sich. Der Schneefall wurde dichter, aber noch war es überall viel zu warm, als dass der Schnee liegen geblieben wäre. Der Adh breitete die kräftigen Arme aus, so als wollte er jede einzelne Flocke begrüßen. Auf jeden Fall aber sollten ihn so viele wie möglich treffen, denn das empfand er als angenehm.
    Es befanden sich auch noch ein paar Wachen an Deck und die Maladran, die in der Nähe des Bugs kauerten.

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